Montag, 30. August 2021
Ein anstrengender Montag. Vor dem ersten Frühstück schon ein MRT-Termin, zu dem ich überraschend über die Warteliste vorrückte. Habe extra auf Kaffee verzichtet, weil ich damit rechnete, dann ein wenig in der Röhre schlummern zu können. Leider erhob ich aber nicht rechtzeitig Einspruch, als es fröhlich hieß "Ich mach mal Radio auf die Kopfhörer!" Statt des warmen Schringersounds der Einstürzenden Neubauten bedullte mich also Radio Hamburg, und das ist ein Fall für den EGMR.
Danach aber schön entspannt, wie das so ist, wenn man bratfertig aus der Röhre gezogen wird. Jedes Huhn weiß das. Nervenberaubend dauerte und dauerte und dauerte es jedoch, bis die CD mit den Fotos fertig war. So ging ich davon aus mußte ich konklusionsfixundfertig selbstverständlich davon ausgehen, daß die "was gefunden haben" - und schon war das mit der Entspannung wieder hinfällig. Und dann nicht mal WLAN im Wartezimmer, bis auf die beiden der MRT-Geräte (T3 und T4, die haben eigene WLANs, ganz toll. Die könnten die Bilder direkt auf einen Insta-Kanal senden!) Wurde aber nur vergessen, weil ich ja unwillkürlich zum Patientenmimikry neige und mit dem Wartezimmer verschmelze.
Irgendwann aber dann doch endlich Kaffee und einen Ausflug ins Steuerrecht. Ich will ja nächstes Jahr eine Diamantmine kaufen, jedenfalls kommt es mir so vor, wenn ich die einschlägigen Vorschriften und exegetischen Rechtsauslegungen der entsprechenden Oberfinanzbehörden studiere. Das Finanzrecht präsentiert sich traurigerweise in einer gänzlich unpoetischen Sprache, anstatt z.B. als ein in Stanzen formuliertes Versepos. "Wir möchten itzund Geld von dier, so gieb es allzeit hinne!" wäre ein allgemeinverständlicher Einstieg in die graupapierne Welt der fiskalischen Reiter, die mit Lanzen und Zwingen bewaffnet mehr als den Zehnten verlangen.
In meiner Jugend schrieb ich bekanntlich avantgardistische Kurzromane wie Du spuckst in den Wind, ich halte aber nichts davon oder Wir sind kaputt und wollen aber gut aussehen. Wichtige Texte allesamt, bedeutsam für eine ganze Ein-Mann-Bewegung. Später kamen dann weniger ambitionierte, dafür erfolgreiche populäre Bücher aus dem Fantasy- und Horrorbereich dazu (viele werden die Sammlung Die sich selbst leer trinkende Cocktail-Bar und andere unheimliche Geschichten kennen oder mal verschenkt haben). Vielleicht sollte ich das Genre des Fiskaldramas begründen, die Zielgruppe ist ja nicht gerade klein.
Jetzt aber erstmal lecker Kuchen nach antikem Rezept, folglich nach sogenannter Differenzbesteuerung zu betrachten. Ich denk' an euch.