Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub, und wer hier beim Lesen meines zehnteiligen Diaabends (oder auch längsten Besprechung von PJ Harveys Stories of the City, Stories of the Sea) schon ermüdet war, kann meine eigene Erschöpfung vielleicht nachvollziehen. Und meinen Wunsch, mich von psychischen, physischen und emotionalen Anstrengungen einfach nur in Rückenlage zu erholen - oder schnell noch eine andere Stadt zu besuchen.
Doch von wegen, "first we take Manhattan, then we take Berlin". Da wurde wohl nichts draus. Erst konnte ich kein Bett nach meinem Geschmack finden, dann vergaß die Bahn, mir rechtzeitig eine neue Bahncard zu schicken. Und dann war das Wetter so merkürdig... wechselhaft. Hü, hott, wie ein unentschlossenes Pferd. Da soll man noch mitkommen. Vielleicht kann man eben auch nur so und so viele große Städte im Jahr sehen. Ich teile es mir ein, geduldig.
Stattdessen habe ich neue Bücher erworben, etwas über Dead Girls gelesen, die Miniserie Mildred Pierce mit Kate Winslet mit wirklich nur ein paar unerheblichen Jahren Verspätung nachgeholt und mich mit den zauberhaft illustrierten Werken The Sick Rose und Crucial Interventions akribisch so weit medizinhistorisch fortgebildet, daß ich einfach mal mein frischgeschnittenes Herz in die Hand genommen und mich - denn just gelernt, ist alles gewußt - gleich um einen Job beworben habe. Immer weitermachen! Be of use!
Das belgische Pärchen, das unter dem Namen Mothmeister firmiert, geistert schon länger durch Modestrecken, Magazine und Marginalien. Die Farben sind mir zwar meist zu weit aufgedreht, das Buch aber besser als erwartet. Begleitet werden die Fotos von blogtextartigen Erläuterungen, Notizen und Tagebucheinträgen, die angenehm zu lesen sind und nicht so akademisch steif daherkommen wie in vielen solcher Publikationen. Spannend sind Mothmeister ja besonders dann, wenn sie mit anderen Künstlern zusammenarbeiten, die ihnen obskure Masken, taxidermische Präparate oder herzige Tierpuppen zur Verfügung stellen. Vor allem die von mir sehr geschätzte Annie Montgomery.
Zurück zur Musik. Max Sharam hat das Thema Mermaids, das hier offenbar in der Luft liegt und von Martin Badway sehr entspannt besungen wird, ebenfalls aufgegriffen und fürs Video ganz berückend animiert. Das berührt den inneren Oktopus in mir.
Apropos Musikerinnen. Nachdem die in meiner Küche ab und an Süppchen kochen (also einmal), möchte ich diese bezaubernde Idee zu einem regelmäßigen Konzept für Funk und Fernsehen ausarbeiten. Unbedingt auf der Liste steht die Australierin Stella Mozgawa, die Schlagzeugerin von Warpaint, deren Geburtstagskonzert ich mal gesehen habe. Ich wette zwei Paar Drumsticks, daß die super Suppe kann. Und dann wirklich gerne Viv Albertine, die, jetzt schauen wir uns aber mit erstaunten Augen an, bekanntlich ebenfalls ursprünglich aus Australien stammt. Wer Spuren lesen kann, wird einen Traumpfad darin erkennen. Wer einen Löffel hat, wird satt.
Ganz schön frauenlastig dieses Mal. Nicht, daß ich noch zum Bewunderer werde und mich hinter einer Plane verstecken muß.
- Rate Ihnen Berlin zu meiden. Schlecht fürs Karma. Meine Meinung.
- Wie, wars das jetzt mit NY?
- Stichwort frauenlastig: Denke mal Sie sind 1 Typ, wo besser mit Frau_en kann als mit Männer (menschlich )?
- Berlin ist ja irgendwie schon auch vertraut, aber auch kratzbürstig. Ist zwiespältig.
- Ich will ja nicht langweilen, nur weil ich jetzt einmal und quasi als letzter Mann in NYC war. Ich könnte natürlich noch erzählen, wie ich vorm Dakota stand und Yoko Ono zuwinkte.
