Donnerstag, 8. Juli 2021
Was das Thema Verreisen angeht, bin ich ja ähnlich unbeholfen wie eine Fußballmannschaft, die - immerhin! - im Achtelfinale ausscheidet. Die Fehlpässe und verlorenen Zweikämpfe, die ich in vielen, vielen Jahren in dieser Hinsicht ausgetragen habe, lassen sich in kaum einer Datenbank erfassen. "Daheimreisender" könnte auf meiner Visitenkarte stehen. Jetzt aber hatte ich zufällig eine Tageskarte für den Nahverkehr, wollte mal was anderes sehen und sogenannte "Eindrücke" sammeln und landete so und über Umwege neben Hamburgs traurigstem Kinderkarussell. Keine Fahrgäste (fuhren vielleicht alle daheim Karussell) und dazu endloses Schlagergedudel mit nur mir als einzigem Zuhörer. Wie weit kann es nach unten gehen, frage ich. Die Schlager waren offenbar B-Seiten-Titel bekannter Interpreten wie Peter Alexander, Roy Black und Marianne Rosenberg, nicht die Hits. Schräge Texte mit Zeilen wie "Dir fällt nicht auf, daß ich dich nicht mehr brauche" (aus dem Gedächtnis zitiert). Vielleicht zeitgemäß, denn es gibt so vieles, was man echt nicht mehr gebrauchen kann.
Ich saß also auf einer Treppe in der Sonne (Bänke gibt es dort nicht, denn sitzen soll nur, wer auch konsumiert) neben meiner in Kolumbien genähten Ledertasche, darin mein Weltmeisterbrot aus dem Lockangebot für nur 2,49 Euro, und sah mir die promenierenden Leute aus Holland und Wanne-Eickel an. Fährt man nicht in die Welt, kommt die Welt zu einem! Einfach am großen Fluß sitzen bleiben, es treiben am Ende alle vorbei. So wie dieser Aal, der einen Kugelfisch schlucken wollte. Witzigerweise gilt der Kugelfisch als recht aufgeblasener Geselle, hier aber verhalf es uns zu einem anschaulichen Bild über Gier und mangelnde Demut. Den Hals nicht vollkriegen können, ein Rendite-Aal, der sich an einer aufgepufferten Blase verschluckt. Wohl dem, der Strandspaziergänge machen und derart Gott und seine Botschaften aus der Natur lesen kann!
Ich könnte als "Mann von der Ebe" weiter so in salbungsvollen Gleichnissen reden und mir das gut bezahlen lassen. Auftritte als #EwaldLienenUltra bei Lanz und den norddeutschen Regionalprogrammen, kleines Büchlein dabei und ein Coaching-Angebot, bei dessen Ende ich sagen kann, seht ihr, ihr braucht mich gar nicht!