Mittwoch, 17. Dezember 2008


Walking down Memory Lane

Wir wir abends irgendwo im Halbdunkel saßen und Musik von John Lurie hörten. In einem winzigen Zimmer saßen, Zitate hin- und herreichten, einen Kosmos absteckten, dessen Grenzen wir nicht einmal erahnten. Damals.


 


Dienstag, 16. Dezember 2008


Miserabilismus

Produktion, Konsum, Zerstörung.

[Innehalten für einen Kuß. Zuneigung als Kunstform begriffen.
Eine Ready-Made-Performance.]


 


Sonntag, 14. Dezember 2008


You know, it's a sad, sad Bad, Bad thing

How to make a sad man glad?
You gotta tell him that you love him,
Need him - that'll do it every time.
You know you gotta kiss him,
Quickly, mean it,
Tell him that you care.
Run your fingers through his hair.

(The Capreez, How To Make A Sad Man Glad. 1966.)



Ich bin ja mehr für die gesunde Dusche, eiskalt natürlich und barfuß, aber selten mal darf es auch ein Vollbad sein. Vorher natürlich Blutdruck messen, denn bei mir sackt der bei so viel feuchter Hitze schnell durch den gurgelnden Abfluß in den Keller. Für Menschen wie mich, die noch nicht einmal den Jugendschwimmschein haben, ist es eigentlich gebotener, mit Schwimmhilfe einer Begleitung* abzutauchen, kompetent beim Rautek-Rettungsgriff und gleich mir im Besitz der DLRG-Nadel für zehnjährige Mitgliedschaft. (Das war, ehe man mir eröffnete, mit einer Karriere als Kampfschwimmer würde es bei mir nichts, man müsse dort nicht nur schweigen können, sondern richtig die Luft anhalten.) Jedenfalls - Moment, ich puste eben die Schaumflocken beiseite - packte ich nun meinen Kugelfisch (dort auf halblinker Position auf dem Wannenrand, statt Quietscheentchen), fütterte die Lautsprecher mit meiner wunderbaren Northern Soul-Anthology (für den rechten Schwung), rief Aaaaachtung, pfoff meine Bootsmannpfeife und stieg wie Kapitän Nemo in die Fluten.

So war das ja früher auch. Samstagabend, schnell in die Badewanne, Beine rasieren, (geht natürlich auch so), Haare hübsch kämmen (vielleicht einen sauberen Scheitel oder mal frech in die Stirn), schmuckes Hemd an (weiß, Paisley oder das mit den großen Palmblättern)... und dann ging es doch los! Ab! Auf! Erwartungshaltung! Und ganz weit weg! Junge Frauen im Engtanz über die Tanzfläche schieben, vielleicht mal einen Piccolo spendieren, immer jovial, und ein, zwei Salzstangen, ja, so haben wir geschwoft, bis die Damen einem mit sinnlich geführtem Zeigefinger über die Manschettenknöpfe strichen und etwas ins Ohr flüsterten, das ich aber wegen der Lautstärke der Tanzkapelle nie verstehen konnte. Ich lächelte dann meist und sagte, ja, sischer dat.

Saturday Night and Sunday Morning. Manchmal, die Eltern von S. hatten einen Pool, endeten wir beim Nachtschwimmen.



* Wie Menschen manchmal so betont die neutrale Form wählen.
Meine Begleitung, ja sischer dat.


 



Our Hearts Belong To Bettie



(22.4.1923 - 11.12.2008) Alle Pictures of Lily kamen an sie nicht heran.

Und, in a completely unrelated Dings, Christine Westermann wurde kürzlich 60. Ist das zu glauben?


 


Freitag, 12. Dezember 2008


Leuchter & Türme

Übe dich
im kleinen Verrat,
jeden Tag.
Pass auf. Pass auf -
Roll die Seekarten aus...

(Slime, "Seekarten")

Neulich den "Tankerkönig" gehört. Aber den kennt ja auch keiner mehr. Doch wenn es nicht um die Schiffe ginge, störte nicht das Nebelhorn an meiner neuen Arbeitsstelle. Nach dem Ende dieses, nun, interessanten Jahres wird 2009 vieles neu machen. Kleine Fluchten, große Pläne, wie eine Präsidentenwitwe zähl' ich täglich meine Schuh.