- Über Männer weiß ich ja schon alles. Ein auserzähltes Geschlecht.
Nee, bitte nix von Yoko,gut, aber ist ihr blog, müssense selbst... nur ich dachte ja, da kommt noch was mit | von Dylan, weil vielleicht hat er dort ja zeitgleich mit Ihnen einen kleinen Gang, Song oder Schabernack gemacht?! Aber vielleicht ist NY ihm auch..zu viel. Weiß man nicht.
.ahA
Das Chelsea Hotel war leider doof eingerüstet, sonst hätte ich das besser würdigen können. Auch in der Hinsicht war ich nicht gut vorbereitet, dabei ist alles kartografiert.
Zu Frusciante & Warpaint: Aber selbstverständlich. Ich dachte, ich hätte hier auch schonmal meinen Senf dazu gegeben - sie haben Warpaint ja schon 1,2mal erwähnt, kann aber auf die Schnelle nix finden. Musikalisch passen die auf eine schräge Art gut mir Herr, F. zusammen, finde ich. Ich glaube, Herr F. war auch mal ~näher~ mit einer Dame der Band bekannt. Finde die Frauen von warpaint alle sehr schön und Herrn Frusciante auch - passt. Ebenso wie Frau Milla Jovovich, die ja auch mal Musik gemacht hat mit ihm (~u.a.~)
Glaube, Sie haben grundsätzlich 1 kleine bis mittlere Schwäche für Musiker*innen und Frauen auf Bühnen, wo ein wenig wie sollmansagen *glitzern* . Wünsch Ihnen was.
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¹ siehe auch John William „Bill“ Stevenson♡ von Descendents bzw. ALL (Poet) Hab ich ja seit vielen Jahren einen crush mit (intellektuell)
- Ich wüsste nicht, was es gegen Beyonce zu sagen gebe oder gäbe (die Germanisten können sich einen drauf runter holen, habe aber auch nix gegen diese, bevor das wieder kommt). Ich glaube, sie geht auch mit viel Leidenschaft ihrer Arbeit nach.
- Meine Ansicht nach und die ist Ihnen ja bekannt, gibt es wichtigere Qualitäten und Prioritäten als Suppe und Kuchen. Aber hier wiederhole ich mich ebenso wie sie. Is aber ja ihr blog. Kreis- & Hackendrehung.
Wie so ein dicker Smörebröd-Suppenkoch? ;-)
Und Alice Keys habe ich hier ja vor ein paar Tagen erst verlinkt, aus naheliegenden Gründen.
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¹ 💔<--Riss!
Die Auseinandersetzung ist hochgeputscht worden, weil sich da ein paar Leute profilieren wollten. Den meisten Hellersdorfern ist es völlig schnuppe, was da an der Wand steht. Hab das Gedicht auch erst wahrgenommen, als die Diskussion losging; da stand halt ein spanischer Text, den ich mangels Fremdsprachenkenntnis nicht verstand. 'Avenidas' ist ja von 1951 und wurde schon zahlreich publiziert; es existiert also auch unabhängig von der Fassade. Deshalb weiß ich nicht, ob man bei der Umgestaltung der Wand von Kunstzerstörung sprechen kann. Sehe es mittlerweile pragmatisch: Kenne jetzt die Übersetzung; und es wurde mal öffentlich über Lyrik gesprochen. (Wohlgemerkt: Ich halte den Gomringer-Text nicht für sexistisch, und die Überpinselungsaktion ist doof.)
Unabhängig davon: Hab mir die Leseproben zu Ihren illustrierten Medizinbüchern angeschaut. Das rechte Werk fängt mit den Nähstichbildern in der Tat wie ein DIY-Arbeitsbuch an. Faszinierend, aber auch gruselig.
Zum Gedicht fällt mir auch nicht mehr viel ein. Auf Twitter las es sich ja zum Teil als hinge der gesellschaftliche Zusammenhalt davon ab. Oder diese Leute, die mit "ich analysiere das jetzt mal eben für euch, ich hab' das studiert" daherkamen. Peinlich. Auch hier hätte ich mir mehr Entspanntheit gewünscht, zumal ich denke, man muß manches eben auch aushalten können. Das ist Lebenswirklichkeit. Mich stört auch vieles "da draußen".