you're boring baby when you're straight
(The Kills, "Cheap And Cheerful")
Heiße Luft, wir bleiben beim Thema, gibt es auch in den Hamburger Rockclubsschuppen aus dem Niedrigdeckenbereich. Die Laune eher bodennah, schleppe ich mich nicht allzu erwartungsfroh, aber aufgeschlossen in eine Art Übernachtungsheim für H&M-Punks. Jungs in geringelten Hemden, Mädchen mit geringelten Schals, wunderlich, denke ich, allzu wunderlich. Ich dachte, niemand wäre so wie ich. Kurz läuft Jamie Hince an mir vorbei, die Kills geben sich volksnah. Ich blicke ihm kurz in die Augen, dem Mann, der Kate Moss die Innenseite der Ellenbeugen küßte, wünsche ihm Glück fürs Konzert und unterdrücke in letzter Sekunde den Impuls, ihm dreimal über die Schulter zu spucken. Ich spiele ja kein Theater mehr. Also nur noch drei-, viermal im Jahr.
The Kills fangen zu meiner Seniorenfreude pünktlich an, das Leben ist endlich und Warten so 2007. Aber die Kills vertrösten nicht, die Kills sind zärtlich. "The Good Ones" stampfen von der Bühne, der Raum ist dicht gepackt, fast rauchfrei, aber auf einmal gut gelaunt. Alison Mosshart zeigt, wozu Frauen unbedingt lange Haare brauchen, sie preßt, haucht und stöhnt ihre Zeilen ins Mikro, flirtet mit dem Publikum, sichtlich angetan, sichtlich bei sich. "U.R.A. Fever" - das Duo füllt alle Poren mit Lärm, mit Schweiß, mit der Hoffnung auf Liebe, mit Sehnsucht, ja, die verdammte Sehnsucht, und hingefetzten Alltagsmomenten. "We ain't born typical" - wir verlernen nur, das Besondere zu schätzen.
Zur Zugabe zündet Miss Mosshart sich eine Zigarette an, schmust mit dem Mikro, lächelt ins Publikum, lächelt mich an, aber darauf falle ich nicht herein. Keine Menschen mehr, die nur auf Tournee durch mein Leben sind. Sie wird es verkraften, ich sowieso. "Fried My Little Brains", zehn Minuten, Hauptsache, das Herz kommt heil da raus. Staub abwischen, Rost entfernen, Pflaster drauf. Draußen pumpt das Lüftungsrohr eine Wolke Glitter auf die Straße. Drinnen bleibt ein Dreiklang aus Schlamm und Blut und einem aufrichtigen Hallo. "Get the guns out, get the guns out. Your love is a deserter."
>>> The Kills mit No Vow, wo sie ein bißchen wie zwei Blogger aussehen. Warum auch nicht.
hey, ich bin ganz überrascht - der song hört sich ja richtig gut an!!!
...zehn Minuten, Hauptsache, das Herz kommt heil da raus. ... tja. ich weiß. ich kenn das gefühl auch wieder... trink beim nächsten neigungsgruppentreffen einen keiler für mich mit... ;-)
Musste das jetzt unbedingt sein? Ich halte mich doch für sensibel!
:o] Aber danke für die 2 Blogger. Die waren mir neu.
@Frau Wille: Ich sagte ja bereits, kein Mitleid mit Haareschneidern. Ich bin selten wirklich hart und konsequent, aber für Rock & Romantik braucht man eine gewisse Länge. Ich streiche gern Haare aus dem Gesicht, wissen Sie. Vor allem bei starkem Wind.
Ich weinte kurz und heftig. Als er frug, ob es mir noch gefällt...
Aber ich befürchte. Es ist ANSTELLEREI.
Ende.
Anders als Menschen kommen Haare ja wieder.
Im Übrigen, gibt es ja Fälle, wo das mit der Tournee zumindest einen kurzen Gedanken wert ist, Herr kid...
Jepp.
Schöner Text. Macht (fast) ein bisschen (annähernd) heiter. :)
Danke. Es ist wirklich ein bisschen wie dagewesen sein.
Aber im Gegensatz zu Ihnen mag ich ja das neue Album insgesamt sehr gern.