Frischer Fisch
Gestern ein wenig orientierungslos durch den Mittagspausensupermarkt getorkelt, kurzzeitig wußte ich wirklich nicht, wo die Salsatbar war und warum man alles umgeräumt hatte. Über Nacht. Ein bißchen schwummrig, ein bißchen mitgeführten Traubenzucker also besser mal, danach glatt durchgeschwitzt wie ein zitternder Hase im Regen.
Das hätte ich vermeiden können, gar müssen, denn zersauseltes, nasses Hasenfell ist die Frisurkatastrophe für Taxidermisten im Tierreich. Womit wir schon bei diesem Buch sind, Bad Hair Years nämlich von der Kink Martina. Die macht sich als Lady Kinkling in Blogs ein wenig rar, schreibt dafür aber launige Bücher, die ein erholsamer Trost sind, wenn man einem nassen Hasen gleich auf dem Sofa mümmelt lümmelt und sich den Sonntagnachmittag unter der Schneedecke einrichtet. Die Kink, mit der man gut in Etablissements herumsitzen kann, wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, lakonisiert mit trockenem, dahergeschlendertem Witz über das Leben in der ganz großen Stadt, über die Männer in den verschiedenen Leben, die man so parallel führt, bis man merkt, das geht nicht. Ist so Fön - und dann ab in die Badewanne. Aber ganz herzlich.
Und dann, jetzt aber, lange haben wir darauf gewartet, aber dieser Fisch ist wirklich frisch: Toonbloggerin Lisa Neun hat endlich einen großen Schwung ihrer Bildgeschichten als wirklich hübsch gestaltetes Buch herausgebracht. Mit skurrilen Haus- und Heimgeschichten, eigensinnigen Katzen und alltäglichen Mißgeschicken, teils brüllend komisch, teils hintersinnig oder besser noch, beides zusammen. Wie das so ist, wenn eine Wienerin die Welt betrachtet (jedenfalls stelle ich mir das so vor). Das Buch kann man bequem bei Lisa bestellen. Bequemer ist Glück nicht zu haben.
Martina Kink. Bad Hair Years. München, 2012.
Lisa Neun. Fresh Fish. Erlangen, 2012.
Wien braucht Sie auch immer wieder zum Glück!
Schön zu hören. Mal schauen, wie sich das dieses Jahr ausgeht.
Ich lese selten Comics, aber die von Lisa Neun sehr gerne. Dass ich sie kenne, verdanke ich Ihrem Stationendrama. Sie hat für mich viel von der Liebenswürdigkeit eines Sempé. Und sie ist wahrscheinlich ein Grund endlich mal zum Comic-Salon zu gehen. Der ist schließlich ein Großereignis in meiner Nachbarstadt. Sehr schade finde ich es, dass sie bei ihrer Güte -zumindest gilt das für meine Wahrnehmung - so wenig hier regional bekannt ist. Ich hoffe aber für sie, das ändert sich durch ihr Buch.
Ich glaube, beim Comic-Salon muß sie bestimmt ganz viele Hände schütteln. Ein Kollege war letztes Jahr da und konnte sie in den Menschentrauben gar nicht finden. Mir gefällt der Sempé-Vergleich. Auch wenn ihr Strich ein anderer ist, ähnelt sich der genaue Blick auf obskure Alltagssituationen. Überhaupt alles sehr angenehm gestimmt.
Ooh - das freut mich jetzt alles sehr - und ein klein wenig rot werd ich auch gerade. Liebe ana - selbstverständlich würde ich am nächsten Comicsalon sehr gerne Hände schütteln! Vor mir bilden sich meist auch nicht soviele Trauben, ist also ein gutes Durchkommen.
Sie haben gelöscht. Gut so!!
[Edit /Admin: unleserl. wirres Gekritzel gelöscht. Las sich etwa wie "Kann meine Fischölkapseln nicht finden. Bin traurig."]
Ich ziehe eine Schneeschlacht einer Schlammschlacht vor.
Frau Neuns Buch hat mein Ansehen im Weihnachtsgeschenkeempfängerkreis deutlich erhöht. Kann mich Ihrer Empfehlung nur anschliessen. Und ein eigenes Exemplar für graue Tage ist auch sehr nützlich.
Dahinschlendernden Witz. Das braucht die Welt.
Werde mich gern mit Frau Neuns Darstellungen näher beschäftigen, da "Vater und Sohn" von E.O.Plauen (Erich Ohser) und natürlich der pfiffige Nick Knatterton mich jahrzehntelang liebevoll begleitet haben. Und natürlich...Sempé!!
"Wie das so ist, wenn" ein Wiener "die Welt betrachtet", das kann man sehr anschaulich in der Bremer Hundertwasser-Ausstellung erkennen ... auch vergnüglich bunt - mit einem sehr denkwürdigen Hintergrund!