Dienstag, 14. Januar 2014


Eyemazing



Seit beinahe elf Jahren gibt es das superschöne, leider aber auch superteure Eyemazing Magazine, das viermal im Jahr besondere, verstörende, besonders verstörende, auf jeden Fall ungewöhnliche Kunstfotografie zeigt. Der voluminöse Sonderband (knapp 550 Seiten) gibt einen sehr hübschen Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen, sticht dabei mit Opulenz ins Auge, liegt aber auch gewichtig auf dem Bauch, wenn man damit auf dem Sofa kuscheln will. In der Mehrzahl sind es Schwarzweiß-Aufnahmen, sepiagetonter, osteuropäischer Morbidcharme beispielsweise, bekanntere Namen wie der schräge, eigenbrötlerische Miroslav Tichý, aber auch eine Vielzahl weniger durchrezensierte Nischenkünstler. Kuratiert werden Auswahl und Magazin von Eyemazing Susan, also Susan Zadeh aus Amsterdam. Eine Übersicht über einen Großteil der Cover gibt es hier, wo man in schneller Abfolge die inhaltliche Entwicklung von der frühen, noch deutlich werblicher orientierten Farbfotografie hin zum entrückteren Fokus auf Kunstfotografie anschauen kann. Beruhigend, daß das Magazin zuletzt so beunruhigend geworden ist.

Eine Idee, die man haben kann. Leider muß man das auch leben, was bedeutet, viel mit Menschen zu tun zu haben, die gerne laut über eigene Erfolge reden, kleine Finger abspreizen oder umständliche und verwickelte Geschichten über die Reparatur von Bulthaup-Küchen oder alten englischen Sportwagen erzählen. Kurz: Mir fehlte es nicht an Eifer, aber an Geduld, das Ganze hübsch einzuwickeln und mit verkaufsfördernder Sozialvaseline einzuschmieren. Sonst besäße ich ja ein Weltreich oder wenigstens einen alten englischen Sportwagen.