Schon wieder Endspiel, verschminkte Schlaaandmädchen, Podolski-Prinzen und andere Lahme schweinsteigern in die U-Bahnen, auf dem Weg zu den öffentlichen Zuschauplätzen. Ich hingegen steige hinab in den Musik- und Wortspielkeller, dort, im Starclub-Cavern, wo Delling & The Netzers ihre Hamburger Gehversuche neben alten Beatlesplakaten, gleich neben einem Gretsch-Schlagzeug starten. Das mal für die Geschichtsbücher.
Qualm, Bier, weitere Schlaaandmenschen, die ständig "Make Schau! Make Schau!" brüllen, denn im Spiel, ein weiterer Wortspiel-Dur-7-Akkord, ist irgendwie keine Musik drin. Stolpern, schachern, Ball verspringen - aber wie sagte der englische Philosoph Gary Lineker einst: "Fußball dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnen die Deutschen."
Ein Migrationsspieler haut Schicksal-, Scham- und Schande-Schlagzeilen von den Titelseiten, erspart unserem Knabenchor das Tingeln durch Ostseebäder und über Sommerfeste und schießt die Kapelle weit an den Les Bleus vorbei in die Top16. Mit Özil zum Hit.
Weiteres Bier, Tuuut-tuuut und Tröööt-tröööt auf den Straßen und hinter Fahnengardinen hervor, und dann schiebt glücksstrahlend eine junge Farbige im schwarzweißen Deutschland-Trikot an uns vorbei, ruft begeistert "Ghana, yeah!" und trötet befreit in ihre Vuvuzela. Das sind dann diese kleinen Momente, wenn sich der ganze Nationalitätenirrsinn für einen Moment verwischt, wie Fab-Four-Musik im Remix.
Allerdings spielt eine Statistik dagegen (aufgeschnappt, nicht verbürgt): 10 Siege, 6 Unentschieden und 15 mal Gesichtsverlust den Engländern gegenüber. Ich treffe keine Aussage dazu, denn die würde das Ergebnis verfälschen.
Was die afrikanischen Furztröte angeht, so habe ich denen gegenüber fast eine ebenso große Abneigung gegenüber entwickelt wie dem Fussballgedöhns (– nicht das Spiel selbst). Ich selbst halte da ein australisches Aerophon dagegen. Das irritiert die Nachbarn und klingt viel besser und abwechslungsreicher.
Für Rennradler hat so eine WM auch was Gutes: die Straßen sind vorübergehend deutlich leerer.