Ein perfekter Tag, herrliches Wetter lockt die Neigungsgruppe Elbe & Aussicht hinaus an den Fluß. Unternehmungen müssen ja nicht spektakulär sein, was nutzen Klang, Schall und Rauch, es gibt andere Qualitäten, für die man sich bloß Zeit nehmen muß. Die Sonne genießen. Mit der Fähre geht es hinaus, an den Docks vorbei und dem übermütigem Schiffsverkehr. Unten am Strand lauter Sonnenrebellen, niemand hält sich hier ans Grillverbot. Man wird dereinst Fragen standhalten müssen: Seymour hatte möglicherweise sechs Zehen, wir aber sind friedlich, treten stets sachte, bleiben beschuht und in gestreifter Uniform. Zu sagen gibt es ja nicht viel, wenn man zusammen schweigen kann. Sonnenwarme Ruhe, sich wieder gemocht fühlen, die Affen tanzen heute ohne Helios. Wir aber wollen der eigenen Müdigkeit voranlaufen, auf eine andere Erschöpftheit zu. Steine, die im Wasser liegen, hautentspannte Tagträume, der eigene Hunger braucht schließlich kein Fernsehprogramm.
Im Karoeck einfach sitzen. Schaumlos, traumlos, im letzten Hauch der Abendsonne. Perfekte Stunden. Ich erzähle von der See, ich erzähle von den anderen Tagen. Dem Blut auf dem Boden und Sonnenbrillen, die wie ein Herz geformt sind. Von schweren Motoren und leichten Mädchen und wie die Mosaikstücke in immer neuen Mustern zusammenfallen. Wenn man es nur wagt. Wie man nie dort bleiben darf, wo man nicht gewollt ist. Wie mich die Kunst lehrte, daß Herzen sehr weit sein dürfen, aber niemals verräterisch.
Still für mich mache ich mir eine Notiz, an solchen Tagen wieder Salinger zu lesen, emotionale Strömungslehre am großen Fluß. Anschließend aber, die Muse ruft, erst noch zu Kunst & Trunk beim famosen Herrn Krüger.
Der zeigt derzeit die Ausstellung "Aus dem Orchester nächtlicher, gleichsam erhöhter Räume hervortretende Balkone über dem leeren" von Lily Wittenburg. Filigrane Zeichnungen, hingetuschter asiatischer Einfluß , die Abszenz des Individuums, Fragmente einer flüchtigen Erinnerung: Lily Wittenburgs Arbeiten verbreiten eine zarte Atmosphäre, halten eine fragile Stimmung derart im Gleichgewicht, daß man nur leise aufzutreten wagt.
(Lily Wittenburg. "Aus dem Orchester nächtlicher, gleichsam erhöhter Räume hervortretende Balkone über dem leeren". Feinkunst Krüger, Hamburg. Noch bis zum 24.5.2008)
(Die Herzen sollten es viel öfter sein. Nicht nur im Frühling!)
Nach so einem Tag am Wasser sind Verteilungskämpfe um die letzten Spaghetti allerdings vorprogrammiert. Vielleicht sollten wir alle mal zusammen Paddeln, danach Trinken und
Tage am Wasser, Sonnenschein und gute Begleitung habe ich mir für dieses Jahr gleich mehrmals vorgenommen. Und Trinken kann ebenfalls gegen die schweren Herzen helfen, sollten sie sich klettig festklammern.
Ich merke, wie gut einem solche Tage am Wasser tun. Wie sie das Herz beruhigen.
Wasser und Weite. Und eine ordentliche Brise.
Schön, dass Sie zeitgleich auch perfekte Stunden erlebten. Überhaupt wäre auch zum Lob von Spaghetti Bolognese noch viel zu sagen. Leider wird dieser kulinarische Klassiker oft vergurkt, aber wenn es dieses Gericht nicht gäbe, man müsste es erfinden.
Hinterher will noch jemand Parmesan dazu.
und diese ewige deutsche Bolognese Angst.