Haus auf dem Hügel

Ein romantischer Tag in Leder, elftausend Ruten aus Weidenkätzchen, ein intensiver Zuckerguß über dem Nachdenken. Die brüchige Fläche des Krakeleelacks, Sprünge im Zarten, feine Risse unter der Haut, im dunklen Keller das schwere Gerät: Hammer, Feile, Stichsäge. An rostigen Eisenketten der Homo faber des Baumarktwesens.

In diesem Haus gibt es ein paar sehr hübsche Details, wie ich sie mir für mein eigenes Zimmer unter den Wolken wünsche. Man kommt ja bald wieder dahin, alte Bahnhöfe renovieren zu wollen. Wenn außer Zeit und vielen Ideen nichts mehr vorhanden ist.

Wenn karierte Holzfällerhemden über den Ringelpulli gezogen werden, um die Hüfte nur der Werkzeuggurt.

Homestory | 13:58h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
derherold - Montag, 16. Februar 2009, 14:28
Ich dachte Ecce homo.

Alte Bahnhöfe ... besser wohl alte Bahnhofsgebäude.

Ich darf ja sagen, daß wir einige ehedem verkehrsgünstig gelegene Häuser vermittelt haben. Es empfiehlt sich allerdings Häuser zu erwerben, bei denen die Streckenstillegung zumindest in Aussicht gestellt werden kann.

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kid37 - Montag, 16. Februar 2009, 16:54
Ach was. Ich laß dann dort gleich die Züge fahren. Mein kleines Lummerland. ;-) Nein, wenn, dann sollte man solche Gebäude an sehr rostigen Gleisen kaufen.

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novesia - Montag, 16. Februar 2009, 15:40
whoa, das haus ist ja der hammer. dafür würd ich auch mal mit der kettensäge experimentieren. - außen sieht das gar nicht nach so vielen zimmern aus, das ist bestimmt wieder alles betruuch. verdammte medien.

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derherold - Montag, 16. Februar 2009, 15:48
Betruch ? Das glaube ich nicht.

Der Vorteil ist bei solchen Häusern im Charme und im (idR) großzügige Grundstück.

... die Sanierungs-/Modernisierungskosten allerdings .... ;-)

"...the husband and wife have devoted three years to reconfiguring and reimagining ... "

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kid37 - Montag, 16. Februar 2009, 16:54
Und was dann alles schiefgehen kann!

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ladys smock - Montag, 16. Februar 2009, 22:04
Sie bringen mich wieder zum Lachen.
Das tut gut.
Und schief gehen ist ja auch so eine Kunst.

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kid37 - Dienstag, 17. Februar 2009, 00:16
Ach Sie. Das freut mich.

Ja, das Wunderliche und Schiefe wird oft unterschätzt. Wo es doch so besonders ist.

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ladys smock - Dienstag, 17. Februar 2009, 01:20
Öfters komme ich ja jetzt bei O. Tschirtner vorbei.
Sagen wir, bei seinem neuen Aufenthaltsraum. Wie auch bei vielen anderen, deren Linien nicht geradlinig verlaufen sind.
Früher- hm, gut, also : viel früher ging ich dort gerne spazieren, weil es so viel unbekannte Geschichten und Leben dahinter gab. Jetzt aber erzählen immer mehr Inschriften meine persönliche Vergangenheit mit den Menschen aus meinem Dorf.
Ich gehe da jetzt noch viel lieber hin.

Räume schaffen.

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kid37 - Dienstag, 17. Februar 2009, 12:12
Räume schaffen, Wurzeln verweben. Es ist ja auch tröstlich, ein Teil zu sein und Anteil zu haben.

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frl.deville - Montag, 16. Februar 2009, 16:02
Landhaus-schick?! Echt jetzt?!
Wenn Haus auf Hügel, dann doch lieber soeines.

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kid37 - Montag, 16. Februar 2009, 16:55
Für shabby chic ist doch Platz in der kleinsten Hütte.

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ichichich - Montag, 16. Februar 2009, 17:23
Kleinste Hütte ist ein gutes Stichwort.

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derherold - Montag, 16. Februar 2009, 17:34
Immer nur Häuser, Häuser, Häuser

So eine kleine, bescheidene Eigentumswohnung müßte doch eigentlich reichen.

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kid37 - Montag, 16. Februar 2009, 19:19
Herr ichichich, wie toll. Ein rollendes Haus. So ein viktorianischer Wohnwagen in Giebeloptik wäre natürlich die Schau auf jedem Dauercampingplatz. Fraglich ist, ob dieses Haus so gut für das Sexleben ist wie die avisierte Eigentumswohnung. So weit umziehen wollte ich dann doch nicht, obwohl die Preise dort ja stark gefallen sein sollen.

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stapel - Montag, 16. Februar 2009, 17:37
hm. da wär mir zuviel fremdes leben drin.

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kid37 - Montag, 16. Februar 2009, 19:15
Ach was. Da gibt es so Spray. Es muß nicht gleich so hart kommen.

