Als ich erfuhr, daß Lunally Croft auf drangvoller Suche nach dem "blauen Stab" ist, fiel mir ein, wie es damals war. Sagen wir, im 12. Jahrhundert. Männer suchten nach der blauen Blume, meist reichte ihnen auch ein blaues Tuch, das von den Burgzinnen herunterwehte, ehe sie sich davon- tristanisierten oder -parzivalten. (Der Sinn für getragene Unter- wäsche ist vielen Troubadouren ja bis heute erhalten geblieben.)
Wie aber mußten sich die Frauen verdingen? Die Hildegards und Edelgundes hinter Klostermauern?
Nun, die starrten inbrünstig zum romanischen Fenster hinaus und dachten beteten sich eins. Glaubens- freudig und kontemplativ gossen sie tagsüber mächtige Altarkerzen, nur unterbrochen von den Stundengebeten, die sie an die Gelübde der Beständigkeit („Stabilitas“) und des Gehorsams („Oboedientia“) erinnern sollten. Tätigkeit und Denken fielen in eins und spiegelten sich in der Architektur.
Frau Croft zieht es hinaus in die Welt auf der Suche nach Abenteuern und dem blauen Stab. Statt einfach mehr aus dem Fenster zu sehen. Sobald man aber im klösterlichen Leben und im Glauben Fortschritte macht, weitet sich das Herz, und man geht den Weg der Gebote Gottes in unsagbarer Freude der Liebe. (Aus den Regeln des hl. Benedikt)
Das leuchtet doch ein.
Vor Erschöpfung bekomme ich Nasenbluten, so tropfte ich heute einmal mehr melodramatische Muster auf den Boden meines Bades. Sieht ja eigentlich ganz hübsch aus, das rote Blut auf den weißen Fließen. Wenn es nur nicht so eine Sauerei wäre, das wieder wegzuputzen.
Gibt es hier irgendwelche Voodoo-Spezialisten? Zwei schwarze Nadeln in das Gaumensegel meines Nachbarn, bitte.
Ich muß mich aber auch wundern, was sind denn das für Wände? Blut und so was unbedingt fotografieren und beim Worst Trauma Picture Contest einreichen. Da stehen wir sehr drauf.
Gegen diese Wand ist an sich nichts einzuwenden. Aber gegen das, was mich von meinen polnischen Nachbarn unter mir trennt, schon. Die müssen auch einen Hörschaden haben, ich kenne inzwischen alle ihre CDs. Irgendwie habe ich immer polnische Nachbarn mit einem sehr schlechtem Musikgeschmack, das war in der alten Wohnung genauso (nur hörten die keinen Billig-Techno, sondern Polski Pop und "Ace of Base" und so ein Zeugs). Und immer greift irgendwann einer zum Messer. Dort gab es nur einen über zwei Stockwerke blutbesudelten Hausflur. Hier starb eine junge Frau, ermordet von ihrem Ex-Mann.
Immer greift irgendwann einer zum Messer... In so einem Haushalt habe ich auch mal gewohnt. Aber das ist ja jetzt vorbei.
Sie bringen mich jetzt wieder auf Ideen. Ich hatte das Kloster gerade ad acta gelegt.