On the Road again
Der letzte Radausflug hängt mir nach, nach wie vor bin ich beschämt über diesen Leistungseinbruch, das schwankende Mühen. Immer noch fühlt sich mein Körper an, als sei ein Laster über ihn hinweggefahren, es hat so etwas Zermalmtes, Zerflossenes, in alle Fasern strömendes. Ich erinnere mich, wie ich vor Jahren mal den Kontakt zu einem Auto suchte und aus der Bahn geworfen wurde. Erst durch Metall, dann durch Überraschungen aus dem Leben und Zusammenleben, es sind ja immer Ketten des Unglücks, die Glied um Glied ineinandergreifen. Es gibt in diesen (und allen anderen) Momenten nur die eine Order: Schnell wieder selbst ans Ruder, rauf auf die Brücke, Mütze auf, Schleppleinen kappen, Herr im eigenen Leben werden, nicht aufs Telefon warten.
Mein nächstes Rad sollte eigentlich ein hübscher Flitzer werden, etwas Leichteres als mein fliegender Holländer, auf dass sich der Radius erweitere. Nun konnte ich aber nicht widerstehen, als ich die Cyclette entdeckte. Liebe zeigt sich oft auf überraschende Weise und hat so viele Gesichter. Für eine symbolische Ablöse und der Hilfe von Freunden fand der neue Flitzer den Weg in meinen Leuchtturm, steht bereit für Ausritte in ein völlig neues Leben bei Nebel, Sturm und Regen. Das Goldrad aus französischer Fertigung, aber Kölner Vertrieb, ist einem guten Zustand. Gerade mal 3123 KM gelaufen, Erstbesitz und scheckheftgepflegt, ist offenbar nur der Originalsattel einmal ausgetauscht worden. Die Filzbremse, mit der man Berg- und Talfahrt simuliert, funktioniert, der Tacho und Kilometerzähler auch. Das habe ich heute morgen, als ich mal einen Kilometer nackt zum Bäcker fuhr, ausprobiert. Ich wäre bereit, nur mit einem T-Shirt bekleidet, in einen luftigen Sommer zu fahren, der Sonne und der Weite entgegen, Picknick am Wegesrand. Der Tacho geht bis 100, für den Fall, daß es einmal steil bergab geht oder ich eine Kraft in den Beinen entwickle, die Clark Kent erblassen ließe.
Eines freilich fehlt. Der Soziussitz für die Motorbiene. Da hilft nur ein zweiter Flitzer, den man danebenstellt. Dann aber: gemeinsam in den Sonnenuntergang, durch grüne Täler und saftige Auen, entlang dem großen, langen, gewundenen Fluß.
Ein phantastisches Ding. Nun noch ein paar Dias an die Wand projizieren, es soll jetzt so automatische Wechsler geben.
Ah, old school. Dias! Ich dachte, modern wie ich bin, gleich an so subjektive Fahrradtourfilme fürs Tablet. So wie diese Führerstandsfahrten für Eisenbahnfans.
Wäre nicht ein echter, blau rauchender Motorroller etwas für Sie? Da ist ein Soziasitz normalerweise im Lieferumfang enthalten. Gibts schicke Dinger!
ja. Schon. Aber der Radius in meinem Badezimmer ist so begrenzt. Und durch die Diele damit zu fahren, traue ich mir im Moment nicht zu. (Hühnerstall habe ich nicht.)
Wenn Sie die Waage und den Schrubber da wegtun, wird es vielleicht besser mit dem Radius. Noch besser: sich abholen lassen zum Cruisen im Sommerwind. Oder wenigstens zu einem Einspänner, richtig plüschig.
Kutschfahren wird in meiner Wohnung aber noch schwieriger. Da werden ja nur die Pony-Girls Pferde fit. Neinnein, ich muß brav selber strampeln.
Ich dachte eher an
sowas. Das kennen Ihre Ponygirls gar nicht.
Jetzt weiß ich, was an dem Rad fehlt: eine Espressomaschine ein Getränkehalter! Erst Sport und dann anschließend ins Plüsch, genau.
Ultimativer Schick.
Leider keine Querstange und auch keinen Gepäckträger. Sonst nähme ich Sie mal mit.
Dies wundersame Ding gleicht fast schon Picassos Stier - bitte passen Sie mir auf, dass er nicht mit Ihnen durchgeht!
(klassisch, sehr, übrigens!)
Stiere zu zähmen ist gar nicht so einfach. So ein elektrischer Bulle wäre noch eine Alternative.
Kylie kann das gut. Da wird man auch beim Zusehen fit.
Eine interessante Dokumentation. Sie hat mich an etwas erinnert, jedoch muss das schon in meiner Jugend - also endlos lange her - gewesen sein... ich komm nur noch nicht darauf, was genau es war.
Wahrscheinlich muss ich das noch einmal mit Ton ansehen, das könnte vielleicht zur Klärung beitragen (musste auf Stummfilm schalten um das schlafende Kind nicht zu wecken).
Die Berufskleidung wirkt auch sehr ungewöhnlich, besonders im Aspekt des Zähmens.
Ich merke schon, ich muss dieser Geschichte noch mehr auf den Grund gehen.
