Inselbesuche



Stück für Stück und noch ein Stück ausprobieren, was geht. Das Schwimmflossengefühl ist weg, dafür könnte man jetzt mal über Ameisen reden, aber die gute Nachricht ist: Das Gehen wackelt nicht mehr so, vielleicht wird "fester Schritt" wieder ein abrufbares Programm. Völlig frustrierend indes die Degeneration nach zwei Wochen Krankenhaus. Die Stufen zum Leuchtturm haben sich in meiner Abwesenheit offenbar verdoppelt, ich wünsche mir ein Bank zum Verschnaufen auf Etage zwei. An den letzten Sonnentagen vor dem großen Regen nun der nächste Test: Gleichgewichtsübungen mit dem Fahrad. Siehe da, es geht. Vorsichtshalber habe ich mich aber erstmals zum Tragen eines Helms überredet, better safe than sorry hieß nicht umsonst das Motto meiner Ahnen.

Als ich vor sieben, acht Jahren in meinen kleinen Stadtteil zog, war die kleine Elbinsel in der Nähe ja nur wenigen Skatern, Radlern, Hundeausführern bekannt. Ob beim heimelig verregneten Nachtspaziergang oder sonnigen Wochenendausflug, es war der ruhegetränkte Gegenentwurf zum westlicheren Elbwanderweg. Damit könnte es bald vorbei sein. Aus der lange leerstehenden Betriebsvilla der ehemaligen Wasserfilteranlage, dort also, wo ich einst mit einer Bloggerin ein Heim für durchreisende Internetaktive betreiben wollte, hat man nun ein Restaurant gemacht. Glücklicherweise aber nicht den vor Jahren mal angedachten "Eventpark" mit Wasserspielen, gigantomanischen Türmen (Hamburg würde gern Bilbao sein) und Autoreiseverkehr. Bis zum Parkplatz neben der wahrscheinlich kleinsten Menükarte Hamburgs ist die einst gesperrte Straße zwar nun offen. Aber noch hält sich der Verkehr in Grenzen. Das könnte sich im nächsten Frühjahr ändern, wenn in den Zeitungen wieder die Ausflugsziele, die keiner kennt, beworben werden. Versteckte Perlen, verwunschene Idylle werden dann wie Dornröschen mit ungemachten Haaren aus dem Schlafzimmer gezerrt, und unversehens nur im Hemde noch vor gaffendes Volk gestellt. Denn rund ums Café hat man einen überraschend hübschen "Naturlehrpfad" gebaut. So kann man auf weltkriegsbombengeräumten Wegen an den alten Filterbecken vorbeiwandern, Vögel beobachten und Pflanzen beim Wachsen zuschauen, in die alten Pumpenhäuschen schauen, die wie kleine Schmuckstücke auf dem Gelände versteckt sind und von einer Gründerzeit erzählen, als selbst technische Zweckbauten noch wie schmucke Repräsentationsgebäude errichtet wurden.

Zwanzig Kilometer mit vielen Pausen. Immerhin, es geht.

Ausfallschritt | 12:51h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
saxana - Dienstag, 18. Oktober 2011, 13:25
Gratuliere! Es geht ja wieder einigermaßen und vor allem: Sie geben nicht auf. Ich werde mir ein Beispiel an Ihnen nehmen.

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:41
Es ist schon anstrengend. Zum Beispiel Muskeln ansprechen, von denen man noch nie etwas gehört hat zu denen man keine rechte Verbindung man zu haben scheint. Alles per Gedankenkraft - das macht Muskelkater im Kopf. Und sehr müde. Noch finde ich es i>interessant, aber mal sehen, wie es auf der Langstrecke wird.

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ana - Dienstag, 18. Oktober 2011, 14:48
Sind die letzten einsamen Paradise durch Zeitungen und Reiseführer erst einmal bekannt und überfüllt geworden, bleibt einem selber nur noch das schlechtere Wetter, die verschiedenen Vor- und Nachsaisons übrig, um die schönen Orte einigermaßen still zu genießen.
Im Novemberriesel beispielsweise sind überall wenige unterwegs.

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:37
Oder nachts! Die schwankende Laterne kündet, da kommt ein humpelnder Mann.

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mark793 - Dienstag, 18. Oktober 2011, 15:01
Drei Wochen war der Kid so krank,
jetzt fährt er wieder - Gott sei Dank!

