Hinter diesem schönen Ohr steckt es faustdick
Am Wochenende schleppte mich die spektakuläre Frau in die Hamburger Kammerspiele. Dort fiel nämlich der letzte Vorhang für "Live!" - gespielte Werbespots auf den Brettern, die immer noch die Welt bedeuten. Ob Focus, McDonald's oder Sparda-Bank, bekannte TV-Spots bewiesen erstmals ihre Bühnentauglichkeit. Mein Favorit: Der subtil selbst-persiflierende Perwoll-Spot ("Mit einer Flasche Weichspüler auf 'ner Vernissage? Alles klar." - "Darüber wundert sich doch heutzutage keiner mehr.")
Ein wenig spröde moderiert von uns Ulla Kock-am-Beee gab es einen munteren Reigen mehr oder weniger gut inszenierter Mini-Stücke. Fast Beckett'sche Qualitäten erreichten dabei die stummen Kühe von Wüstenrot. Die kamen aber beim unterhaltungshungrigen Publikum nicht so gut an. Kinder auf der Bühne reißen ja immer was, so daß der VW- Direktgetriebe-Spot einige Elternherzen höher und -hände lauter klatschen ließ.
Wer weiß, vielleicht wird man so etwas bald öfter sehen. Ein gespielter Werbespot in der Umbaupause von "Macbeth". Für Küchentücher zum Beispiel.
(Bilder im Kommentar)
In manchen Stadttheatern werden ja bereits Spots an den Vorhang projiziert. Ich habe mich gut unterhalten, was ich nicht von jeder "echten" Inszenierung sagen kann. (Ich bin aber auch kein Theaterfan, mir fehlt da ein wenig das Problembewußtsein.)
@Mark: Ihr Bruder ist dann wohl ÖD und steht unter Tarifgehalt ;-). Der künstlerische Bereich wird ja komplett kaputtgespart. Wenn man sagt, man will sich ein Theater leisten, sollte man auch das entsprechende Budget bereitstellen (dann könnten sich die Gewerkschaften auch endlich mal mit dem Bühnenverein einigen und so Zöpfe wie "Hebezulagen" für schwere Kostüme streichen). Oder man sagt: Wir wollen das alles nicht mehr. Wäre auch in Ordnung.