Ich habe an diese Sportart auch nur dunkle Erinnerungen. Eishockey oder American Football war es nicht, da trägt man andere Trikots. Und als Stierzähmer sollte man wenigstens einen Cowboyhut tragen. Aber ich komme noch drauf.
Nacht und Tag und Nacht habe ich nun damit zugebracht in dieser Netzwelt mehr Hinweise zu suchen. Ich habe den Verdacht, dass dies mehr Menschen praktizieren als ich mir vorstellen kann.
Und über das danach-Aufstehen-können der Männer muss ich noch einmal genauer nachdenken.
Ein fernes Echo versunkener Zeiten vielleicht. Eine kryptische Osterbotschaft. Möglicherweise aber sind all diese Hinweise auch bloße Behauptung.
Ein schönes Gerät. Wie geschaffen für Ausflüge nach - nun, überall dorthin, wo Sie hinfahren möchten.
Ich habe mir jetzt mein kleines
Tablet ans Cockpit montiert und schaue dabei gemütliche
Fahrradtouren. So geht es gleich nochmal so beschwingt.
Fahrradtouren... das löst bei mir sofort embed src-Reflexe aus... die ich aber zu kontrollieren gelernt habe.
Ich könnte Ihre Touren dann auch bei mir daheim nachfahren ;-)
In der Tat. Und ich habe gerade was vorbereitet... kann man auch in Etappen schauen..
Das hat mich jetzt wie der Blitz getroffen. Dieses schöne Sportgerät steht in knallorange und mit deutlich unkomfortablerem Sattel im Keller meiner Eltern.
Stunden habe ich als Kind mit dem Versuch zugebracht, den Tacho bis zum Anschlag zu bringen!
Kann man bei Ihrem auch so eine Sperre lösen, daß sich beim Treten der Vorderteil vor und zurück bewegt? Oder ist das nur Zusatzausstattung für Menschen, die nach einer Armverlängerung streben?
Ab 5% Steigung wird's ganz schön steil im Bad, kann ich mich erinnern. Auf geht's!
Sieh an, dann ist die Version in orange wohl ein Luxusmodell. Klingt so, als wäre das dann eine Art kombiniertes Rudergerät. Bei mir läßt sich nichts weiter verstellen. Das fährt nur geradeaus.
Ebendieses Gerät - in ebendieser Farbe - sah ich am Ende meiner Ostersonntagswanderung von Bad Breisig nach Brohl-Lützing im Schaufenster neben einem alten Zündapp-Motorrad und einem ebenso alten von Miele.
Ein Zeichen? Ganz sicher. Wofür? Pffff....
Nanü. Ich scheine einen ex-modischen Dauer(b)renner erworben zu haben. Man fragt sich erneut, warum die heutigen Geräte durch die Bank so gestaltungslos sind.
Aber die Aufrüstung mit Elektronik, deren Speicher- und Verarbeitungskapazitäten vor vierzig Jahren für die Mondlandung genügt hätte, kann nicht dauerhaft über mechanische Mängel hinwegtäuschen. Mir war auf dem Wege einer, nennen wir es Erbschaft so eine neuere Indoor-Tretmühle ins Haus gekommen. Die hatte nicht übermäßig viele Kilometer auf dem Zähler, aber schon recht bald einen Schlag am Tretlager, oder das eine Pedal war etwas lose, jedenfalls irreperabel, soweit ich das beurteilen konnte. Und so wuchtete ich das Teil hinaus auf den Gehweg, als die Sperrmüllabholung Termin hatte. Tja, so war es doch noch für eine sportliche Anstrengung gut.
Die Mechanik ist hier ja recht übersichtlich, aber dafür erfreulich wartungsarm. Moderne Geräte sind ja manchmal auch programmierbar, hier muß ich manuell schalten, will ich Berg-und-Tal-fahren. Es gibt ein paar oberflächliche Roststellen, was aber auch nur zeigt, daß da ordentlich Material ist, was überhaupt rosten kann. Und wenn nachher doch nur die Oberhemden darauf parken, so soll es wenigstens gut ausschauen dabei.
Mehr
Bilder von alten Trimmrädern.
ascentive - Donnerstag, 12. April 2012, 01:44
Ich glaub' so einen nostalgischen Flitzer hab' ich auch mal gehabt. Eigentlich ... wenn ich mir das Gerät so anschaue, dann würde ich dies gegenüber der neuen digitalen Versionen vorziehen :)
(Wegen des unterlegten Spamlinks habe ich das mal umkopiert /kid37)
In 30 Jahren sind die neuen digitalen Versionen die nostalgischen Flitzer von damals. Das stellt sich mir gleich die Frage, ob es ein goldenes Zeitalter der Heimtrainer gab?
Hm, interessante Frage. Das Tretgerät, was ich verschrottet habe, war jedenfalls nicht hässlich, auch wenn es nicht so einen schlanken Fuß machte wie das Klassiker-Teil von Herrn Kid.
Rasant ist das schon. Deswegen soll man auch auf dem Trimmrad immer Helm tragen.
Uff. Einmal die Anden runter, Hunde und Betongruben vermeiden. (Dabei müsste man sich für den Applaus gar nicht so verausgaben, in dieser Weltgegend sind die Menschen auch begeistert, wenn man ganz normal mit dem Auto
kommt!)
Ein freundliches Volk. Nicht auszudenken, wenn Paul auch eine Helmkamera aufgehabt hätte.