So You Wanna Be A Meme-Star



In meinem neuen Tumblr-Blog Dinge, die auf Dinge geworfen wurden sammle ich Fotos von Dingen, die auf Dinge geworfen wurden. Das können Gegenstände sein wie Bierflaschen oder Zigarettenschachteln, die von Fußgängerbrücken auf Vordächer geworfen wurden. Oder Münzen und Kleingegenstände, die von Kais auf Duckdalben landen. Was es halt so gibt. Die Sache fängt wie die meisten klein an. Erst mache ich hier und da ein Foto, bei denen es heißt "Wieso fotografierst du denn das?" oder auch "Was soll das sein?". Dann liegen die so rum, bilden Stapel und bald ist es eine SAMMLUNG. Bald gibt es in Hamburg, weil die Hamburger sich freuen, daß es auch mal was in Hamburg gibt, ein gewisses Raunen, unter den im Internet veröffentlichten Bildern von Dingen, die auf Dinge geworfen wurden erscheinen witzige Unterschriften, Szene Hamburg berichtet, bald auch das Abendblatt.

Dann muß ich nach Berlin, Hauptstadt in vielem, vor allem auch in Dingen, die auf Dinge geworfen wurden, manche sagen sogar, janz Berlin is een Ding, das auf was anderes geworfen wurde. Ich muß aber aufpassen und schon deshalb dahin, damit nicht ein kreativer Schwabe Berliner auf die Idee kommt, diese Idee mit einer .com-Adresse und vielen Hipster-Werbebannern ins Netz zu stellen, damit auch Monopol und Art und schließlich derdiedas tip und schließlich Kulturzeit darüber berichten. So aber werde ich selbst mit dieser Idee bekannt, Tyler Sonderzeichen-Brûlée schenkt wohlwollende Aufmerksamkeit, die SZ-Online macht eine lange Klickstrecke mit vielen Bildern, Iris Radisch schreibt einen Verriss in der Zeit ("Quatsch, der mit Quatsch gemacht wird"), Felicitas von Lovenberg dagegen einen amüsierten Artikel in der FAZ. Dadurch werden auch Spon und Stern-Online aufmerksam, ein Spiegel-Redakteur veröffentlicht schnell ein Fotobuch mit derselben Idee, setzt sich damit aber nur auf dem Mitbringselmarkt der Bahnhofsbuchhandlungen durch.

Ich hingegen fliege nach New York (das ist eine Stadt in den USA), um dort zu fotografieren, denn, wie heißt es so schön, wer in New York Dinge, die auf Dinge geworfen wurden fotografieren kann, der kann überall Dinge, die auf Dinge geworfen wurden fotografieren. Das schlägt tatsächlich ein. Man nennt mich den neuen The Selby oder auch den Satorialist für Dinge, die auf Dinge geworfen wurden. Promis, auch aus Berlin, mailen mich an, um ihre von Dingen beworfenen Vordächer von mir fotografieren zu lassen. Der Rizzoli-Verlag wird aufmerksam und möchte einen Bildband herausgeben, allerdings meldet sich zeitgleich auch ein gewisser Benedikt Taschen, der bemerkt hat, daß Internet-Phänomene bislang an ihm und seinem Verlag vorbeigegangen sind.

Um den Kontakt zur Basis nicht zu verlieren, mache ich in Hamburg und kleineren Städten im Ruhrgebiet, wo seit Jahren schon Dinge, auf Dinge geworfen werden und auch liegenbleiben, launige Unterhaltungsabende in Pinten und anderen Szene-Lokalitäten, bei denen ich Dias von Dingen, die auf Dinge geworfen wurden an die Wand projiziere und mit lustigen Ankedoten und Erlebnissen garniere. Mittlerweile zeigen sich im ganzen Land plötzlich Menschen Fotos von Dingen, die auf Dinge geworfen wurden und treffen sich zu geselligen Abenden unter dem Motto Zeigst du mir deins, zeig ich dir meins.

Fast hätte ich vor lauter Trubel einen Anruf aus Italien verpaßt. Der Panini-Verlag ist in der Leitung, man möchte einen Sammelband herausbringen mit Klebebildchen von Dingen, die auf Dinge geworfen wurden. [aufgew.]

Homestory | 14:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
kreuzbube - Dienstag, 3. September 2013, 16:01
Panini-Bildchen! Dass ich ausgerechnet darauf nicht selbst gekommen bin!

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kid37 - Mittwoch, 4. September 2013, 00:41
Sammel sie alle!

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mark793 - Dienstag, 3. September 2013, 18:13
Das einnert mich entfernt an eine Idee, die ich mal hatte: Man müsste Bilder von Tieren einer bestimmten Gattung - Olme zum Beispiel - hernehmen, mäßig witzige grammatikalisch inkorrekte Äußerungen in Sprechblasen dazustellen, in der Art von "Kannst ich Bulettenbrötchen mit Schmelzkäse ham?" und das ganze unter dem Rubrum *kringel*olme in Umlauf bringen, das würde bestimmt abgehen wie Schmidt's Lautherauslachkatze. Aber irgendwie ist da nie was draus geworden, ich weiß auch nicht, woran es klemmte, war vielleicht die falsche Idee am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt...

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kid37 - Mittwoch, 4. September 2013, 00:40
Axo-Lols wären so cool gewesen! Und jetzt werden wir von diesem anderen Tier überlollt.

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mark793 - Mittwoch, 4. September 2013, 19:10
Haha, genau: "Axo-Lol roflkill".

