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Gestern in der Mittagspause mal die von der Sonne entfesselten Glieder (Ha! Ha! Houdini!) in den japanischen Garten geführt. Dortselbst einen Zen-Gedanken ausgeharkt, einen simplen also. Ein bißchen mehr Schwermut stünde mir gut, sprach ich zur zitternden Wasserfläche, zu einem Fisch namens Blub. Allein die Zeit, die liebe Zeit. Wo soll ich denn dafür jetzt noch welche haben. Schwermut. Lieber mal das Bad neu fliesen. Das große Tafelbild beenden. Schwermut. Meine Güte. Bald ist schon wieder Sommer, wenn man nicht aufpaßt. Und man denkt, auch dafür fehlte Zeit. Nicht weinen, heißt es, arbeiten. Es heißt, emsig sein wie eine Ameise und selbst dabei noch milde Gedanken hegen wie die Luft, die einen streift. Eine duftende Welt aus Büchern besitzen, Dinge aus schmalen Augen betrachten, bis sie ihre Form verlieren. Einfach nur so. Man muß sehen, nicht nur passiv, man kann doch die Bilder nicht im Kopf behalten. Heute im Park strömten Menschen unter die Bäume und beteten Knospen und kleine grüne Blattspitzen herbei. Als wüßten sie nicht, daß schon bald wieder Herbst ist.
"Sehnsucht und Schwermut, die gleichen Vokale. Demut auch." [
*]
Nachdem ich diesen Text gelesen hatte, dachte ich länger als geplant nach. Mir fiel der Sensenmann in der Stiftskirche in Altötting ein. Er mäht mit seiner Sense jede Minute etwas Unsichtbares um. Mir als Kind sagte man, das sein ein Mensch, der jede Minute stürbe. Das ist das Schwere, dass die Zeit unaufhaltbar läuft, verändert und einen außer Atem kommen lässt. Finde ich jedenfalls.
Ah, raus aus den Bibliotheken - in der Natur lesen. "Books are for the scholar's idle times. When he can read God directly, the hour is too precious to be wasted in other men's transcripts of their readings." [Emerson]
@ Saxana: Deshalb ist so wichtig, wie ich finde, ab und an innezuhalten und sich den Augenblick bewußt zu machen. Denn leider (oder zum Glück) weiß man ja nicht, wie weit die Uhr schon gelaufen ist.
Ach, Herr Kid, Schwermut kann man ganz wunderbar mit anderen Tätigkeiten verknüpfen. Dafür braucht man gar keine Extrazeit. Falls doch, es gibt doch diese grauen Typen von der Zeit-Bank. Da bekommt man, wenn man so seriös ist, wie Sie es sind, doch sicher Kredit, oder?
Bei der fröhlichen Tätigkeit, die ich hier auf meiner Arbeitsstelle ausübe, ist Schwermut gar nicht förderlich. Und seriös? Sie sollten mal sehen, wie ich mir die Krawatte um die Stirn binde.
Ist das eine Einladung zu einem feucht-fröhlichen Kneipenabend???
Ich muß doch immer früh ins Bett.
Das leuchtet mir ein. Dann muss es wohl Frühschoppen sein!
Wie duftete wohl ihre Welt aus Büchern? Asiatisch-Melancholisch?
Duftende Bücher - ein schönes Bild. Und tatsächlich realistisch: Einst während eines unamgenehmen Behördenganges trödelte ich ein wenig durch die amtsschimmeligen Flure, und auf einmal roch es in einem der geschätzt 130 Korridore wie im Büpcherschrank meiner Großmama, was mich total umgehauen hat (einschließlich einiger Erinnerungstränen).
Und, vielen Dank, die Links sind wieder ganz zauberhaft...
bei p&b halte ich mich seit letztem november nur noch an die entchen. die sind auch in den wintermittagspausen da. ich brauche diese beständigkeit. sonst ist nicht mal mehr auf die raben verlass - da müssen wir von hecke & co gar nicht sprechen.