Die Nächte zwischen Tingeltangel, zwei Bier in der Melancholischen Auster, mal gucken, die Barfrau sagt Hallo. Ich schreib mir einen Satz auf den bloßen Unterarm und setz den Punkt nicht mit der Zigarette. Zumirzudir, ich bin im Dienst. Im Morgengrauen verlöschen langsam die Laternen.

Ach, gäbe es nicht die ebenso unverfrorene wie verbreitete Selbstheiligsprechung anderer Leute. Ich spiel mit meiner Band Binichbaff gerade mal den Ententanz. Aber heimlich habe ich vor dem Haus mit vollen Händen Klatschmohn gesät.

Fragt sich nur, vor welchem.

Wer heute abend in Berlin ist und ein wenig was anschauen möchte, ehe es möglicherweise weiter in die Nacht geht (denkt dran: early to bed, early to rise - makes a man healthy, wealthy and wise) - die Strychnin-Gallerie zeigt Fallen Angels mit Arbeiten von Daniel Van Nes, Virginie Ropars, Cliff Wallace und Marina Bychklova. Stimmung wird wie immer super sein, die Kunst sowieso. Grüßt schön.


 


Donnerstag, 11. Dezember 2008


That's

...the sound of the men working on the Chain Gang.

Schnaufen. Keine Sätze. Bald, bald wieder mehr.


 


Montag, 8. Dezember 2008


Kekskid




Rührende Zeiten - vor allem wohl in der Teigschüssel. Denn all überall unter Tannenspitzen wird gebacken, getan und gemacht. Ich habe so viele selbstgebackene Kekse geschenkt bekommen - ich glaube, die Vorweihnachtszeit muß diesmal länger dauern, wenn ich die alle essen will.



So schön die alle sind, ich muß sagen, diese Kekse toppen alles. Hätte ich ein Emo-Blog, ich glaube, ich hätte geweint vor Rührung. Merci.


 



Mal so gucken

Weihnachtsmärkte gibt es viele, Plunder noch viel mehr, bald auch in eurer Stadt: Holy Shit Shopping stellt einen Schlitten voll mit kreativem Plunder vor die Großstadttür. Filz und Klöppel, dies, auch das, Gemaltes, Verlorenes, Gefundenes. Überhaupt, das Gefundene. Auch der kleine Emil, der verloren ging, seine ganzen drei Jahre, blaue Ski-Hose, wurde rasch wiedergefunden. Abenteuer ganz nah bei zu Hause dran. Fast eine Weihnachtsgeschichte. Mr. Scrooge hingegen, milliardenschwer und sozial engagiert, solange es öffentlich ist, stellt seinen Mitarbeitern noch pünktlich vor dem Fest die Kündigung ins Haus.


 


Sonntag, 7. Dezember 2008


Neigungsgruppe Schau & Strumpf





Das muß man mal festhalten. Dem Herrn Krüger nämlich seine Galerie hat nicht nur die schönsten Bilder, sondern auch die schönsten Frauen. Manche rauchen allerdings, das kann auf Lunge gehen. Der Rest dann ins Auge: Man fragt sich ja immer, wie er das macht, diese kleinen Räume mit so riesigen Welten zu füllen, belebt mit Tentakeln, skurrilen Wesen und oft wunderbar witzig-verschrobenen Einsichten, als schaue man durch ein Guckloch in die Nachbargalaxie seiner eigenen Hirnwindungen und drohe bald verloren zu gehen, nähme einen nicht resolut eine der schick Bestrumpften an die Hand und sagte, Herr Kid, ist Ihnen... Nein, nein alles gut, aber ich habe Dinge gesehen...

Müßt ihr auch alle, unbedingt: Das sind doch keine Phantastereien, das ist akribisch getuschte Hellsicht. Steigt danach in die U-Bahn, schaut euch um, aber mit Vorsicht, und ihr werdet wissen, was ich meine. Diese Mützen, die die Menschen tragen! Der Travis-Louie-Blick! Mal ganz appellativ: Verlaßt die Stadt, adoptiert diese Bilder.

Jedenfalls, prima Kunst, prima Stimmung und überhaupt eine prima Gelegenheit meinen Weihnachtswunschzettel (vgl.) in Ruhe mit den anderen Herren zu betrachten. Ganz unten den roten. Skorpione sind auch gesellige Tiere.




(Don't Wake Daddy III. Feinkunst Krüger, Hamburg. Noch bis zum 20. Dezember.)