Und weil ja manchmal nur ein Wunder helfen kann, habe ich mir kurz vor dem guten Schluß noch die gleichnamige Ausstellung in den Deichtorhallen angeschaut. Hübsch unstrukturiert präsentierte sich die Halle wie eine Wunderkammer, obskure und singuläre Objekte stehen quer und schräg zu jeder Lesrichtung und warten darauf, ein neues großes Ganzes zu ergeben. Oder eben ein wundersamer Überraschungsraum. Man findet zerrumste Teile der "Wunderwaffe" V2, eine Wunderbatterie, deren Saft niemals ausgehen soll, eine lustige Orgonkiste (Kippenberger/Oehlen) für die regelmäßige Wunderheilung, Heilmagneten und Reliquarien. Ein hübscher Super-8-Film von Roman Signer ist wundervoll witzig, und in der Mitte der Ausstellung wartet eines der größten Wunder: das von Bern nämlich, 1954. Der WM-Pokal ist eine Leihgabe vom DFB.
In einer der vielen kleinen Kuben (deren Türen als Teil des "Kinderparcours" ganz niedrig sind) gibt es all die verschiedenen Zauberstäbe aus der Welt von Harry Potter zu bestaunen. Wirklich verwundert bin ich zwar nicht, manches fehlt, das Wunder der Liebe zum Beispiel. Aber, so erkläre ich einer Dame, die mich zur Ausstellung befragt, für Hamburg sei das ja mal eine ganz ungewöhnliche Konzeption. Sie grinst. Dahinter stecke ja auch eine Berliner Kuratorengruppe. Mich wundert nichts mehr.
("Wunder". Deichtorhallen, Hamburg. Bis 5.2.2012.)