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:36
Dummerweise so als wäre ich in der Helmpflichtdebatte bereits voreilig eingeknickt. Aber bei den kühlen Temperaturen ist der nicht so lästig wie gedacht.

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monnemer - Dienstag, 18. Oktober 2011, 15:16
Dunkle Vorahnung Weise Vorraussicht hat Sie wohl vor Urzeiten dieses Topic anlegen lassen.

Das zittrige Umhertapern lässt sich nur mit viel Geduld besiegen. Einfach ist das alles nicht. Aber Sie sind ja auf einem guten Weg.

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:35
Nach zweiwöchigem Stillstand habe ich jetzt immerhin das Gefühl, es tue sich was. Ich gehe jetzt einfach, ob es der richtige Weg ist, weiß ich noch nicht.

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sakanachan - Dienstag, 18. Oktober 2011, 15:34
Gentrifizierung allerorten.

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:32
Die Schafe dort tragen nächstes Jahr bestimmt so Sponsorentrikots.

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kaltmamsell - Dienstag, 18. Oktober 2011, 16:26
Schön. Und immer vor Augen halten: Es gibt Menschen, die können GAR NICHT radfahren!

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:32
Oder fliegen! Ich hingegen werde das alles wieder können. Wenigstens im Superheldenkostüm.

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carodame - Dienstag, 18. Oktober 2011, 17:26
Sehr gut! Fahrrad statt Gehstock.
Ameisen verweilen nicht ewig.
Kraft kommt zurück, wenn Sie ausgiebig nach ihr verlangen.
Pflanzen wachsen langsamer. Herr Kid: Bitte weitergehen!

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:30
Das wächst wie isländisches Moos, würde ich sagen. Das ähnelt ja auch nicht von ungefähr einem wie von von-Hagens-präparierten Gefäßgeflecht, wie ich nun studieren durfte. Zum Glück kann ich sehr stur sein und weitermachen.

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the thilo - Dienstag, 18. Oktober 2011, 22:36
Und alles ohne Rollator!
Bleiben Sie dran!
Das Leben ist nämlich schön...
http://www.youtube.com/watch?v=lk4fxsrJajY

Sie wissen schon.

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:29
Als ich neulich beim Einkaufen etwas schwächelte, hätte ich mir so ein Ding gewünscht. Oder eben so ein hübsches Auto, um alles nach Hause zu bringen.

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cabman - Dienstag, 18. Oktober 2011, 23:11
Schön. Alles so. Und Danke auch für die Mail, deren Beantwortung mehr Zeit beansprucht, als ich im Augenblick habe. Kommt.
Und daran denken: Jetze nicht übermütig werden, feilen Sie lieber noch ein bisschen an Ihrem Sarkasmus. Und wenn ich Sie demnächst dann zum winterlichen Mitternachtsgrillen einlade, können wir über meine Nachbarn lästern.

PS Chapeau Ihrer Gefasstheit!

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schacke - Dienstag, 18. Oktober 2011, 23:28
Ich habe mal wieder gar nichts mitbekommen und bin jetzt umso froher das es wieder bergauf geht. Alles andere geht auch nicht Herr Kid. So haben wir nicht gewettet. Was das liebliche Kaltehofe angeht, wollte ich ja in das "Häuschen" einziehen und viele einladen, aber naja,
ich schau mir das demnächst mal an wie es denn geworden ist.
Auf Bald in bester Laune.
Ihr Herr Krüger

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:27
Herbstliche Klage werde ich führen! In dem Häuschen soll es ja auch Ausstellungen geben, man darf da gespannt sein, bislang ist mir auch die Bedeutung des danebengestellten Betonklotzes nicht ganz klar.

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kreuzbube - Mittwoch, 19. Oktober 2011, 10:52
Ich spendiere mal statt weiterer aufmunternder Worte ein Foto. wäre doch gelacht, wenn sie an solchen Türen nicht in Kürze lässig, aber kraftvoll vorbei fahren.

http://guterbubi.blogger.de/images/p1000192_sm/

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kid37 - Mittwoch, 26. Oktober 2011, 15:26
Oha. Ehe sie auf die richtige Spur kamen, hielten sie ja schon das Messer zum Entspeichen in der Hand. Jetzt muß ich nur noch die Reifen aufpumpen und die Kette neu justieren.

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