Personenschaden

Einer reichlich entglitzerten Woche den frühen Freitag abgerungen, stille Freude auf eine Heimkehr noch vor der Tagesschau (früher: ...till the cows come home). Mit den letzten Seiten des Stadlers in der U-Bahn bequem gemacht, bis zum vorzeitigen Zugstillstand, Feuerwehreinsatz am Berliner Tor, Umwege also mit der S-Bahn, deren eine Linie zuerst ausfällt (Zugschaden), dann aber doch noch fährt. An der Station geht der Einsatz gerade zu Ende, Transportwege werden freigeräumt, Menschen in orangefarbenen Westen drängen hektisch, man spürt schon, das sind zu viele, das sieht nicht so gut aus, als schon die Rolltrage vorbeieilt und dazu Bilder, die ich auch nicht hätte sehen müssen, unablässig pumpende Hände, denen man wünscht, daß ihnen die Kraft nicht versagt, der aufgeblähte Bauch, der wie ein bleicher Walfisch auf den Strand geworfen unter den rhythmischen Stößen hilflos hin- und herwogt.

Die Kinks singen and the kitchen sink is leaking, auch das ist wie aus dunklen Tiefe einer anderen Epoche gehoben, ich betrachte die tintenfleckigen Finger, denke an die eigene frivole Buchhaltung dieser Woche: die schicksalstaggeplagte Frau, immer Zigarette rauchend, zwei Kinder und ein totgeglaubter Mann, dabei innerlich immer aufrecht, immer widerborstig, eingeklebt in eine heimatmuseal nachgestaltete, nostalgische Vergangenheitsbebilderung, Sepia-Resistance wie die großen Produktionsfirmen sie sich vorstellen.

Wie manche immer unzufrieden sind, ihnen nie etwas gut genug ist. Immer just das falsche Restaurant, die guten Plätze immer zu weit hinten, die Möbel immer zentimeterweit am falschen Platz. Und das sind nur die banalen Dinge, die lächerlichen, aber an so einem Freitag, wenn die Bäuche pumpen und wir nur Alkohol im Regen am Büdchen trinken, nehmen, was da ist, während wir auf den Ersatzbus warten, denke ich, mein eigner Ein-Mann-Widerstand, schön nostalgisch in ein heimatmuseales Erinnerungsbuch verpackt, ganz so, als wäre es von TeamWorx ausgestattet, fick dich einfach.

Homestory | 11:57h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
lorilo - Montag, 17. Januar 2011, 18:45
Ich verstehe ja Ihre hübsch verschwurbelten Gedanken und Querverbindungen nicht immer, aber allein die Assoziation zu I could dance with you till the cows come home. On second thought, I'd rather dance with the cows till you came home. hat mich heute etwas fröhlicher gestimmt; das ist trotz Ihrer trotzigen Aussage gut so.

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kid37 - Dienstag, 18. Januar 2011, 11:41
So verändert sich die Blogrezeption. Früher hieß das noch kryptisch, heute eben verschwurbelt. Es fehlen natürlich die Leitplanken und Querstreben. Dinge, über die man öffentlich so auch nicht mehr reden möchte.

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lorilo - Dienstag, 18. Januar 2011, 14:25
Kryptisch ist ja sowas von Bloggen 1.0.
Außerdem abgenudelt, ausgewrungen, fertig. Da muss mal was Neues her! Wie wäre es mit hermisch, kidlich, irnzwatt.

Im Übrigen, so ganz trifft es Ihre Hintergrundfarbe irgendwie nicht und dieser Kontrast mit dem braun, weiß, schwarz, ich weiß nicht. Früher war ja mehr Lametta Stil.

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kristof - Mittwoch, 19. Januar 2011, 12:17
Was? Was? Wegen kryptisch bin ich doch grad hier ...

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kid37 - Mittwoch, 19. Januar 2011, 13:39
Wie früher? Die Tapete klebt hier doch bestimmt auch schon vier, fünf Jahre drin. Kaum haben Sie einen neuen Monitor, sehen Sie auch mal links und rechts, was? Vielleicht bastel ich mal was neues, entschlacktes. Oder barock überladenes.

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lorilo - Mittwoch, 19. Januar 2011, 16:17
Jessas, wenn die Running Gags, die sich auch noch auf den Blogeintrag beziehen! nicht mehr verstanden werden, sollte man aufpassen ....

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kid37 - Mittwoch, 19. Januar 2011, 18:13
Meine eigenen Blogeinträge lesen? Wann soll ich das denn noch machen?

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sakanachan - Mittwoch, 19. Januar 2011, 20:48
"Überladen vom düsteren Zierrat einer anderen Zeit."

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kid37 - Donnerstag, 20. Januar 2011, 00:18
Man hängt sich was an.

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nnier - Montag, 17. Januar 2011, 22:06
Maria Furtwängler, Christine Neubauer, was haben Sie sich denn angesehen? "Sepia-Resistance" trifft es jedenfalls, diese ganzen erstarrten Bilder, keinen Zentimeter daneben und trotzdem meilenweit vorbei.

"Wenn jetzt noch das Licht nicht so grell wäre", "So ein richtig guter Kaffee schmeckt natürlich ganz anders" - die stülpen alles nach außen, oft verschließe ich ja die Ohren von innen, und an manchen Abenden schließe ich mich Ihrer Aufforderung an.

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kid37 - Dienstag, 18. Januar 2011, 11:39
Sie sind da schon ganz auf der richtigen Spur. Und dieses Gerede... man kann es wirklich nicht mehr hören. Das sind oft Leute, die einmal etwas gemacht oder erlebt haben und schon Experten darin sind.

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monnemer - Dienstag, 18. Januar 2011, 15:20
"Maria Furtwängler als Bambi in einem zerbombten Winterwald aus Zucker und Zimt", beschrieb Georg Schramm einmal ein Gewürzbild, an dem er vorgab zu basteln.
Das Bild hatte ich bisher angesichts dieser hohlen Dramatik vor Augen. Jetzt hat das mit Sepia-Resistance sogar einen Titel!

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kid37 - Mittwoch, 19. Januar 2011, 13:36
Hmm... man kann das Bild förmlich riechen. Nächstes Weihnachten dann als Bausatz für ein Lebkuchenhaus.

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