Machen wir mal was mit Tieren




Wie der Standard so schön zitiert: "Ohne Katzen - das wäre wie in einer Stadt ohne Bäume zu leben". Man sieht sie in Istanbul wirklich überall: kleine und große, schwarze und bunte, sehr kleine und ganz alte. Nicht die Bäume, sondern Katzen. In meinem Hotel schleicht morgens eine in den Speisesaal. Geduldig sitzt sie neben den Tischen, drängt sich nicht weiter auf, wählt jeden Tag einen anderen, den sie beharrlich von unten herauf hypnotisiert und um kleine Bröckchen angeht. Nie springt sie auf die Tische, nie gibt sie einen Laut. Abends wartet sie vor der Türe, wartet auf einen Hotelgast, um mit ihm zusammen hineinzuschlüpfen. Irgendwo im Haus wird sie ihren Schlafplatz haben. In den Gassen steht auf Treppenstufen und in Hauseingängen in kleinen Schälchen Futter bereit, Turkish Hospitality.




Zu jeder Moschee, so scheint es, gehört eine eigene Hauskatze, das mürrische Exemplar, das auf der Holzbrüstung vor dem Besuchereingang der Blauen Moschee wacht, läßt sich nicht beirren von all den fremden Menschen, sie sitzt dort und starrt in eine imaginäre Katzenferne, sie hat wohl alles schon gesehen: Wanderlatschen, Turnschuhe, schwere Stiefel, Socken mit Ringeln und solche mit Löchern, hat ächzende Touristen gehört, die in allen Sprachen dieser Welt sich im Vorraum schwerfällig ihrer Schuhe entledigen.




Die Hunde leben in Gangs, kleine Rudel vor dem hübschen Sirkeci-Bahnhof, dort wo einst der Orient-Express endete. Sie liegen dort in der Sonne, gähnen, schlafen, manchmal haben sie Streit, der aber nicht lange zu währen scheint. Sie schlurfen übers Trottoir, gehen die Grenzen ihres Reviers ab, aber auch sie drängen sich nicht auf, stehen nicht im Weg und wollen einem keinen Teppich andrehen. Den auf dem kleinen Schrottplatz, vielleicht ist es auch eine Baustoffhandlung, mag ich besonders. Er scheint von sanftem Gemüt, vielleicht ist er auch einfach nur naiv, so wie ich.




In Asien, Fernreisende wissen darüber zu berichten, sind auch die Insekten bekanntlich größer: Käfer, Schmetterlinge, man ist beeindruckt, welche Dimensionen solche Geschöpfe im wärmeren Klima annehmen können, und wie hart so ein Chitinpanzer werden kann. Ernst Jünger, der alte Faunist, wäre begeistert, er könnte die bizarren Geschöpfe in sein Notizbuch zeichnen, eine präzise Skizze fertigen. Aber der ist ja nun auch schon tot.

Ausfallschritt | 12:40h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
gaga - Dienstag, 16. November 2010, 14:57
Ich verstehe nicht, warum Sie das Grammophon den Edison-Phonographen auf dem vierten Bild wegretuschiert haben.

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kid37 - Dienstag, 16. November 2010, 15:16
Ich schwör', der hatte kurz vorher noch in diese Röhre geblickt.

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gaga - Mittwoch, 17. November 2010, 00:24
Nun ist es also schon so weit! Wie ich dieses Internet-Zensur hasse!
Da könnte ich auf die Barrikaden gehen!!!

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novesia - Mittwoch, 17. November 2010, 16:22
hach, schön!

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kelly mg - Donnerstag, 18. November 2010, 19:37
Eine wunderbare Ergänzung Ihrerseits zu diesem auch sehr schönen Artikel über Hunde und Katzen in Istanbul, "Die Könige am Bosporus", aus dem Magazin der Süddeutschen Zeitung von letzter Woche: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34901

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kid37 - Freitag, 19. November 2010, 12:07
Danke für den Link. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es wirklich "Millionen" Hunde und Katzen sind, die da auf den Straßen leben. Das scheint mir sehr hoch gegriffen. Zumal es nämlicher Korrespondent war, der in einer Arte-Doku die Sache mit den Nahverkehrsmitteln in der Stadt ein wenig übertrieben darstellte (als einfacher Tourist fand ich es jedenfalls bei weitem nicht so kompliziert). Im Spon stand neulich über den Taksim-Platz, als dort die Bombe hochging, es kreuzten sich dort "mehrere U-Bahn-Linien". Das ist ebenfalls Quatsch, aber bitte. Dafür verreist man ja - das Gerede der anderen zu überprüfen und dafür eigenes in die Welt zu setzen ;-)

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jean stubenzweig - Montag, 22. November 2010, 08:47
Bild
dir deine Bildung? – Es verblüfft mich immer wieder, wie zugunsten wohl spektakulärer (tourismusfördernder?) Ansichten immer wieder noch einer draufgelegt, wenn nicht gar falsch dargestellt wird, zumal diese Bilder allzu häufig in Reiseführern landen, aus denen wiederum gerne abgeschrieben wird.

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modeste - Sonntag, 21. November 2010, 19:50
Ich muss zugeben, Katzen sehe ich immer gern. Menschen können so einfach sein.

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kid37 - Montag, 22. November 2010, 00:10
Weil Sie es sind. Eine habe ich noch, die lebt auf dem Gelände der Hagia Sophia und hat ein eher indifferentes Verhältnis zu den Scharen fremder Besucher:


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gaga - Donnerstag, 25. November 2010, 02:31
Wenn eine mit mir mitkommen dürfte, dann die Sophia.

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