Beim Fluß



Nein wirklich, es muß nicht immer das Spektakel sein. Grauer ist es, kühler Wind, wie eine Hand, die sich von hinten unter das Hemd schiebt. Sachte, tastend, nicht unfreundlich. Aus dem Stadtteil der Arbeitertristesse in den Stadtteil, in dem die Kinder aussehen wie auf einer Schokoladenverpackung. Sie haben viel Milch im Gesicht und ein wenig dieser bronzenen Tönung der Insel-Wochenenden. Oder endlosen Stunden im Optimist. Stille liegt über dem Wasser. Wir hören kein Geschrei.



Die Kleinen ziehen die Großen, das scheinbar so Unscheinbare treibt mich voran. Das langsame, quälende, schmerzhafte Lösen, irgendwo zerrt ein schmutziges Tau über den Grund. Schrappt ein Anker, eine rostige Kette, muß man weiter, stetig gezogen, unverdrossene Schlepper - und ein Wollen, kein Zagen, die Neugier am Bug, eine ganz schmale Nase in einem frischeren Wind. Ich will nichts hören, nichts sehen, nichts wissen. Vor allem nichts wissen. Nur atmen, die Luft spüren, die Ruhe weit fort vom Gekreisch.

Projektor | 13:48h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fluechtig - Dienstag, 27. Mai 2008, 14:37
Stille liegt über dem Wasser. Wir hören kein Geschrei.

Sehnsucht habe ich, nach dem wortlosen, dem stillen Miteinander, in dem alles klar ist und alles stimmt, was gesagt worden ist bis dahin. Ein Miteinander, in dem man sich spürt, schweigend.

Wissen will ich schon, dieses oder jenes. Aber ich mag nicht mehr abgespeist, angelogen, hingehalten, verarscht werden. Nie wieder.

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kid37 - Dienstag, 27. Mai 2008, 16:48
Nein. Hinhalten ist schäbig. Ich habe irgendwannn die Tür genommen, auf der "Ausgang" steht. In Großbuchstaben. Ich wäre aber lieber durch eine andere Tür gegangen, weiß Gott. Der darf auch alles wissen, der kann das ertragen.

Gemeinsam schweigen können, sich spüren. Ja.

Ja.

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vert - Dienstag, 27. Mai 2008, 15:19
..., nichts wissen? - also, ich weiß nicht...

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cut - Dienstag, 27. Mai 2008, 15:26
Hamburg is drowning. Und Sie leben am Fluss?

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kid37 - Dienstag, 27. Mai 2008, 16:41
...and I have no fear.

@ vert: Ich weiß auch nicht. Weiter.

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vert - Mittwoch, 28. Mai 2008, 00:48
... Weiter.
waren wir noch nie...
;-)

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mark793 - Dienstag, 27. Mai 2008, 15:29
Stille über dem Wasser
ist rare Ware, da muss man sofort zugreifen, wenn mal was in Angebot ist. Hätte ich dieser Tage auch gern genommen, aber im beschaulichen Mittelrheintal rumpeln unentwegt Güterzüge durch die Märklin-Modelleisenbahnlandschaft, es tuckern die Lastkähne lautstark um den Loreley-Felsen herum, und ein Bikertreffen im schönen Rüdesheim machte auch mehr Lärm als ein Formel-1-Wochenende am Hockenheimring. Vielleicht sollte ich die Stille am Fluss mal wieder bei Ihnen da oben suchen. An Silvester wars auf den Landungsbrücken ja auch recht ruhig. ;-)

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kid37 - Dienstag, 27. Mai 2008, 16:45
An Wochenenden ist dort ja immer Völkermarsch. Wie schön so ein verhangener Montag sein kann. Und nachdem das Wochenende mir erneut wenig Schlaf ließ, tat die frische Luft gut.

Silvester? Immer ruhig. Jeder für sich.

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vert - Donnerstag, 29. Mai 2008, 13:24
man (also ich, wenn ich dort bin. was ab und zu passiert.) trifft dort an sylvester immer ungarn mit ihren typischen silvestertröten. skurril, aber so ist es.

in ungarn ist privates feuerwerk verboten, daher sucht sich der wille zu "lerm und geräusch" eine friedvollere, jedoch nicht weniger laute kanalisierung.
budapest z.b. klingt um diese jahreszeit wie ein wald voller brünftiger elche.

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kid37 - Donnerstag, 29. Mai 2008, 13:53
Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Silvester in Budapest ist schon mal notiert.

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diagonale - Dienstag, 27. Mai 2008, 16:50
Ja, Stille bitte. Nach der tosenden, spanischen Großstadt ist mir das ein dringendes Bedürfnis. War aber trotzdem schön.

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kid37 - Dienstag, 27. Mai 2008, 18:47
Glaube ich. Ich finde Barcelona super, auch so eine Stadt, die nie schläft. An manchen Plätzen jedenfalls.

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diagonale - Mittwoch, 28. Mai 2008, 00:07
Doch, so irgendwann zwischen 4 und 6 schlummert sie, wenngleich auch nicht tief.

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kid37 - Mittwoch, 28. Mai 2008, 13:25
Da geht man in einen dieser Clubs dort - und anschließend runter an den Strand, den Sonnenaufgang beobachten. Ah, süße Erinnerung!

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diagonale - Mittwoch, 28. Mai 2008, 13:36
Das kann ich gar nicht. Dazu bin ich zu alt.

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kid37 - Mittwoch, 28. Mai 2008, 13:45
Ach was. das kann ja selbst ich. (Jetzt nicht jede Woche, klar. Aber in letzter Zeit wieder öfter.)

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diagonale - Mittwoch, 28. Mai 2008, 13:56
Nee, krieg ich nicht hin. Ich bin mehr so der Früh-Schläfer und -Aufsteher. Immer schon. Vor allem, wenn ich am nächsten Tag noch gefühlte 582,356 km durch die Stadt laufen soll.
Ich konnte aber auch schon zu meinen Jugendzeiten nicht verstehen, wie man erst nach 0:00 Uhr zum Zug durch die Gemeinde aufbrechen konnte. Ich war immer schon ein Spießer.

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kid37 - Mittwoch, 28. Mai 2008, 14:18
Das ist ja immer relativ. Für viele bin ich auch ein Spießer. So what. Es ist erwachsen, seine Grenzen zu kennen. Ab und an darf man aber jung sein.

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diagonale - Mittwoch, 28. Mai 2008, 15:59
Oh ja! Dazu wollen sogar meine alten Knochen noch klappern.

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creezy - Mittwoch, 28. Mai 2008, 00:41
Jetzt rieche ich das Meer. Dabei gibt es hier doch gar keines.

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kid37 - Mittwoch, 28. Mai 2008, 01:10
Das habe ich in Ihrer Stadt auch immer vermißt.

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c17h19no3 - Donnerstag, 29. Mai 2008, 04:32
vielleicht auch:

Manche freilich müssen drunten sterben
wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,
andere wohnen bei dem Steuer droben,
kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.

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kid37 - Donnerstag, 29. Mai 2008, 11:43
Jeder sollte seinen Platz kennen. Ich bin aber für heimliche Treffen im Zwischendeck. In einer schummrigen Ecke Knutschen.

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