Merz/Bow #27

Statt Friday Five: Miss Kinski sammelt jeweils fünf thematisch passende Bilder für eine kleine Fotostrecke, viele allerdings sind nicht sicher für die Arbeit. Oft sehr witzig oder überraschend, manches auch ein wenig gewollt, man kennt das von ähnlichen Anlegearbeiten.

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Auch eine hübsche Idee für ein Heim: Wohnen in der Zementfabrik, oder: Wenn Architekten ihre Jungsträume verwirklichen können. Ich bin eine zeitlang immer wieder zum Fotografieren durch eine solche Fabrik gekrochen und muß festhalten: Sauber machen hätte ich sie nicht machen wollen. Ricardo Bofill hat da sicher auch eher mehr ein Auge denn seine Hände drauf gehabt.

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All those places
Where I recall the memories
That gripped me
And pinned me down

(PJ Harvey, "Silence")

Ein Gebäude wie Herbstlaub. Eine entkernte Erinnerung. Wie ich den Platz am Klavier räumte, dem Vorwand nachgab, die Akkorde aber später nach Hause hämmerte, mich frei machte von dem, was nie war. Eine schweigende Nacht, eine Stille. Und nur für mich.

Sich immer weiter hinausstehlen, einen Iglu bauen, ein weißes Schneezelt, wo kein Fuchs mich findet. Das Schweigen als letztes Wort und Mittel, ein lautloser Klang gegen das Dröhnen der Versprechen, der flatternden Emphase eines großgedruckten "Ich".

Die Stille ganz laut drehen, bei sich sein, in lauter kleinen Schlucken trinken und durch einen Strohhalm atmen. Ganz lange, ganz viel.

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Oh Gott. Cereal Killers schon zum Frühstück.

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Ich mag das Kopfkissen. Das linke.

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Ich mag das schöne Tier in dir.

MerzBow | 12:30h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
liisa - Mittwoch, 18. Mai 2011, 15:38
Darf ich bitte auch ein bisschen Stille haben?
Ich hab auch meinen eigenen Strohhalm mitgebracht.

Ansonsten: das Kissen wäre nicht so mein Fall. Bei meinem zarten Gemüt würde ich da glaube ich Albträume entwickeln aber die Decke ist sehr schön ...

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kid37 - Mittwoch, 18. Mai 2011, 16:14
Ich bin ein schlechter Gastgeber! Da hätte ich auch wirklich mal was rauslegen können. Jetzt sehe ich uns schon alle über eine Bowle-Schüssel gebeugt und von der Stille schlürfen.

Ums Bettzeug müssten wir uns nicht balgen. Mir bereitete eher die Decke Albträume. Teilen wir also gütlich.

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monnemer - Mittwoch, 18. Mai 2011, 16:27
Boah, dieses Zementdingen da. Da wäre die Erlösung auf Bild 13 rechts oben für mich.

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kid37 - Mittwoch, 18. Mai 2011, 22:14
Ist mir gar nicht aufgefallen. So schlimm? Ich finde allein schon die Menge an Platz berauschend, ganz zu schweigen von den vielen Industrierelikten darin.

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monnemer - Donnerstag, 19. Mai 2011, 09:07
Für Industrierelikte und Platz bin ich ja eigentlich auch zu haben.
Aber da würd ich nur drauf warten, dass mir am Tisch die Nieten vom Domdeckel *pling* in die Suppe fallen, während Ellen Ripley um die Ecke linst.
Daran würde auch die Mutter aller weißen Sitzgruppen nichts ändern.

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kid37 - Donnerstag, 19. Mai 2011, 13:35
Viele leiden unter Eisenmangel, da ist so ein bißchen Flugrost und - ich nenne es mal - Metallauswurf bestimmt gesund. Und Alien-Versteckenspielen kann doch in lustiger Runde ganz reizvoll sein. Zementsilo, Zementsilo - einer muß versteckt sein!

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frl.deville - Donnerstag, 19. Mai 2011, 01:46
Mir ist der Bau ein büschn zu sakral.
Versuchen Sie dort mal eine Mücke zu fangen.

Ausserdem führt man als Paar vermutlich hin und wieder absurde Unterhaltungen am Telefon: "Wann kommst du denn heut' heim, Schatz?!" - "Wie meinstn das?! Bin doch schon seit 3 Stunden da." Hm.

Andererseits. Wenn einem der Besuch auf den Keks geht, dann bittet man 1fach alle zu Tisch. "Ah, Momentchen noch... Olivenöl vergessen; ich muss noch mal in die Küche." und öffnet heimlich die Tülle ... blopp.

Auch praktisch. Für 3,100 square meter garden hat man dann gleich eine nette Ahnengalerie-Skulptursammlung.

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kristof - Donnerstag, 19. Mai 2011, 11:16
Auch bei mir der erste Gedanke "Geil! Aber putzen müssen willste da nicht."

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nnier - Donnerstag, 19. Mai 2011, 11:20
Wg. Tülle:
Hi hi!

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kid37 - Donnerstag, 19. Mai 2011, 13:28
Mit der Tülle kann man aber hübsch den Kuchen verzieren. Ich denke, da ist jetzt nur noch Schlagsahne drin. Und so wie es nun aussieht, wird es mit dem Putzen schon gehen. Aber der Weg dahin... mannmann. Ich war hier öfter zum Fotografieren und schätze, daß der Zustand der restaurierten Anlage ähnlich war. Das kriegt nicht mal ein Blogger-Putzflashmob sauber.

Frl. D., es gibt in diesem Haus zum Glück keinen Netzempfang und nur einen einzigen alten Münzfernsprechapparat an einer zugigen Ecke auf dem Vorplatz. In meinem Haus wird nicht unnötig gequatscht. Essen Punkt 19.30 Uhr, wer zu spät kommt, kann sich noch Erbsensuppe aus der Tülle auf den Teller füllen.

(Teller, Tüllen, Füllen - da komponiern Sie mir doch bitte bis heute Abend ein kleines Lied auf Ihrer Gitarre, bitteschön.)

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