Dunkle Kammer - helle Kammer



Der Prozeß des Zeugens - so oder so, natürlich - ist ungleich befriedigender als dieses endlose Starren in einen Computermonitor. Das Tasten im Dunklel, geführt nur von einem schwachen, roten Licht. Das Warten auf die ersten Spuren im Bild, das im Entwickler liegt. Dann das Erkennen.
Immer noch ein alchimistischer Prozeß.

Augenzucker | 15:54h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
dondahlmann - Samstag, 12. März 2005, 16:09
Uh - ja. Früher, mit dem alten Belichter von meinem Vater aus den 60er Jahren rumprobiert. Abwedeln geübt, Sepia toll gefunden, Rot-Phase gehabt. Nur vorher immer dieses Fummeln im dunkeln, bis man den Diafilm aus der Kamera in das Diafilmentwicklerdöschen gebracht hatte, dann das Schütteln und hoffen, dass das was geworden ist, das war nervig. Schöne Frau, da auf den Bildern.

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kid37 - Samstag, 12. März 2005, 16:20
Die Rot-Phase hält mich heute noch oft vorm Durchdrehen ab. Nur Augen und Hände sein, nicht Denken. Ganz groß. Leider habe ich der wirklich schönen Frau die ebenfalls schönen Hände abgeschnitten. Ärgerlich. Mal sehen, was der Rest des Materials hergibt.

Sie haben auch Dias selbst entwickelt? Das lohnt privat doch kaum oder hatten Sie so einen hohen Durchsatz?

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dondahlmann - Samstag, 12. März 2005, 18:01
Ne, das lohnte sich nicht. Aber ich wollte es machen, weil ich wissen wollte, ob ich es kann. Später hab ich dann die Filme immer zum Entwickeln gegeben, denn es machte einfach keinen Spaß für 50 Mark Chemie zu kaufen, sich die Finger zu verätzen, die Negative pimaldaumen zu entwickeln um zu sehen, was dabei raus kommt. Ich hatte es damals schon mit einem schönen Hals. Und Haaren die ins Gesicht fallen. Auch so ein Hobby (Fotografieren mein ich) das ich zu Gunsten des Schreibens dran gegeben habe. Beides geht einfach nicht wirklich richtig zusammen. Vielleicht, wenn ich den Friedenpreis des deutschen Buchhandels gewonnen habe, oder als Redakteur in Espelkamp-Mittwald arbeite. Und schöne Frauen zu fotografieren, ist sowieso das tollste.

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kid37 - Sonntag, 13. März 2005, 03:05
Truffaut sagte, ein Film solle zeigen, wie schöne Frauen schöne Dinge machen. Ich bin ja mehr so Freund des Cinema of Transgression, aber prinzipiell halte ich mich daran.

Schreiben und fotografieren unter einen Hut zu bringen, stelle ich mehr schwierig vor.

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leteil - Samstag, 12. März 2005, 17:54
das "so oder so" könnse aber laut sagen. (das entwickeln ist schon ganz lange her)

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kaltmamsell - Samstag, 12. März 2005, 17:54
Zack! Perfekter Anlass, auch meine Geschichte dazwischenzukacken.

Während meines Volontariats bei der Zeitung musste ich auch fotografieren (mit einer lokalredaktionellen Leihkamera und schauderhaften Ergebnissen). Die Abzüge machte ein sonst hauptberuflicher Bereitschaftspolizist (der gerne seinen kleinen Sohn mitbrachte, dem er - wir schrieben das Jahr 1987 - das Lied beigebracht hatte: "Maikäfer flieg, mein Vater ist im Krieg, mein Vater ist in Wackerland, Wackerland ist abgebrannt..."), die Filme mussten wir selbst entwickeln. Und dazu erst mal aus der Kamera bekommen.

Es hatte zwar mal eine Dunkelkammer gegeben, die war aber mittlerweile ungenutzt und nicht mehr dunkel. Den einzigen Schutz vor Licht bot die eisenumschlossene Drehtür zum ehemaligen Labor. Auf diesen Quadratmeter Dunkelheit musste ich mich also immer kauern, Kamera öffnen, Film ertasten, belichtetes Filmstück rausschneiden (ich brauchte ja nur die eben geknipsten Fotos für die morgigen Ausgabe), Rest des Films zurück in die Kamera pulen (sparen!), Filmstück sauber auf die Schiene für den Entwicklungsbecher popeln. Hei, hatte ich Spaß.

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kid37 - Sonntag, 13. März 2005, 03:12
Schon klar. Die einen pinkeln mir auf den Teppich, da kommen die nächsten und... ;-)

Ich habe ja Anfang der 80er auch so in Gorleben am Zaun gewackelt und so und finde diese Art grimmiger Humor und Zynismus schon recht befremdlich. Die Arbeitssituation bei Ihnen damals aber auch. Bei so einem Gefrickel haben Digitalkameras natürlich sofort gewonnen.

Ich bin ja insgesamt ein wenig altmodisch - und fotografiere auch fast nur noch Mittelformat. Ich liebe solche Arbeiten.

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mark793 - Sonntag, 13. März 2005, 03:17
Ähm, was ist Mittelformat?
Bin als reinrassiger Textknecht da nicht so firm...

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kid37 - Sonntag, 13. März 2005, 03:20
Rollfilm (statt Kleinbildfilm). Negativformat dann ab 6 x 4,5 bis 6 x 9 cm.

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mark793 - Sonntag, 13. März 2005, 03:29
OK, I see!
Hab Leute immer bewundert, die sowohl schreiben als auch fotografieren können. Hab in den Zeilenschinder-Tagen beim Lokalblättchen da und dort auch draufgehalten, aber es ist nie mein Ding geworden. Vater, Bruder, Kollegen - es gab immer jemanden in Reichweite, der das wesentlich besser konnte. Und es hat mir sowohl an Bildbegabung wie auch an Motivation gefehlt, das aussichtslose Rennen aufzunehmen. Dafür hab ich mich dann an der Stromgitarre schadlos gehalten...

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kid37 - Sonntag, 13. März 2005, 03:37
Wer nicht? Dies ist ein Akkord. Dies ist ein zweiter. Hier der dritte. Nun gründe eine Band. So war es bei mir damals.

Das mit den Groupies war aber ein leeres Versprechen.

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mark793 - Sonntag, 13. März 2005, 03:43
Slips oder Teddybären flogen mir auch nicht um die Ohren. Gottlob auch nix Massiveres. Gleichwohl müsste ich lügen, wenn ich behaupten würde, da wär geschlechtlich gar nix bei rumgekommen...

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kid37 - Sonntag, 13. März 2005, 03:59
Sie Gitarrenheld ;-) Ich war da immer in Beziehungen, da war mehr als Autogramme geben nicht angesagt, haha. Hat mich aber auch keine nach gefragt. Ich bin auch nicht so oft aufgetreten, das lief dann später mehr in der Kassettenszene.

Irgendwann mache ich mal MP3s, dann quäle ich meine Leser.

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lady.death1 - Samstag, 12. März 2005, 21:39
Und wie sieht der Rest des Bades aus?
:)

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kid37 - Sonntag, 13. März 2005, 03:13
Auch sehr schön. Vielleicht schöner sogar. ;-)

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