Verbrecher wie wir
Müde Gestalten, verrumpelte Schurken und Abgebranntexistenzen. Gauner und Gestrauchelte blicken uns entgegen in merkwürdig durchgestalteten Porträts der australischen Polizei. Kein Vergleich zu den lieblos draufgeknipsten Mug Shots, wie man sie sonst aus Polizeiregistern und Paßämtern kennt. Eindringliche Gesichter zwischen Vorwitz und Trauer erzählen Geschichten. Von krummen Verläufen, falschen Abzweigungen, einer Route namens "Gernegroß". Von den ewig Kleinen, Verlorenen, Vergessenen. Erst jetzt schauen wir sie an, blicken zurück, auf nostalgisch überzogene Fotos, versuchen, die Reste ihrer Geschichten zu erraten.
Mehr hier bei Monoscope.
Toll. Besser als Profi-Portraits.
kid37 -
Donnerstag, 19. April 2012, 16:11
Na ja. Der Polizeifotograf wird schon ein Profi gewesen sein. Ist ja nicht wie heute, wo irgendeinem, der zufällig in der Nähe steht, eine Digitalkamera in die Hand gedrückt wird.
kristof -
Samstag, 21. April 2012, 13:55
Meinen Sie. Gut, er wird Profi-Polizist gewesen sein, aber Profi-Fotograph.
Na egal, prima Bilder anyway.
Na egal, prima Bilder anyway.
Sehenswert, danke für den Link.
Wenn die Aufschriften nicht wären, würde man denken, da sind mal ärmere Leute zum Photographen gegangen. Das Cheese-Lächeln gibt es ja auf alten Aufnahmen sowieso weniger, da blicken die Menschen eher ernst.
kid37 -
Donnerstag, 19. April 2012, 16:13
Stimmt. Fotografieren ist häufig eine ernste Angelegenheit. Der feierliche Moment der Knasteinweisung.
"this man refused to open his eyes"
<3
<3
Wunderschön. Und der Polizeifotograf hat bestimmt auch von einer höheren Laufbahn geträumt.
Fast unverschämt zeitgenössisch, bildnerisch. Da sieht man mal, alles war schon da, und alles kommt wieder. Andererseits ja auch beruhigend, beinahe schon versöhnlich in dieser wohligen Zeitlosigkeit. Dank für's Ausgraben.
kid37 -
Freitag, 20. April 2012, 14:10
Ich finde gerade dieses berühmte Knastfoto des coolen Jungen aus dem 19. Jahrhundert nicht. Könnte ein Unterwäschemodell sein, ist aber ein Mörder. Ich glaube, er bekommt noch heute Heiratsanträge. (Muß ich heute abend nachliefern.)
kreuzbube -
Samstag, 21. April 2012, 14:02
Den bereits zum Tode verurteilten Serienkiller Ted Bundy hat kurzerhand eine Zeugin im Mordverfahren geheiratet. Serienkiller-Chic.
kid37 -
Samstag, 21. April 2012, 14:36
Nach langer Suche in den Tiefen meiner Vintage-Akt-Fotosammlung habe ich das Bild ausgegraben. Nur der Name des Delinquenten fehlt noch:
kreuzbube -
Samstag, 21. April 2012, 19:55
Ich war damals gerade in Hamburg, da floh der "Heidemörder" Thomas Holst aus dem Gefängnis. Der hatte ein paar Frauen klein gehackt. Zur Flucht verhalf ihm seine Therapeutin, die sich in ihn verliebt und ihn später geheiratet hat. Das kann sich kein Groschenroman besser ausdenken.
hora sexta -
Samstag, 21. April 2012, 20:23
Da sieht mans wieder. Es gibt Berufe, da taugen Frauen einfach nichts. Mörder zum Beispiel.
kid37 -
Samstag, 21. April 2012, 21:55
So. Hier noch mal in groß. Lewis Powell, einer der Lincoln-Verschwörer. Wenn man sich nicht alles notiert.
schneck -
Sonntag, 22. April 2012, 14:29
Dank für's Rauskramen. Und oh jeh - Schon gehenkt, kaum war die Photografie erfunden. Sehr düster alles.
Genau. Das sind doch wir.
Die Verschlagenheit dieser Verbrecher springt einen geradezu an!