Dienstag, 10. Mai 2011


Gipsy



Spektakuläre Dinge geschen ja oft in den kleinsten Räumen, aber man muß es auch wagen wollen. Ihr werdet denken, nanu, das ist doch euer Bett, was macht das in einer Kunstgalerie? Oder ist es doch das von Tracey Emin? Aber wie um alle Waschkraft dieser Welt ist es so weiß geworden?

Bei Feinkunst Krüger gibt es die Antwort, aber zugleich auch eine Menge Fragen mit auf den Weg. Das Duo Hehemann und Vogel, die vorletztes Jahr Hamburgs Kunstadresse Nr. 1 mit über 300 Autoreifen auskleideten, hat den Wohnbereich des eigenen Aieliers eins-zu-eins in die enge Galerie verfrachtet. Das allein wäre ja schon spektakulär genug, aber Hehemann und Vogel gingen noch einen irren Schritt weiter: Getreu dem Motoo, Kunst ist schön, macht aber Staub und Arbeit, gipsten alles ein, schufen einen totalen Raum, überzogen wie wildgewordene Bäcker alles und wirklich alles mit einem gipsernen Guß. Man stelle sich da so vor: Christo plane, das Arbeitszimmer von Dieter Roth zu verhüllen. Die Gegenstände blieben erkennbar, träten aber in ihrer Reduktion auf die abstrakte Form um so deutlicher heraus.

Man muß es wirklich sinnlich erlebt haben, darin stehen, den Geruch einatmen, sich vielleicht eingipsen lassen und und selbst Teil der Installation werden. Spüren, daß es wirklich ist. Immer neue Details entdecken und gleich darauf noch weitere. Herr Krüger machte es vor, in schwarzweißen Anzug verschmolz er nur fast mit der Umgebung und zeigte deutlich: Man muß das leben, sich aber nicht selbst aufgeben dabei. Diesen Schritt wagen, den Schnitt wagen, Loslassen, Zurücklassen, alte Haare ab, Raum schaffen für etwas neues. Es sind wirklich ihre Sachen, ihre Bücher, ihre Platten, ihre Videos und dazu die Kaffeemaschine, nichts, was eigens für einen Zweck als Requisite besorgt wurde. Hier liegt es nah und nackt zu Bette. (Aber bitte nicht dazulegen.)

Die Ausstellung (wer dieses Jahr nur eine sehen will, sollte diese nehmen!) wird in zwei weiteren Teilen fortgesetzt. Auf das Abbrechen und Ausschälen und Ausschaben des wahnwitzigen ersten Teils folgt als Abschluß noch eine Schau mit Bildern der beiden.

("Simon Hehemann & Stefan Vogel - Installation, Malerei, Zeichnung, Skulptur". Feinkunst Krüger, Hamburg. 1. Teil bis 21.5., 2. Teil 28.5. bis 11.6., 3. Teil