Genau so. Nicht lange reden, kein man könnte mal oder irgendwann oder sonst eine Form des ungefähren später, sondern einfach machen, unterm Arm packen, mitnehmen. Danke noch einmal, ich bin sehr entzückt. In letzter Zeit war ich wiederholt angenehm überrascht, wenn alte Helden ihre kleinen Auftritte haben. Neulich die (leider live verpaßten) Buzzcocks, nun eben Wire. Da gesellen sich drei ältere Herrschaften neben einer jüngeren Gitarristin auf die kleine Bühne im neuen, alten Hafenklang und zeigen, was mir an Typen wie, nehmen wir, David Byrne nicht gefällt. Während letzterer ein alternder prätentiöser artsy-fartsy Bohemien im Kaschmiranzug geworden ist, demonstrieren Colin Newman und Co wie man in Würde der Rente entgegenlebt. Die Briten sehen nämlich aus als würden sie unter der Woche die Werkstattleitung bei Autohaus Schmidt & Sohn versehen. Oder die Gemüsetheke im Rewe an der Ecke.
Was ja nicht heißt, daß man nicht eine Menge Lärm machen kann. Während Axel K. mit ruhiger Hand seine Kamera ins Getöse hält, andere, ich sah es genau, mit einem gewissen Schmelz in den Augen die Oberarmmuskulatur des Schlagzeugers betrachteten, ließ ich mich eine Wolke aus Geräusch hüllen, ein Outdoor Miner auf dem Weg in den Postpunk-Bergbau. Wire trugen Schicht um Schicht ab, räumten den Schutt beiseite, das tumbleweed, das die Vorband hinterlassen hatte (die so eine Art Indianer-Prog-Country-Rock auf Peyote machten, was - ich trank mir das schön - notenweise an die Stimmung im Pink Room erinnerte. Es tanzten aber weder Zwerge über die Bühne noch haben Mädchen Kirschstengel im... nun ja, wir waren ja wegen Wire da).
Immer kurz, präzise, zwei, drei Minuten Stakkato, Practice Makes Perfect, gern hätte ich noch Heartbeat gehört, aber Fly in The Ointment und andere Hits fehlten ebenso. Dafür vieles vom neuen Album Object 47 ("Willst du dir das T-Shirt kaufen? Kannst du in zehn Jahren tragen.")
Im Publikum die ein oder andere Genußmittelproblemgestalt aber auch meine ehemalige Lieblingsfernsehmoderatorin, damals, als sie nachts bei Tele5 die ganzen Punk- und Indie-Videos moderiert hat. Ein Abend ohne Schnickschnack, bloß zum Schluß eine aufondolierte Version von 12XU, Gedanken, die man schon mal hat, wenn man wütend ist.
Wenn man aber mit Frau Grey anschließend nachts am Hafen spaziert und den Lärm aus den Ohren schüttelt, wie kann man da noch wütend sein? Es sind diese Momente, die man mitnimmt. Leichtes Gepäck und sehr gewichtig.
>>> Offizielle Webseite von Wire
(Ich stand damals eher - und das gebe ich nur unter Pseudonym zu - auf Antonia Langsdorf und ihr Tanz House. Diese Dame hat im Gegensatz zu Frau Reimann ja inzwischen eine eher fragwürdige Karriere eingeschlagen.)
Ich stand ja immer mehr auf die Dunkelhaarigen (wobei blond ja auch seine Reize hat) und die dunklere Musik. SR hat das sehr kenntnisreich gemacht, ihre Interviews auf Französisch machten mich immer neidisch - und wenn ich den Besuch im Hafenklang richtig deute, war ihr Interesse für Indie-Musik nicht aufgesetzt. Ein wenig irritierend finde ich, daß sie sich optisch kaum verändert hat. Ich meine, ich habe graue Haare bekommen. Vielleicht ist sie einfach glücklich, wir haben uns ja nie kennengelernt.
Ich bin immer noch glücklich und dabei ist schon fast Mittwoch!!
Ach so, und : klar hab ich mich auch verändert.
Du mußt nur näher rangehen ;-))
In cold blood,
Susanne
Und ich kann versichern, mein Urteil ist korrekt, stand ich doch nach dem Konzert genau neben dir, als ich mir das Album kaufte. Ich wollte aber nichts sagen, weil wie doof klingt das denn, "hi, ich habe vor 20 Jahren in Wuppertal immer deine Sendung gesehen usw. usf." ;-)
Nächstes Mal.
Gutes blog übrigens, sehr schöner Stil.
Achso, und:
http://www.knusthamburg.de/knust-tv
Da bin ich wieder,
Grüßchen.