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kelly mg - Montag, 16. Februar 2009, 17:59
Als begeisterter Leser von Mark Z. Danielewskis grandiosem Roman „Das Haus“ ("House of Leaves") kann ich Ihnen, ehe Sie Ihr Traumhaus beziehen, nur empfehlen: Erst nachmessen, ob die Innenmaße nicht größer sind als die Außenmaße. Und begehbare Wandschränke vermeiden! Sonst nennen Sie allzu rasch einen Alptraum ihr neues Zuhause.

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derherold - Montag, 16. Februar 2009, 18:13
Und wenn es sich um sein seeehr großes Haus handeln, daß zu dem abgelegen ist, sollte man nicht Jack Nicholson als Hausverwalter/-meister einstellen !

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kid37 - Montag, 16. Februar 2009, 19:09
Für notleidende Autoren und Hausverwalter halte ich einfach das Zimmer 1408 bereit. Aber es stimmt, alte Häuser bergen mitunter Überraschungen. Man träumt von geheimen Bibliotheken oder plunderschatzgefüllten Dachböden... aber dann ist es womöglich nur ein sich lasziv gebärdener rothaariger weiblicher Geist.

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sunny5 - Mittwoch, 18. Februar 2009, 03:09
ein lasziv gebärender rothaariger weiblicher geist. und schon war das bild im kopf und nicht zu beruhigen. heiheiei

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kid37 - Mittwoch, 18. Februar 2009, 17:18
Ich schaue morgens immer mißtrauisch nach Kratzspuren auf meinem Rücken.

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frau klugscheisser - Mittwoch, 18. Februar 2009, 08:21
The fool on the hill
Sees the sun going down,
And the eyes in his head,
See the world spinning 'round.

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kid37 - Mittwoch, 18. Februar 2009, 17:20
Und zwischendurch eine Magical Mystery Tour mit spontanen Reisegefährten ;-)

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frau klugscheisser - Mittwoch, 18. Februar 2009, 19:10
... was ich eigentlich mit der Überschrift assoziierte:

Someday we'll build a home on a hilltop high,
You and I,
Shiny and new a cottage that two can fill.
And we'll be pleased to be called,
"The folks who live on the hill".

Someday we may be adding a thing or two,
A wing or two.
We will make changes as any fam'ly will,
But we will always be called,
"The folks who live on the hill".

Our veranda will command a view of meadows green,
The sort of veiw that seems to want to be seen.
And when the kids grow up and leave us,
We'll sit and look at the same old view,
Just we two.

Darby and Joan who used to be Jack and Jill,
The folks like to be called,
What they have always been called,
"The folks who live on the hill".

Folks Who Live on the Hill
((1937) Oscar Hammerstein II, Jerome Kern)

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kid37 - Donnerstag, 19. Februar 2009, 12:21
Eine sehr schöne Vorstellung aus der Zeit, als man noch Träume haben durfte. 2037 heißt es dann vielleicht: Wir trafen uns einst vor der Halde aus Altmetall/Bauten ein Haus mit windschiefem Drall/Die anderen nannten uns frech/- Wie Menschen so sind - /Die rostigen Leute aus Pappe und Blech.

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lilli marlen - Mittwoch, 18. Februar 2009, 10:01
Ach, Herr Kid, zumindest traumhausmäßig liegen wir so was von auf einer Wellenlänge (und mit lasziven rothaarigen Geistern bin ich schon mehr als einmal fertig geworden...)

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kid37 - Mittwoch, 18. Februar 2009, 17:22
Tatsächlich? Wie haben Sie das mit den Geistern gemacht? Mir gefallen bei dem Haus diese Details zwischen Arztpraxis, geheimen Forschungslabor und nordischem Shabby Chic. Das Richtige für Dr. Frankenkid.

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lilli marlen - Donnerstag, 19. Februar 2009, 10:36
Unzählige Filmzitate schießen mir beim Anblick dieses Hauses durch den Kopf.
Und was die Geister betrifft: Einfach entspannt zurücklehnen und abwarten, bis man(n) keine Lust mehr hat, den Bauch einzuziehen...

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kid37 - Donnerstag, 19. Februar 2009, 12:22
Na ja, ich weiß wie das enden kann. Erst sind es Geister, dann landet man in Teufels Küche.

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chaosmaedchen - Freitag, 20. Februar 2009, 04:30
ohja ein Bahnhof aus alten Backsteinen, über deren roter Farbe die Berührung hunderter Menschenhände den Film der Zeit gezogen hat. Und im Schuppen daneben stehen allerlei verostete Dinge, die man niemals wegräumt.
Eine schöne Vorstellung, da würd ich ebenso gerne einziehen wie in meinen Leuchtturmtraum.

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kid37 - Freitag, 20. Februar 2009, 13:02
Aber wie heißt es? "Die Leute sehen nur das Beet und nie den Spaten" - ehe so ein Ding wohnlich ist, hat man sich einige Schwielen geholt. (Ich stelle mir so ein Haus wie das Heim von Wall-E vor, ein Hort der verlorenen Dinge.)

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