Sonntag, 25. April 2021
Geist I. Acryl auf Papier. 2021. 1000,- Mark.
Machmal sitze ich abends am offenen Fenster, atme wie ein "Tatort"-Kommissar vorsichtig in eine Plastiktüte, hänge untertänig meinen Gedanken nach und komme zu dem Schluß, daß die wohl zu komplex für viele sind. Das große Unverstandensein - seit Kindertagen. (Wobei ich manchmal höre, man solle sich da nicht so haben, andere Kinder seien auch schon mal unverstanden gewesen sein und haben das schlußendlich als Erwachsene erfahren. Und hat es ihnen geschadet? Eben!)
Geist II. Acryl auf Papier. 2021. 1000,- Mark.
Zum Glück habe ich Geister, die ich mir selbst auf Papier male, mit denen ich reden kann. Anrufen. Hallo, hallo, wie findse? Eine große Séance zur abendlichen Beruhigung. Antworten, manche wirklich komplex, andere satirisch, dann übers Ouija-Board. Ich atme Ektoplasma in die Tüte, ganz wie ein großer Schauspieler. Geisterhaft tanzen schemenhafte Erinnerungen an der Decke, Nostalgie fürs Schmerzgedächtnis. Alles Inzidenzen zur Geisterstunde. "Margret, Margret!" rufe ich. "Kannst du mich hören?" Ein Wispern ertönt, eine merkwürdige Stimme wie aus einer Erzählung von E. A. Poe oder R. L. Stevenson. "Margret, bist du es? Man wird doch mal fragen dürfen!" rufe ich erneut. "Wann wird der Scheiß zu Ende sein?"
Doch alles bleibt still, die Schemen verschwinden, die Bilder verblassen und man sitzt wieder da, ohne Antwort. Wie lange noch?
>>> Geräusch des Tages: Patti Smith, Ghost Dance