Eyemazing



Seit beinahe elf Jahren gibt es das superschöne, leider aber auch superteure Eyemazing Magazine, das viermal im Jahr besondere, verstörende, besonders verstörende, auf jeden Fall ungewöhnliche Kunstfotografie zeigt. Der voluminöse Sonderband (knapp 550 Seiten) gibt einen sehr hübschen Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen, sticht dabei mit Opulenz ins Auge, liegt aber auch gewichtig auf dem Bauch, wenn man damit auf dem Sofa kuscheln will. In der Mehrzahl sind es Schwarzweiß-Aufnahmen, sepiagetonter, osteuropäischer Morbidcharme beispielsweise, bekanntere Namen wie der schräge, eigenbrötlerische Miroslav Tichý, aber auch eine Vielzahl weniger durchrezensierte Nischenkünstler. Kuratiert werden Auswahl und Magazin von Eyemazing Susan, also Susan Zadeh aus Amsterdam. Eine Übersicht über einen Großteil der Cover gibt es hier, wo man in schneller Abfolge die inhaltliche Entwicklung von der frühen, noch deutlich werblicher orientierten Farbfotografie hin zum entrückteren Fokus auf Kunstfotografie anschauen kann. Beruhigend, daß das Magazin zuletzt so beunruhigend geworden ist.

Eine Idee, die man haben kann. Leider muß man das auch leben, was bedeutet, viel mit Menschen zu tun zu haben, die gerne laut über eigene Erfolge reden, kleine Finger abspreizen oder umständliche und verwickelte Geschichten über die Reparatur von Bulthaup-Küchen oder alten englischen Sportwagen erzählen. Kurz: Mir fehlte es nicht an Eifer, aber an Geduld, das Ganze hübsch einzuwickeln und mit verkaufsfördernder Sozialvaseline einzuschmieren. Sonst besäße ich ja ein Weltreich oder wenigstens einen alten englischen Sportwagen.

Ex Libris | 12:00h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
sakanachan - Dienstag, 14. Januar 2014, 12:38
Ein Fahrradsattel von Brooks ist schon mal ein guter Anfang.

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kid37 - Dienstag, 14. Januar 2014, 15:24
Sogar ein bequemer.

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nuss - Dienstag, 14. Januar 2014, 17:51
Das ist gut so. Ich glaube, nicht einmal Sie würden es schaffen, in einem Sportwagen gut auszusehen. Und das will was heissen.

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kid37 - Dienstag, 14. Januar 2014, 20:47
Sie kitzeln den inneren Steve McQueen in mir! Gut, leicht ist das nicht. Aber nun möchte ich mir fast schon aus Trotz und Prahlsucht einen MK II oder was ähnliches kaufen. Hier jetzt noch 'ne 37 auf die Tür gemalt? (Aber ich weiß, wohin das führt: Nächster Schritt dann eine Kette aus Blechdosen hinten an die Stoßstange gebunden und aus ist's mit dem Leben als Hagestolz.)

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mifasola - Freitag, 17. Januar 2014, 11:44
(Und noch einen Schritt weiter ist das Autochen wieder weg, weil zwar die Gattin reinpasst, aber nicht auch noch der Nachwuchs plus Nachwuchs-Equipment...)

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sakanachan - Freitag, 17. Januar 2014, 16:51
Die gemeinte Zielgruppe hat ja einen Volvo als Zweitwagen.
Wer bringt die gepatchworkten Kinder, wer holt sie?

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kid37 - Sonntag, 19. Januar 2014, 14:21
Bei mir reicht es sicher nur zum Daihatsu Trevis. Vier Türen, links ein Kind, rechts eins.

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kreuzbube - Montag, 20. Januar 2014, 10:53
Aber Marianne Faithful hat gesungen:

At the age of thirty-seven she realised she'd never
Ride through Paris in a sports car with the warm wind in her hair.

Man muss also wegen dem Sportwagen schauen, ob man schon drüber ist.

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kid37 - Montag, 20. Januar 2014, 15:20
Mit dem Trevis über die Champs Élysées. Anti-Coolness ist das neue Cool.

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novesia - Dienstag, 14. Januar 2014, 17:44
<3
Vielleicht unterschätzen Sie aber auch Ihre Geduld?

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kid37 - Dienstag, 14. Januar 2014, 20:52
Gleichwohl ich sehr hartnäckig sein kann (so wie in sehr hartnäckig), fehlt mir doch meist die Geduld Untergebenen Menschen, die vom Leben andere Ansichten haben aufgeplustert im Weg rumstehen, mit Nachsicht und innerer Ruhe zu begegnen. Ich müßte Diplomaten ausschicken, mir den Weg zu bahnen.

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frau eff - Mittwoch, 15. Januar 2014, 15:02
Deshalb doch der Sportwagen! Für im Weg rumstehende Menschen braucht man dann weder Nachsicht noch Ruhe, sondern lediglich einen beherzten Tritt aufs Gaspedal.

