Sehen gehen
Expeditionskompaß und wasserfestes Logbuch gepackt, Traubenzucker, die Wasserflasche aus Metall - es gilt, Altschätze zu heben. Krims und Krams und Krempel, der Alltag soll bekanntlich schöner werden. Zwischen Büchern, abgewetzten Lederkoffern, Kriegskartenmaterial und 30er-Jahre-Pelz steht dieser Stubenhockerstuhl. Ein Blogger fände hier einen schönen Platz und verließe ihn nur selten, während er das Internet befüllt oder seine Zeitung liest.
In einem halb zerbrochenen Holzkasten liegt eine tintenbefleckte Ode an die Einsamkeit. Ein kaltes Fernrohr aus Messing gibt den Blick auf einen windigen Strand frei, ein alter Dynamo kommt ohne Fahrrad daher wie ein Herz ohne Körper. Aus einer rostigen Dose lugt ein 16-mm-Film hervor, ein Pärchen beim Tanz, die Dose ist ohne Beschriftung, wir werden das Wer und Wo nie erfahren. Vielleicht ein Film über die Fehler des Lebens, den man nur rückwärts laufen lassen muß.
Ich kaufe Dinge, die mir nie gehörten, ich klaube eine Biografie zusammen für ein Leben, das ich nie führte. Ich versuche, den Anfang von allem zu finden.
Im Ohr das peinliche Lieblingslied. 3 Millionen. So ist es wohl.
Messehallen? Da hätten wir ja zusammen einen völlig überteuerten Kaffee trinken können.
Sie hätten mir beim Tragen helfen können ;-)
(Ja, schade.)
Wie immer habe ich nichts gekauft. Nur lange überlegt bei einem sehr schönen Reprint
Neuruppiner Bilderbögen der Büchergilde Gutenberg. Zu teuer, dachte ich, und als ich es mir eine Stunde später anders überlegt hatte, war er weg. Seitdem durchsuche ich alle ZVABs dieser Welt. Erfolglos natürlich.
Ich fürchte, das wird Sie nicht mehr loslassen. Der Print wird immer exquisiter, der Preis immer mehr zur Bagatelle. Ich spreche da aus Erfahrung. Deshalb schleppte ich mich am Ende auch mit einem sehr hübschen Kleinregal aus den 30ern ab, weil ich das so nie mehr finden würde. Falls Eileen Gray einmal zu Besuch kommt.
Bei mir kam da nur ein T-Shirt raus. Der poppige Brustaufdruck kündet von AHOJ Brause. Aber das war Neulich. Heute war was anderes, oder so, aber auch mit drin, denn wettertechn. kann man sich nicht so sicher sein. Frau auch nicht. Glaub ich. ;-)
Für T-Shirts ist es aber noch ein wenig zu früh. Ungefähr so, wie es für meine Schlittschuhe ein wenig zu spät ist. Kann man aber auch alles nicht ahnen. Bei dem Wetter.
Wouh. Der Spruch da oben erfreut sich offensichtlich allgemeiner Beliebtheit. (Und erst beim zweiten Hinsehen bemerkt, dass meine Oma das Wort "Beklage" durch "Begrüße" ersetzt hat.)
Ach wie schön. Sind Sie das auf dem Dreirad? Der Morgen und ich sind ja nicht die allerbesten Freunde, aber wenn wir uns mal zufällig begegnen, dann grüße ich ihn auch immer ganz fröhlich.
Noch heute... Stolzeste Dreiradfahrerin der Straße.
Ich bin ja schon am Morgen guter Dinge, allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, wo Arbeit & Mühe anfangen...
Mein Lied heißt morgens immer "Wie fröhlich bin ich aufgewacht!", dann ziehe ich mir leichte Schuhe an und laufe hinüber zur Kleingartenanlage, die Hühner wecken, stehe dann auf der Brücke über dem Kanal und erwarte den Sonnenaufg... [aufgew.]
Wenn dieser Stuhl ist, wonach er aussieht, erinnert er mich an eine äußerst peinliche Situation beim Zivildienst. Ähm.
Guter Text, Herr Kid. Guter Text!
Ich sehe schon, der Stuhl gefällt ;-)
(Der war sehr schick, aus schönem Holz, wunderhübsche Metallräder... und mit dem kleinen praktischen Erleichterungsgefäß... nun ja, wer weiß, wann man das braucht. Mir fiel sofort ein Blog-Marathon ein.)
Auf dem Flohmarkt war ich auch, Tiergarten. Straße des 17. Juni. Ein Salzfass mit nach Hause gebracht, falls es Wunden geben sollte. Oder zumindest Eier.