Peek-a-boo

Derzeit schaue ich nur zwei Farben, Schwarz und auch ein bißchen Weiß. In diesen Filmen laufen Männer mit ausgebeulten Jackentaschen durch eine regennasse Nacht, fliehen vor größeren und kleineren Reparaturarbeiten im kriegsversehrten Haushalt in einen Spätausschank und geraten alsbald durch eine Frau in eine schlimme Lage, aus der sie wiederum nur eine andere Frau befreien kann. Nächste Woche ist Weltfrauentag, da möchte ich die eine oder andere loben. Zum Beispiel diese eine, die Blonde, die Kim Basinger der Vierziger. Man kommt nicht darum herum, über ihre Haare zu reden. Was sage ich Haare. Es handelt sich um eine Frisur. Ein blonder Schwung, eine fließende Welle, die das Gesicht einrahmt und nur leicht verhängt, so daß ein Auge - guckguck! - in allen Deutungsvarianten darunter hervorlugen kann: vorwurfsvoll, mißtrauisch, wach und verschlafen und immer haargeheimnisumrankt und lockend.

Veronica Lake, ihr habt das gleich erkannt, hieß eigentlich Ockelman, aber dies war kein Name, mit dem man in den Vierzigern beim Film Karriere machen konnte. Raymond Chandler, einer der vielen bedeutenden Nationaldichter der USA, nannte sie nur "Moronica", und manches deutet darauf hin, daß dies nicht nur liebevoll gemeint war. Wie viele große Frauen war sie eher klein von Statur, weshalb sie so gut zu ihrem Filmpartner Alan Ladd paßte. Ein Mann in den Sechzigern, der immer den Hut aufbehielt, um wie 1,72 m zu wirken und nur von der Lake als einzige seiner Partnerinnen vor der Kamera nicht überragt wurde. Zusammen drehten sie vier Filme, alles dunkle Knaller wie "The Blue Dahlia" oder "This Gun for Hire".

Wie viele andere nicht endlos begabte Schauspieler mußte sie vor der Kamera nicht viel mehr tun als gut aussehen - das darf man nicht unterschätzen - und so setzte sie folglich alles auf ihr Markenzeichen und eine blitzhelle, kurze Karriere und lebte ansonsten in einer schrägen Form von Emanzipation ein Rock'n'Roll-Leben wie ein Mann: vier Ehen, krankhafter Suff, früher Tod und eben diese schicke Frisur.

>>> Veronica Lake gemeinsam mit Dorothy Lamour und Paulette Goddard im energetisch vorgetragenen Wehrkraftermunterungslied A Sweater, a Sarong and a Peek-A-Boo-Bang.

Super 8 | 14:00h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
modeste - Mittwoch, 2. März 2011, 00:08
Ich muss gestehen, ich musste Frau Lake googlen. Es hat sich gelohnt. So schöne Haare!

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kid37 - Mittwoch, 2. März 2011, 00:57
Ein klarer Fall von Doppelbegabung, denn sie konnte zugleich so was Spezielles mit ihren Augenbrauen.

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fishy_ - Mittwoch, 2. März 2011, 22:21
Ich fühle mich im falschen Film - es ist doch Jane Russel gestorben!

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kid37 - Donnerstag, 3. März 2011, 00:55
Was las ich zu dem Thema von Bob Hope? Kultur sei, Jane Russell beschreiben zu können, ohne dabei die Hände zu benutzen. Man müßte überdies einen Nachruf auf Jane Russell schreiben können, ohne solche gewitzten Anzüglichkeiten.

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kid37 - Mittwoch, 27. April 2011, 18:22
Neues aus der Forschung
Auf daß man sehe, daß ich nicht übertrieben habe. Ein großer Buchversender führt einen Aufsatz mit dem Theam: "Veronica Lake's Hair: It Is a Cinema Property of World Influence".

(2011 ist übrigens das Jahr der 200-Euro-Haarschnitte.)

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