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kreuzbube - Donnerstag, 16. Januar 2014, 14:18
Als Eigner eines älteren, englischen Sportwagens kann ich sagen: Man steht damit ziemlich viel im Weg herum...

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frau eff - Donnerstag, 16. Januar 2014, 17:35
@kreuzbube
Als nächstes sagen Sie noch, dass man als Eigner eines solchen Sportwagens Geduld braucht. Gibt es denn nichts wirklich Schönes mehr auf der Welt?

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kreuzbube - Donnerstag, 16. Januar 2014, 20:00
...und Spucke. Die vor allem. Und Puste. Wenn die Karre mitten auf der Kreuzung absäuft und man wieder dafür sorgen möchte, dass der zum Erliegen gekommene übrige Verkehr wieder verkehrt.

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kid37 - Donnerstag, 16. Januar 2014, 23:07
Ich könnte auch so einen Schwarzen nehmen, der sieht auch beim Rumstehen interessant aus. (Die "37" dann hinten auf diese runde Heckklappe oder was das ist. Kann man dann nur vom Hubschrauber aus sehen.)

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kreuzbube - Freitag, 17. Januar 2014, 10:09
Ein sehr schöner Rumsteher ist das.

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kid37 - Freitag, 17. Januar 2014, 11:29
Obwohl die Schnauze ein wenig kurz ist, von oben hat es was Froschiges. Müßte man mal von vorne sehen.

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anousch - Mittwoch, 15. Januar 2014, 15:21
"Wenig durchrezensierte Nischenkünstlerin" - Vielen Dank, eine schöne Formulierung, die meinem Selbstbild entspricht. Darf ich mir das auf meine Visitenkarte drucken?

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gaga - Donnerstag, 16. Januar 2014, 22:56
wenig durchrezensiert ist großes Kino.
Ich wäre fast ein bißchen neidisch auf die glänzende Idee mit der Visitenkarte, wenn es nicht du wärst, liebste Anousch (außerdem bin ich ja auch keine Autorin, ich blogge ja nur ein bißchen wild herum!).
Wenn kid es nicht erlaubt, erlaube ich es!

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kid37 - Donnerstag, 16. Januar 2014, 23:05
Da fragen Sie mich? Ich bin noch gar nicht richtig durchrezensiert. Ja, klingt interessant. Aber nicht, daß das zu so Bierzeltkommentaren führt!

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gaga - Freitag, 17. Januar 2014, 00:09
Bierzeltkommentare
ist aber auch ganz großes Tennis.

(ich frage jetzt aber nicht, ob ich mir das auf die Visitenkarte drucken darf)

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kid37 - Freitag, 17. Januar 2014, 00:21
Ich überlege gerade, ob ich als Bierzeltkommentator eine weitere Karriere aufbauen könnte.

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vert - Freitag, 17. Januar 2014, 02:43
und so ne bierzeltbesatzung mal so richtig nach allen regeln der kunst von vorne bis hinten durchrezensieren, das würd ihnen so gefallen!

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monnemer - Freitag, 17. Januar 2014, 08:56
Bierzeltkommentator und Rezensionsunterwanderer. Man achte auf die letzten 20 Sekunden.

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kid37 - Freitag, 17. Januar 2014, 11:28
Mir fällt ein, daß ja bestimmt auch in Kifferstuben regelmäßig was durchrezensiert wird. Ein vielfältiges Wort.

@Monnemer: Großartig! Und es stimmt, daß diese Zahl eine gerne spontan genannte ist. Auch jahrelange Forshcung hat mich dem wahren Grund noch nicht näher gebracht, man muß vermuten, daß die Anordnung von Primzahlen ("starke", "solitäre" Zahlen) etwas damit zu tun hat. Die Fundstellen für dieses Phänomen sind jedenfalls beachtlich. Vielleicht liste ich das alles mal nach und nach auf.

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kid37 - Donnerstag, 16. Januar 2014, 23:08
Hier muß jetzt aber noch einer sagen: Dieses Buch sieht aber wirklich sehr interessant aus, Herr Kid. Vorher gehe ich nicht ins Bett.

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frau eff - Freitag, 17. Januar 2014, 08:30
Das Buch sieht neben "interessant" auch verschmutzt aus. Als habe jemand das mit dem coffee table book sehr wörtlich genommen und geschlabbert.

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kid37 - Freitag, 17. Januar 2014, 11:31
Ah, endlich. Nun kann ich ein kleines Nickerchen machen. (Praktisch, nicht wahr? Aufgedruckte Verschmutzungen. Was man da an Kaffee spart! Vor einiger Zeit hat einer mal gewichtige Werke in seinem regal fotografiert, aber man sah, die waren kaum bis nie gelesen. Kann hier nicht passieren!)

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