Heart Shaped Box
Ich weiß gar nicht, womit man mein Herz mehr gewinnt: mit verlockender Backware (herzig) oder einer verlock'n'Lock-Dose (praktisch). Soll ja nicht heißen, es gäbe keine schönen Momente.
Bald lockt auch wieder die Picknickzeit. Ich weiß noch, vor Jahren, als wir rausfuhren an die See, die Tasche mit leckeren Dingen gepackt, die Sonne aufsaugten, ein Eis aßen, uns gegenseitig fotografierten und den Zauber der staubigen Ecken entdeckten.
"Ist das ein Experiment?" fragt sie lachend, und zeigt auf die verschrumpelten Äpfel in meiner Küche. Und mir scheint, als seien die beiden verdorrten Stücke Obst zwei Vergessene. Wie verdurstete Schiffbrüchige, die in meiner Schale treiben, wie auf einem Ozean, von dem man nie dachte, daß es auch dort einmal stürmt. Ein existentielles Drama - und das mitten in meiner Küche!
"Nein, kein Experiment", sage ich. Fotodeko, alles nur Fotodeko. Das Leben sollte als Inszenierung betrachtet werden. Und manchmal, und ich werfe dabei die Äpfel, keiner schöner als der andere, in den metallenen Eimer, geht man vor dem letzten Akt. Und ich erinnere mich an diese Dose, da sind die Dinge wasserdicht bewahrt. Seenotration: Die Muffins duften köstlich - von mir aus jeden Tag. Vielen Dank.
picknick! ich erinnere mich an ein paar sommertage in hamburg, als auf den alsterwiesen nach hamburger art gepicknickt wurde: große tafel unter alten bäumen, weiß gedeckt, weingläser, porzellanplatten voller köstlichkeiten, drumherum diese weißen holzsessel, die offenbar frei auf den wiesen herumstehen, und lauter schöne menschen, die herren in dunkler hose und weißem hemd, die damen in tollen sommerkleidern! wäre ich gern dabei gewesen? vielleicht. aber meine picknicks ähneln eher der asketischen variante am strand. dafür gehe ich fast überall nackt baden... ;-) einen herrlichen sommer wünsche ich... !
Ob aufgerüscht oder natur, draußen sitzen, was trinken, was essen, mit netten Menschen plaudern - ich hoffe, hier gibt es genug regenfreie Tage. Letztes Jahr hatte ich leider nur ein kleines spontan improvisiertes Picknick auf einem Friedhof. Das war aber auch sehr schön.
Bei mir am Küchenfensterbrett liegt ein gelb, braunes eingeschrumpftes Ding. Einst war es rund und prall, eine rote Cocktailtomate. Ich kann nicht sagen, dass es als gewolltes Experiment begonnen hat, sie langsam vertrocknen zu lassen. Ich hatte sie schlichtweg vergessen, aber als sie, ohne zu verschimmeln und zu verfaulen, gealtert ist, wollte ich sie nicht mehr wegwerfen. Sie ist inzwischen ziemlich hart geworden und ich bin gespannt wie hart sie noch werden wird.
Manche Dinge können extrem verhärten. Das zarteste Obst zählt dazu. Das ist faszinierend und erschreckend zugleich.
..und wir Menschen auch...
Dann brauche ich ja kein schlechtes Gewissen ob des unterschlagenvergessenen Homecoming Queen Cake mehr zu haben. Sie werden ja bestens versorgt. Sie Glücklicher.
Ich fürchtete schon, man hätte meinen Briefkasten ausgeraubt, als dort nichts Gebackenes zu finden war. Aber dann wurde mir das Kuchenglück tatsächlich noch anders zuteil. ich werde dann ja immer ganz rührselig, vielleicht deshalb.
@ Saxana: Ja, das stimmt wohl. Ich hoffe, so etwas wie ein heißes Bad kann es eines Tages noch richten.
Womit bewiesen wäre. Von Rührkuchen wird man rührselig.
Passen Sie auf, wenn man Ihnen eines schönen Tages 1 Schüttelkuchen unter die Nase hält.
Bloggern serviert man einen Googlehupf. Morgen hoffe ich auf ein Stück (Mai)Baumkuchen. Das reicht zum Glück.
:o] Googlehupf. Schade. Aber so eine Form habe ich leider gar nicht.
Muffins finde ich für ein Picknick unangemessen. Käsesandwich und kalte Hühnchenbeine wäre mein Ding.
Stulle geht immer. Muffins dann später - wenn das Herz schlägt.
"Alles nur Fotodeko", man sollte sich das merken oder gleich auf den Fernseher ätzen zur Oscarnacht und überhaupt. So geht Neid weg. Danke.
PS: Um nichts möchte ich die obigen Muffins schmälern, aber da fallen mir
diese ein, die Ihnen sicher auch gefallen.
Das Leben als Requisitenkammer. Man muß nur der Kleidermotten Herr werden. - Danke für den Link, diese Mufins sind ja... herzallerliebst!
Lieber nicht jeden Tag - Glück nutzt sich so schnell ab, wenn man es ständig in der Nase hat.
Verschrumpelte Äpfel... seltsam, wie schwer man sich davon trennen kann, von diesen Früchten, die sowieso keiner mehr essen mag und kaum noch anschauen.
Wie in meinem Roman Ein Apfel namens Wehmut. Es bleibt die paradiesische Vorstellung, immer mal wieder einen neuen Apfel angeboten zu bekommen. Obwohl - das ging ja schon mal nicht ganz so gut aus.