Wien, ohne Schmäh #1
Herr Kid philosophiert über dieses "links" und "rechts", von dem man neuerdings soviel hört, und wird von Frau Klugscheißer bei der Problemsammelstelle deponiert
Was will, fragt man sich, der spontaneitätsgebremste Herr Kid, so unvermittelt in der schönen Stadt? Ich kann sagen: Es geht um die Sache! Im Auftrag der Idee Neigungsgruppen Kummer & Trunk für die Welt treffe ich mich nämlich mit der werten Frau Klugscheißer, Betreuerin der Sektion Süd, zum ersten konstitutierenden Gemeinschaftstreffen auf internationaler Ebene. Streng sachlich also, aber auch mit Kulturprogramm.
Weil wir beide katholisch geprägt sind, waren wir als erstes im Stephansdom oder vielleicht als zweites, denn als erstes mußte ja das Wlan eingerichtet werden. Heute gibt es ein Symposium auf dem Zentralfriedhof, bei dem weitere Statuten ausgearbeitet werden sollen. Man muß sich die Reise als ein einziges, erweitertes Arbeitsfrühstück vorstellen. Matthew Barney zeigt in der Kunsthalle - darauf bin ich schon sehr gespannt. Aber locker.
Wo ich Sie da grad um Orientierung ringend sitzen stehen sehe: Es gibt nur eine Art, einen Falkplan zusammenzufalten - nämlich, ihn falsch zusammenzufalten. Wenn man das mal begriffen hat, ist man schon auf dem richtigen Weg zur letzten Lockerung. Wupptich! - wie Walter Serner zu sagen pflegte.
"The inside is out and the outside is in" (The Beatles)
Ich lache ja viel, wenn auch oft nach innen. Und die Wiener können mich nicht lange leiden sehen, die helfen dann schon. Außerdem verfügt Frau Klugscheißer offenbar über intuitive Kräfte. Sie sieht irgendwie nichts, findet aber den Weg. Mysteriös, aber praktisch.
Genau, Herr Problemstoff Kid, tragen Sie die Statuten in die Welt, Vernetzung ist ja heutzutage alles.
Beim Plan halten machen Sie schon eine ganz gute Figur. Da gehört nur noch eine Kamera um den Hals, um den Look zu perfektionieren... ;-)
Matthew Barney. Jetzt bin ich wirklich neidisch.
[Auf Frau Klugscheißer natürlich auch.]
Die Wiener sind bereits alle wieder sehr freundlich zu mir. Vielleicht, weil ich so unbeholfen wirke. Hätte diese Stadt ein Meer in der Nähe, ich wäre schon längst umgezogen.
Barney steht morgen auf dem Kulturprogramm. Heute hieß das Thema: Wenn der Traum auf der roten Couch landet. Meine sind immer die schönsten.
«spontanitätsgebremst»? So kenne ich Sie gar nicht! Ich wünsche einen geruhsamen Aufenthalt in der Stadt, trinken Sie mal eine Melange für mich mit, grüßen Sie mir die Frau Klugscheisser – und bitte schön nach 20:00 Uhr vergessen, dass ihr katholisch seid. Sonst kommt man ja zu nix.
Ich vergesse mich manchmal schon vor 20:00. Ganz zum Leidwesen des Herrn Kid. Hat er wenigstens was zu bloggen. Muss man ja auch für dankbar sein.
Frau Creezy, alles sachlich und seriös - auch und gerade nach Einbruch der Dunkelheit. Dem einzigen, dem man sich hier hingibt, ist der Charme dieser Stadt. Ich bin zudem einigermaßen trinkfest. Es wird berichtet, bleiben Sie dran.
Immerhin ist die Problemstoffsammelstelle ein originellerer Ort als der Zentralfriedhof, an den Sie offensichtlich auch geschleppt wurden. Dabei wäre es im Bestattungsmuseum (Goldeggasse) trockener und heimeliger. Allerdings kann man dort frühmorgens auch keine grünen Männchen auf der Hasenjagd sehen. Dafür gibt es ein traditionelles, noch nicht aufgeschicktes Caféhaus um die Ecke (leider Stand 1990er-Jahre), wie man es sonst kaum noch findet.
"Wien, nur Wien, Du kennst mich up, kennst mich down, Du kennst mich..."