E.S.G.
Frisch laufverpaßt, fühlte ich mich nicht in der Lage, am Marathonlauf teilzunehmen, hob mich also in der Frühe aus dem tränennassen Kissen (jetzt nur so als Bild aufs Leintuch gestickt), um hinauszufahren in die Ödnis menschenleerer Natur.
Natürlich trifft man dort gleich Bekannte, unversehens, wie das so ist: Man steht im Wald und das dann nicht alleine. Hallo Nanu, bald sitzt man also zu dritt auf einer Bank, Thermoskanne und Stulle und praktische Kleidung und sieht den Segelflugzeugen beim gummiseilgezogenen Starten und flatternden Landen zu. RentnerBloggerglück.
Daheim dann auf der Suche nach allem Anfang - denn das ist doch alles mal anders gewesen - stieß ich auf einen Knallerhit aus meiner Jugend. ESG (laut!) bewegten Anfang der 80er mit ihrem minimalistischen Rumpel-Beat die nüchternen, kahlen, neonlampenerhellten Betontanzdielen der Region zwischen Zeche, Bochum, Wupertal. Junge Menschen in abgewetzten Jackets und mit kahlrasierten Schläfen zuckten mit nervös-zackigen Bewegungen, die Jugend ein blinder Rausch wie sonst nur bei Andrea Sawatzki und ihren Haschkeksen (las ich heute in der Zeitschrift). Sehr toll, Zukunft schon weg, aber das Leben noch vor sich, ganz wie ein gummibandgezogenes, flatterndes Segelflugzeug. (Als Bild jetzt mal.)
Hübsch zudem der Kommentar unter dem Video. Susi U. (damals Suzy U.), blutjung wie wir, war damals eine Art Szene-Star. Wir liebten ihre Ti die Art, wie sie tanzte, ihre rasante Frisur, die Aura des Neu/Schräg/Anders, die sie umgab. Susi U. war sozusagen ein einziges mondänes Versprechen und garantiert schon mal in New York. Schön, daß jemand überlebt hat und sich erinnert.
Heute, ein halbes Jahrhundert später, ist Musik wie schöngeistige Literatur.
Das mit den Buchdeckeln gefällt mir sehr. Da krieg ich schon wieder Lust zum schreiben malen...
Man merkt an solchen Um-Setzungen, wie Design eigentlich wirkt, also im Zusammenspiel von Kontext und Gestaltung. Kennt im MP3-Land ja auch keiner mehr.
Die haben sich einfach weggestöpselt, die MP3ler.
Randnotiz: Wenn man aus Versehen die Umschalttaste gedrückt hält, schreibt sich MP3 interessanterweise MP§. Schon daran kann man erkennen, wie vorprogrammiert man mit MP3s in juristische Konflikte geraten kann.
Man meint dann immer: Das Schlagzeug hätte ich auch hinbekommen. Das war aber schon damals nur Einbildung. Nie etwas gehört von ESG, genau wie die Wikipedia. Am ehesten muss ich noch an Tango 2000 von Nichts denken.
Ja, das war so diese
Nichts-Zeit. Die englischsprachige Wikipedia hat einen
Artikel zu ESG. Später gruben
Tom Tom Club dieses Feld noch mal um.
Schlagzeugspielen ist das eine, einen Bus steuern das andere.
Wobei man bei manchen Busfahrern Dinge erlebt... Dinge, sage ich Ihnen... da sollten die sich lieber krank melden.
Und dann erst manche Fahrgäste...
es ist schön zu sehen, dass sie wieder richtig fahrt aufnehmen.
Mich trennt nur eine Filzbremse vom richtigen Leben.
Hier im Süden ist der Frühling schon mächtiger eingezogen. Kahle Äste sieht man gar nicht mehr. Alle Bäume sind grün und die Wiesen sind gelb-weiß gesprenkelt mit Löwenzahn und Gänseblümchen.
So was fotografiere ich ja nicht, das paßt nicht zu dem Image, das ich hier mühsam hege. Dann heißt es wieder, ach dieser Kid. Im Grunde auch ein Blümchentyp wie so viele. Schein und Sein, kennze einen, kennze alle. Usw. usf.
Ach ja, die
local heroes unserer sittlich desorientierten Jugendjahre. Von E.S.G. höre ich zum ersten Mal. Bei uns im wilden Süden war damals ja
Norbert Schwefel das Indie-Idol zum Anfassen.
Susi U. durfte man nicht anfassen. Die hatte einen muskulösen Freund.
Rentner kennen sich aus!
Ja, aber manchmal halten die sich im Bus nicht richtig fest. Wagemut, sage ich nur.
Wenn so ein p fehlt, sieht die Stadt im Bergischen noch viel niedlicher aus ;) Ich reich mal eins nach.
Es sollte wohl heißen: Supertal.