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gaga - Dienstag, 3. September 2013, 18:32
Toll. Toll. Toll.

Alleine schon wegen des Verrisses von Frau Radisch lohnt sich die Sache (mein absoluter Lieblings-Verriss von ihr ist über Herta Dingens Nobel-Preis-geschmücktes Gulag-Werk).

Vom Finanziellen gar nicht zu reden.

O.k. - den Weltruhm nimmt man so nebenher auch noch mit.

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kid37 - Mittwoch, 4. September 2013, 00:36
Mein aktueller Lieblingsverriß ist ja Frau von Lovenbergs Bemerkung in der FAZ zum neuen Werk der Frau H. Ich glaube sofort jedes Wort.

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gaga - Mittwoch, 4. September 2013, 02:04
heieieij
(ich fürchte ich bin für derlei Oeuvre, einschließlich der Rezension zu alt - - - eventuell färbe ich demnächst die partiell ergrauten Haare und finde dann wieder Geschmack an jugendlicher Orientierungssuche)

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montez - Dienstag, 3. September 2013, 18:57


Ich habe extra einen tote Wespe für Sie auf das dreckige Glasdach geworfen. Leider erkennt man nicht so viel, aber ich denke, das macht nichts. Ich kann Ihnen das Bild schenken sehr günstig verkaufen. Das wär' doch was für Ihr Projekt?

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saxana - Dienstag, 3. September 2013, 19:32
O ja, verkaufen, ein Bild an Sie verkaufen, gute Idee. Da mach ich auch mit.

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kid37 - Mittwoch, 4. September 2013, 00:33
Das ist doch aber eher was für meinen Jahreskalender Mit toten Tieren durch das Jahr? Aber gut, auf diese Weise könnte auch plötzlich zum echten Kunstsammler werden. Dann wird später halt ein Flügel des Moma nach mir benannt.

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prieditis - Dienstag, 3. September 2013, 19:31
Ich bin nun ganz froh, daß wir in L Dinge an andere Dinge gelegt haben und nicht, wie zwischenzeitlich besprochen, warfen.
Das wäre ja ein schönes Urheberrechtsding geworfen...äh -worden

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kid37 - Mittwoch, 4. September 2013, 00:31
Bei anlegen muß man auch vorsichtig sein. Nicht, daß da Rechte an Domino verletzt werden, sollte das nicht gemeinfrei sein.

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nnier - Dienstag, 3. September 2013, 22:03
Everything You’ve Ever Wanted To Know About Dinge, die auf Dinge geworfen wurden (Buzzfeed)

Bei besagtem Mitbringselbuch klappte mir allerdings die Kinnlade herunter. Klauberger, und dann noch so schlecht.

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kid37 - Mittwoch, 4. September 2013, 00:30
Ich hätte eine Fußnote dranmachen sollen, based on a true story. Gut, manche Ideen liegen in der Luft, aber trotzdem. Und dann so schlecht, genau.

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carodame - Mittwoch, 4. September 2013, 13:56
Sammelbildchen in Kakaopäckchen, Milchpulver, Nussaufstrichdeckel und Knäckebrotverpackung. Geht um die Welt. Oder die halbe.

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kid37 - Sonntag, 8. September 2013, 18:00
Zuletzt: ein eigener Hashtag auf/bei/in Twitter.

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ana - Mittwoch, 4. September 2013, 16:52
Einmal war ich bei K. in der Wohnung. Auf dem Boden lagen "Dinge, die auf Dinge geworfen wurden". Man konnte sich keinen Weg dazwischen bahnen, sondern musste auf der obersten Schicht der Dinge gehen. Irgendwo blitzten aus einer tieferen Schicht Teile eines Philosophieexamens hindurch, bei denen die Note mit einer eins begann. Nach dem Studium hat K. eine Zeit erfolgreich in einer bekannten Werbeagentur gearbeitet, aber nun lebt er schon lange von Hartz IV. Manchmal dreht er noch kleine Filme, die er auf You tube präsentiert. Obwohl ich sie schätze, mag ich keinen in diesem Zusammenhang verlinken. K. lässt nämlich kaum einen in seine Wohnung und schämt sich für die "Dinge, die auf Dinge geworfen wurden", obwohl er sich im Rahmen Ihres Projekts damit stolz und selbstbewusst präsentieren könnte.

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kid37 - Sonntag, 8. September 2013, 18:02
Ich muß präzisieren: Dinge, die öffentlich auf andere Dinge geworfen wurden. Sonst wird das wieder so menschlich.

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mifasola - Mittwoch, 4. September 2013, 20:09
Ein Folgeband für die kunstinspirierte DIY-Szene muss dann aber ebenfalls folgen. Auf Dinge geworfene Dinge fotografieren für Dummies. (Oder vorsorglich erstmal Dinge auf Dinge werfen für Dummies?) Und dann die gebrandete Kamera undundund...

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maphisti - Donnerstag, 5. September 2013, 22:38
trash -- culture -- trendy -- trendy -- culture -- trash
Bitte bedienen Sie sich!

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kid37 - Sonntag, 8. September 2013, 18:04
Das wäre die wunderbare zweite Welle. Die besten Plätze um Dinge, die auf Dinge geworfen wurden, zu fotografieren. Selbstverständlich auch als App für das Wischtelefon.

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schneck - Samstag, 7. September 2013, 12:23
Der schönste Businessplan, den ich je vernahm!

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kid37 - Sonntag, 8. September 2013, 18:04
Man soll ja immer Plan C bis D in der Tasche haben. Für Regentage.

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