Überstanden
Der Sommer scheint zum Glück überstanden. Gestern ein letztes Aufbäumen, nun sinken die Temperaturen den bald folgenden welken Blättern gleich hinab. Juchhu! mag man rufen. Nun kommt sie, die schöne Zeit, der Schrecken, wie die meisten Schrecken, geht vorbei. Juchhu! rufe ich also den jungen Menschen auf der anderen Straßenseite zu, die auf dem Weg zum Freibad sind. Es ist ein Herbst in der Luft, zaghaft kämpft er an gegen letzte fiebrige Schwaden aus Einweggrills und Sonnenmilch. Er lauert aber da, unverkennbar, unverstellt und einem sanften, nachsichtigen Lächeln, weht mit milder Luft über strandsandige Haut. Juchu! also, ihr Toren. Zum Ende geht, was enden muß.
Gestern einen Anflug von Kraft dazu genutzt, der Ankunft der Herbstmode in den Geschäften zu applaudieren. Über dicke wollene Woolrich-Jacken zu streichen, über schwere dunkle Stoffe doppellagiger Mäntel, in Gedanken die guten Menschen einkleidend. So seht ihr dann aus in meinen schwelgenden Träumen und auf dem Weg zum Herbstpicknick.
>>> Geräusch des Tages: Warpaint, Stars
Die ersten Modekataloge für den Herbst sind schon in meinem Briefkasten gelandet. Die Trendfarben -
Klick - heißen dort nicht länger azurblau, kirschrot oder blaubeereis, sondern nun herbstlaub, rote-bete oder kastanie. ( Schwarz geht ja immer, aber ich habe die letzten Jahre ein wenig mehr Farbe in meinen Kleiderschrank gebracht. ) Die wohlgekleideten Menschen sind sicher auch nur auf den Photographien rein in schwarz-weiß.
Widerspruch, Euer Ehren!
"Herr: Es ist Zeit. Der Sommer" IST "sehr groß."
Ein wenig Autosuggestion hat noch niemandem geschadet. In ungefähr sechs bis zehn Wochen passt der Eintrag wie angegossen und die Anziehsachen aus dem Schaufenster können sogar angezogen werden. Der Countdown läuft. Zwar in Zeitlupe, aber gut Ding braucht eben Weile.
Mann sind das schöne Bilder und von 2012! Freue mich, wenn die Hitze nachlässt.
In sechs Wochen ist auch offiziell Herbstanfang, das ist nicht mehr lang. Und dann alle schöne Kleider, nicht mehr die knapp das Geschlecht bedeckenden, abrasierten HotPants, in denen meine Leserinnen (und möglicherweise auch Leser!) derzeit herumlaufen.
Dann muss ich mir nun wohl dringlich ein Weißschleifchen für's Haupt besorgen, bevor die alle gleich wieder abverkauft sind.
Da ist allerdings Eile geboten. Ich sah schon melancholische Menschen sich die Nase am Schaufenster plattdrücken.
Heute war der Sommer hier noch stramm, morgen wird er sich vielleicht ein wenig auf die Seite legen und dimmen. Die Luft wird beschleunigt und hier versammeln sich Vogelschwärme lärmend in den Wipfeln. Modenschauen beschwören wie immer böses Leibschneiden an den kürzeren Tagen herauf und vermitteln Vorfreude auf schwindsüchtiges Sein mit Lust an der Qual. Oh, ja...
Sie verstehen das! Bald schnaufen auch wieder Igel lautstark durch die Gärten, sich Winterspeck anfressend. Und dann sind sie weg, die Rauchschwalben und Mauersegler. Und Hummeln liegen klamm im Tau. Menschen stehen leise hustend auf nebelfeuchten Terrassen und schauen hinaus aufs graue Meer. Herrlich.
Just gelesen, dass wir im August schon mitten drin sind - auf dem Büchermarkt - im Herbst!
Tja. Ich weiß jetzt auch nicht, warum sich so gesträubt wird gegen meine Worte.
Wahrlich, ich sage Euch, es werden stanniolummantelte Schokoladenfiguren feilgeboten werden in einer Zeit, die nach Apfel und Zimt riecht, und diese Zeit ist nah. Seid nicht unvorbereitet wie die törichten Jungfrauen, sondern erwerbet beizeiten Eure Geschenke!