Tonale Begebenheiten








Nanu, ein Schirm? Es regnet. Aber das Abschlußwochenende der Altonale ist zu bunt, als daß man sich daran stören könnte. "Wochenende, bitte Zimmer 17!", schringert es durch die Lautsprecher, vier Farben, (blau die Sehnsucht), großes Gemisch, und wenn man die Schleichwege nutzt, muß man auch nicht durchs Gedränge schieben. Zwischen Kleinkunst, Musikbühnen, Flohmarkt und Essen aus allen WM-teilnehmenden und nichtteilnehmenden Fußballnationen springt man hin und her, stößt auf rätselhafte Phänomene und offene Fragen, etwa die, warum es Fliegenklatschen, aber keine für Schmetterlinge gibt. Bei den Elbewerkstätten kaufe ich das ungefähr fünfhundertste Blankobuch, das mir gefällt, weil es so einen hübsch marmorierten Einband hat. Wenn das Internet erst abgeschaltet ist, werde ich dereinst Seiten um Seiten füllen können, so als sei nichts geschehen. Einer Künstlerin, sehr attraktiv und mit melancholischen Augen, kaufe ich Postkarten ab, auf denen attraktive, melancholisch blickende Damen in einsamen Zimmern sitzen. Sage noch einer, illustrative Kunst sei nicht welthaltig genug.

Abends dann mit der wunderbaren Frau Modeste ausgegangen, die ich ja immer zu selten sehe, was möglicherweise daran liegt, daß sie in diesem Berlin lebt, von dem man manchmal liest. Über ernste Themen viel gelacht, wie das nur mit Menschen geht, die einen feinen Blick für bizarre Details haben. Irgendwann spielen sie Blondies "Heart Of Glass", vom Hafen her fegt durch die Ruine der Elbphilharmonie ein eisiger Wind, mehr hat Hamburg ja auch nicht. Jetzt ist auch noch Heidi Kabel tot.

Homestory | 12:00h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
textorama - Montag, 21. Juni 2010, 18:37
Also, ich würde in Altona die Alpen vermissen. Doch, ernsthaft. Oder den Schwarzwald. Also, Berge ganz allgemein.

Was die Fliegenklatsche für Schmetterlinge angeht, also die Schmetterlingsklatsche, so hat man für die nach allgemeinem Dafürhalten schöneren Geschöpfe perfidere Methoden ausgetüftelt: Netz, Tötungsglas, Nadel und ein Kissen auf die man sie dann aufpfählt.

Das Kabel ist tot. Dank iPad. Mist.

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kid37 - Montag, 21. Juni 2010, 21:37
Netz, Tötungsglas, Nadel und ein Kissen auf die man sie dann aufpfählt.

Jetzt haben Sie mich irgendwie ganz wuschig gemacht. Denn die kabellose Gesellschaft indes fördert das Bindungslose.

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ladys smock - Dienstag, 22. Juni 2010, 00:35
Sie hatten auch einmal so korrekt eine gewisse "unverbindliche Verbundenheit" beschrieben.
Es definiert Nähe und Distanz auf eine andere Weise.

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textorama - Dienstag, 22. Juni 2010, 11:57
ah, ich weiss nicht recht. Das kabellose ist fast perfider im Bindungsgedanken, ist es doch omnipräsent, sozusagen (vom Funkloch mal abgesehen). Ein Kabel hingegen zeichnet sich durch den Vorteil aus, das man es herausziehen kann und der Symbolik damit mehr Nachdruck verliehen wird.

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kid37 - Dienstag, 22. Juni 2010, 12:39
Da ist was dran. Wie vieles verabschiedet sich feig sang- und klanglos im Funkloch, wo man doch einfach einen Stecker ziehen könnte. Aber den hält man dann ja identifizierbar in der Hand.

Frau Ladys Smock, mit manchen geht das auch wunderbar. Kontakt ohne viele Worte, Kabel und Gedöns.

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kaltmamsell - Montag, 21. Juni 2010, 23:24
Ich vermisse in München die Alpen. Seit Wochen. DAS ist schlimm.

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kid37 - Dienstag, 22. Juni 2010, 12:42
Oh. Mangelnde Fernsicht. Das ist ja sozusagen wie ständige Ebbe, keine schöne Vorstellung.

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saxanasnotizen.blogspot.com - Montag, 21. Juni 2010, 23:37
Aha, von wegen keine Freunde haben. Da haben Sie ja wenigstens eine Freundin. Das ist doch schon was.

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kid37 - Dienstag, 22. Juni 2010, 12:34
Ja, den Nowak, den läßt man nicht verkommen. Es ist soviel Milde in der Welt.

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bluetenstaub - Samstag, 26. Juni 2010, 19:07
(Die Schuhe!)

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kid37 - Sonntag, 27. Juni 2010, 20:02
Machen hoffentlich kein flatterhaftes Wesen.

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