Samstag, 11. Oktober 2008


As quietly as possible

She said he told her that
when he went he would try
to go as quietly as possible.

Wenn man sich dafür interessiert, entdeckt und sieht man natürlich viel beeindruckende Fotografie. Im Netz, in Fotobüchern, auf Ausstellungen. Selten aber bin ich wirklich berührt, also so richtig, von dem besonderen Bild oder einer Serie außergewöhnlicher Aufnahmen. Nachdem scheinbar alles Exotische der Welt, die fernen Strände, geheimen Höhlen und spitzen Berge (gilt auch für die Aktfotografie) fotografiert, durchdekliniert und verflickrt ist, liegt das Besondere vielleicht nur noch im Alltag. Wo alles ekstatisch übertrieben sein muß, um das gemeine Du und ich noch zu erschüttern, liegt das wahre Entdecken vielleicht im Wunder, das gleich nebenan liegt. Wir nennen es Alltag.

In einer Buchhandlung entdeckte ich neulich ein Buch der Fotografin KayLynn Deveney. The Day to Day Life of Albert Hastings ist eine Dokumentation über ihren 91-jährigen Nachbarn, sein Leben in bescheidenen Verhältnissen, die kleinen Rituale des Teekochens, Kleidung herauslegens, das Hegen von Erinnerungen. Die Fotos sind kommentiert mit kleinen Texten des Herrn Hastings (man möchte gleich "Albert" sagen, so vertraut scheint er einem nach einer Weile) und kurzen Gedichten in zittriger Schrift.




Im Netz findet sich noch eine weitere Arbeit von Deveney. Ich weiß, ihr klickt nicht gerne Links. Aber dieses Mal möchte ich euch wirklich bitten. Zwanzig Bilder, zwanzig kurze Texte über Edith und Len. Seit 70 Jahren sind die beiden über 90-Jährigen verheiratet, nun bewohnen sie ein Zimmer in einem Pflegeheim, gemeinsam. Sie sitzen, wie Edith sagt, im Warteraum. Und ich, ich sage nichts mehr.

>>> Webseite von KayLynn Deveney


 


Mittwoch, 8. Oktober 2008


Ikon

Ehe ich mein sonniges Gemüt entdeckte, war ich als Herbstblogger bekannt. Und in meinem schmerzgebärenden Bemühen des Jahres 2008, wieder Anschluß an mein früheres Selbst zu finden, kommt mir die aktuelle Jahreszeit ganz recht. Reden wir doch davon, sich zu Hause zu fühlen und zugleich an der Hafenmole zu stehen mit einem losen Tau in der Hand. Ihr dachtet natürlich, die hingeworfenen Schnipsel der letzten Zeit seien nur hingeworfene Schnipsel. Normal-8-Kameras, Filmfest, Freizeitsport. Ihr Toren. Ich bin tätig. Ich beobachte. Emotional hypersensibilisiert wie ein melancholisches Axolotl bin ich auf meinen Reisen durch Zeit, Verstandeskraft und Selbstzitat bei Jules und Jim angelangt. Ich mache alles neu. Alt. Age of Consent. Ich habe meinen Blick so verdichtet, ich muß fürs nahe Sehen keine Brille tragen. Soeben habe ich die Nouvelle Vague erfunden. Und die Swinging Sixties gleich dazu. Während der Oktober die Blätter von den Bäumen pflückt, muß die Geschichte des deutschen Kinos neu geschrieben werden. Normal-8-Kameras, Filmfest, Freizeitsport im Luna Park. Bald werde ich eine blutjunge Band aus Liverpool nach Hamburg holen. Yé-Yé rufen. Wir nennen es Á bout de Souffle.


 


Dienstag, 7. Oktober 2008


So verloren

Nachdem mir Kelly das Buch so heiß empfohlen hatte, mußte es gleich angeschafft werden:

"Lost Thing" von Shaun Tan ist wirklich, für den, der sich noch wundern kann, ein ganz zauberhaftes Werk. Eine skurrile Geschichte, die einem bald ganz normal vorkommt: Ein kleiner Junge ist am Strand in der Hoffnung unterwegs, seine Kronkorkensammlung vervollständigen zu können. Ein wichtiges Geschäft, doch unerwartet trifft er auf das Ding. Offenbar vergessen, in der Welt verloren, nichts genaues weiß man nicht, und die Eltern... nun ja, es sind halt Erwachsene. Die Bemühungen des Kleinen, das Ding an seinen Ort zu führen, liest man besser selber nach. Und auch ganz genau. Denn den traurigen Kern der Sache, den packt Shaun Tan in kurze, lakonische Sätze. Scheinbar wie nebenbei.

>>> Webseite von Shaun Tan

Ex Libris | von kid37 um 11:35h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Montag, 6. Oktober 2008


Der gefundene Satz, #45

Wir leben vorwiegend in einer menschengemachten Umwelt, die immer fataler durch das Versagen der Apparaturen gekennzeichnet ist. Beschäftigen sich nicht zu viele unserer Gespräche mit täglichen, wenn nicht stündlichen Pannen? Das Auto hat gestreikt, das Flugzeug konnte nicht starten, der Zugt kam zu spät an. Immerzu will im Haushalt irgendein Gerät nicht mehr funktionieren: Der Eissschrank setzt aus, die Geschirrspülmaschine "spielt verrückt", der Fernseher spuckt nur Bildfetzen, auf dem Tonbangerät ist wieder mal nichts drauf, die Neonröhren flackern, das Telefon bleibt stumm.

(Robert Jungk. Vorwort zu: Tote Technik. Ein Wegweiser zu den antiken Stätten von morgen. 1981.)


 


Sonntag, 5. Oktober 2008


Energy to burn

Once you get to the new moon in Scorpio on October 28, you'll be feeling your oats. All your plans will take flight and at long last, everything will be right with the world.

So muß das sein.


 



...

Da war dann wohl dieses zweite Leben, das geheime, von dem ich nichts ahnte. Nennt mich ruhig naiv.

| von kid37 um 05:23h | | Link

 


Samstag, 4. Oktober 2008


Die Kunstpatrouille unterwegs







Der Laden war kunstvoll. Voller Menschen, Rauch, Bier, Musik und, ja eben, Kunst. Lange Stadtnächte. Blicke, Lachen, das Rauschen der Energie, die Spannung. Und zum Schluß dann Frühstück bei Tiffany.


 


Donnerstag, 2. Oktober 2008


Zehn Jahre Feines



Heute abend also. Zehn Jahre ganz viel junge Kunst, LowBrow, Pop-Surrealismus, Spaß, Rock, Skate und Punk, das ganze Gebrause mit vielen Ideen, tollen Einsichten, heimtückisch schönen Überraschungen - alles gesteuert aus der geheimen Sperrholz- Kommandozentrale des symapthischen Zeremonienmeisters Hr. Krüger. Toll gemacht, mit Liebe, wie wir so sagen und deshalb Herzlichen Glückwunsch! Die große Jubiläumsausstellunggala findet diesmal im Westwerk in der Admiralitätsstraße statt. Gezeigt werden Arbeiten von Anke Feuchtenberger, Tara McPherson, Heiko Müller, Derek Hess, Thorsten Passfeld, Jim Avignon, Natalie Huth, Moki und Sam neben vielen anderen.

Ihr müßt alle kommen. Tragt euer schönstes Kleid.

(Feinkunst Krüger, diesmal im Westwerk, Hamburg. 2.10 bis 12.10.2008.)