Wackelkandidaten
Herrlicher Sonnenschein heute, da will man nicht unter der mit schwarzer, viktorianischer Spitze versehenen Marquise Markise liegen, sondern raus, raus, raus. Im experimentellen Selbstversuch, wie sich die allgemeine Wackligkeit und Visuseinschränkung auf dem Rad auswirkt, habe ich mein treues Gefährt ächzend aus dem Winterschlaf geweckt, aufgepumpt und notdürftig saubergewischt. Dabei eine beklemmend-interessante Entdeckung im Radkeller gemacht: Dort, wo bislang nur Baumarkt- und Gerümpelräder standen, hat sich nun ein Raleigh mit Brookssattel dazugesellt. Gentrifizierung allerorten, sie rücken immer näher. Nun, vielleicht sind es ja nette Leute. Vorsichtshalber habe ich mich heute aber mit Helm auf meinen eigenen Brookssattel geschwungen, nicht wegen der neuen Leute, mehr der Situation geschuldet, von der der Konditionseinbruch durch Winterpause und Flachliegen nur bescheidener Teil sind.
Dementsprechend langsam ging es voran, und mächtig verschwitzt, die kleine Runde runter an die Elbe, viel Betrieb bereits am neuen Café, im Frühjahr wird dort kein Durchkommen sein. Mein Tablett, das mal am Rande erwähnt, kann übrigens auch GPS. Ich weiß, ihr habt alle Smartphone oder wie das heißt und kennt das schon lange, ich aber war jetzt doch erstaunt, ein rotes Kreuz (nicht der Sanitätsdienst) auf der Straßenkarte zu entdecken, nur zehn Meter von meinem tatsächlichen Standort entfernt. Was es alles gibt. Und was die jetzt alles über mich wissen! Fast so viel wie ihr.
Herr Kid, wie mich das freut, dass Sie bizyklisch wieder im Geschäft sind. Und besser mit Tablet unterwegs als auf Pille. ;-)
Viel zu früh eigentlich. Ich wollte die Winterpause noch nutzen, ein paar Änderungen am Rad vornehmen zu lassen. Lampe nach unten versetzen (Stichwort Lenkradtasche für Kamera und Karte) und neue Bereifung. Jetzt kommt schon der Frühling, muß mich also sputen.
Kaum hab ich hier dem Winterrad noch Profilreifen montiert, die für Fahrten auf splitthaltigem Streugut optimiert sind, beginnt schon wieder der Pollenflug, und die ersten Konkurrenten da draußen fahren bereits in kurzen Hosen.
Lenkertasche ist was ungemein praktisches. Aber bei Licht an der Gabel muss die Klemme wirklich was taugen und die Festigkeit der Schrauben öfters überprüft werden. Wenn sich nämlich andernfalls die Beleuchtung zu sehr mit dem Vorderrad anfreundet, lernt man unter Umständen fliegen im Crashkurs-Verfahren (ist mir als Halbwüchsigem mal passiert, und danach hatte ich ein paar Jährchen keine Lust mehr aufs Radeln).
EDIT: Obwohl, ich seh grad, dass Sie da ja noch ordentlich Luft haben bis runter zum Schutzblech. Vielleicht lässt die übliche Variante mit dem von der Bremse an der Gabel befestigten mittigen Winkelblech zur Lampenbefestigung ja genug Platz für die Tasche.
Kann man das Licht vielleicht einfach drehen? Also den Scheinwerfer unterhalb des Halters montieren und sonst alles lassen? Reicht der Platz dann für die Lenkertasche? Das wäre dann doch das Einfachste.
Da sind jetzt so Allerwelts-Gelände-/Straßenreifen drauf. Da ich nur selten über unbefestigte Wege rolle reicht das auch. Jetzt würde ich gern aus stilistischen Gründen die weißen Delta Cruiser aufziehen (lassen). Die sollen angeblich weniger haltbar sein, aber optisch wären die schon ganz hübsch.
Den Scheinwerfer umzudrehen, ist vielleicht keine schlechte Idee. Ich muß das mal ausmessen, so groß ist die Tasche nicht. Meine Idee ist bislang, die Lampe mit der Halterung am unteren Ende des Steuerrohrs einzusetzen. Viele (Holland-)Räder haben das von Haus aus schon so.
Die Frage ist, wie lang die Pracht der hellen Reifen hält. Ich seh davon auch immer welche in nicht mehr so schönen Hellbrauntönen.
Schöne Weißwandreifen mit schwarzer Lauffläche gibt es leider auch nicht mehr an jeder Ecke, aber die Standardreifen mit dem dünnen weißen Reflektorstreifen finde ich auch nicht soo schlecht. Hatte ich damals schon an meinem Zehngangrad, und als die hinüber waren, gab es die auf einmal nicht mehr zu kaufen.
