Wilde Party
Queenie war blond, ohne Alter so eine:
Schmiß zweimal pro Tag beim Vaudeville die Beine.
Aschgrau die Augen,
Lippen feurige Brunst -
Ihr Gesicht kannte Höhen und Tiefen der Kunst.
Heute morgen, als ich engagiert (aber dummerweise ohne Schutzmaske) mit Wiener Kalk die Fliesenfugen im Bad schmirgelte, dachte ich über die wilden Feste, auf denen ich in letzter Zeit war, nach, pfoff einen beliebten Jazzschlager und sang zwischendrin mit affektiertem Akzent "Ist dir auch fad/schrubb einfach das Bad" usw. Festliche Einzelheiten liest man ja gerne in Ruhe nach, in einem Buch also, vor allem, wenn sie so eindrucksvoll bebildert sind wie in dieser Ausgabe mit den Illustrationen von Art Spiegelman.
Joseph Moncure March schrieb das wild gereimte Versepos 1928, eine poetisch-derbe Erzählung über ein paar angeschrabbte Leute aus der Bohème der großen Stadt, die sich in der billigen Bude der Tänzerin Queenie mit alten und neuen Liebhabern zu Trunk, Tanz und Fummelei treffen. Natürich gibt es auch Streit und Gelächter, Eifersucht und Schikane, dazwischen Unzitierbares und andere Glücksmomente. Die Rowohlt-Ausgabe von 1995 (gesetzt mit Quark Express, darauf wies man damals noch hin) ist mit der amüsanten editorischen Einleitung und den an Lynd Ward erinnernden Illustrationen ein echter Spaß - und antiquarisch gut erhältlich.
(Joseph Moncure March. Das wilde Fest. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1995.)
Ist notiert. Ich mag lange Erzählungen in Gedichtform.
Gern. Das Versmaß ist ein anderes, aber es hat (in der deutschen Übersetzung, ich kenne das Original nicht) etwas von einer Knittelvers-Boulevardeske. Und wo Fitzgerald die feine Gesellslcahft des Jazz-Age skizzierte, ist es hier quasi ein Pendant "von unten".
Das wildeste Fest der jüngsten Vergangenheit hatte was mit Blumen zu tun. Also im Namen.
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.
In der Helgeversion, "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Und ich finde, diese Frau hatte recht."
Quark Express zu erwähnen, haben die das damals wie ein Qualitätssiegel gemeint (Qualitätssiegel für?) oder nur der Vollständigkeit halber?
War das Anfang/Mitte der 0er nicht die Umbruch-(no pun intendend) -zeit im Zeitschriften und Buchpublizieren? Mit Vehemenz diskutierte Paradigmenwechsel hin zum Digitalen. Für mich klingt das ein wenig nach einer "Du kommst aus dem Gefängnis frei"-Karte - "Wir geben es ja zu, dieses sehr schöne Buch wurde digital publiziert". Oder tatsächlich im Gegenteil: "Schaut, wie modern wir sind." Das wäre doch was für ein Seminar in Mediengeschichte.
Geordert. (Ihre Fernhypnose wirkt offensichtlich. Zugegebenermaßen beunruhigt mich dies dezent.)
Kein Wunder! Alles technisch erklärbar. Ich habe heute in einem Bastelprojekt einen ersten Prototypen in meinem geheimen Geheimlabor gebaut, inklusive Antenne für die Fernbeeinflußung. An Twitter angeschlossen hat das Gerät eine enorme Reichweite offenbar.
Hilfe! Muss mir schleunigst einen Alu-Hut anschaffen.
Bislang der einzige wissenschaftlich bestätigte Schutz gegen meinen Fernhypnotisator.