Von den Rennradreifen mit gelben oder roten Laufflächen, die in den letzten Jahren viel Verbreitung fanden, bin ich (im Gegensatz zum Kollegen kreuzbube) ja nicht so der Freund.
Ich habe gelesen, die weißen seien weicher und hielten deshalb nicht so lange. Keine Ahnung, ob das wirklich stimmt. Ich würde das einfach mal ausprobieren, sähe dann ungefähr
so aus. Ich hatte mal so honigfarbene, da sah man den Dreck nicht so. Mal schauen, so teuer sind die nicht, und notfalls kommt das wieder runter.
Das ist eher Rennradesoterik, das mit den Farben. Das wird allerlei behauptet, höherer Russanteil im Reifen für härteren Reifen und geringeren Rollwiderstand. Die farbigen angeblich "weicher", was wiederum von den Testergebnissen der schwarzen Reifen mit Radiergummigrip konterkariert wird.
Für mich ist das alles Käse. Wem Farbe gefällt, der fährt in bunt, wer nicht, nimmt Schwarz.
Von Schwabe gibt es Reifen in 28 Zoll (die Breiten weiss ich grad nicht) zum Cruisen mit cremefarbener Flanke und schwarzer Lauffläche. Habe ich drüben liegen. Ganz in creme hier:
http://classic-cycle.de/Reifen-Schlaeuche-und-Zubehoer/Schwalbe-Delta-Cruiser-Cremefarben-28-x-1-40-37-622.html
In Vorkriegszeiten fuhr man durchaus auch mal ziegelrote Reifen, sah auch schick aus.
Links zu Ausrüstern für klassische/klassisch anmutende Räder:
http://www.classic-cycle.de/
http://www.velo-classic.de/
Ah ja, danke für die Links. So richtig ernst nehme ich das auch nicht, zumal für meinen doch recht normalen Einsatzbereich. Die Delta Cruiser haben keinen auffällig schlechten Ruf. Einzig das Profil ist ein bißchen mehr "Straße" als bei denen, die ich jetzt habe. Aber für das bißchen Heide-Wanderweg ab und zu wird das schon gehen.
Huch! Da ist ja sogar ein Tacho dran!
Der fliegende Holländer ist sonst kaum innerhalb der Straßenverkehrsregeln zu halten! Die Distanz interessiert einen ja schon. Von Geschwindigkeit will ich ja nicht reden, die war heute auch besonders kläglich. Hab aber trotzdem geschwitzt! Zu warm angezogen.
Aaach wie gut dass Sie am Pedalieren sind, im Puls Ihrer Zeit. Man ist auf dem Rad fast immer irgendwie zu warm angezogen. Der Frühling tritt während Sie an Distanz gewinnen von einem Bein aufs andere.
Es wird.
Ja, das richtige Ankleiden ist immer wieder eine Aufgaben. Eins ist aber sicher: Kommt man aus der Tür und hat das Gefühl, dass man behaglich warm eingepackt ist, dann ist man zu warm angezogen. Die Tendenz geht in Richtung eines leichten anfänglichen Fröstelns.
Die schwankenden Temperaturen derzeit verunsichern mich. Ein Tag ist Vorfrühling, dann weht wieder ein eisiger Wind. Die ganzen Kalenderweisheiten ("Bis Mai nie ohne Schal!") stimmen ja einfach nicht mehr.
Lange habe ich gerätselt, weshalb Sie ein Tablett beim Radfahren dabei haben. Hat er das im Krankenhaus geklaut? Womöglich noch Schnabeltasse und Bettflasche dazu? Ist der ganze Ausflug nur eine Halluzination? Und welches GPS kann das Tablett? General Problem Solver oder Grand Prix Special oder Güteprüfstelle der Bundeswehr? Letztgenanntes würde zumindest diesen Wehrmachtshelm erklären. Aber dürfen Sie mit dem überhaupt in ein Café? Fragen über Fragen. Neugierig warte ich auf den nächsten Ausflug. Der Frühling ist ja noch jung. Ganz jung. Der verleiht selbst alten Räder und Radlern neuen Schwung.
Jeder Mann seine eigene Blauhelmmission! Und im Café ab jetzt immer Veteranentisch, der dritte Kaffee ist frei. Ich kann das dann auf meinem eigenen Tablett balancieren, für die anderen Jungs gleich mit. Man sieht jetzt immer häufiger Menschen mit so Radnavis, ich bin da ja doch ein bißchen skeptisch. Eine faltbare Karte eignet sich schließlich nicht nur als Diskussionsgrundlage, sondern notfalls auch als Tischtuch.