Mittwoch, 14. April 2021


Merz/Bow #65

Die letzten Tage habe ich mich sehr gut mit der BBC-Serie "Detectorists" unterhalten gefühlt. Zwei schnuffelige Verlierertypen in England suchen in ihrer freien Zeit mit Metallsonden bewaffnet nach Schätzen und finden zumeist Knöpfe und Dosenringe, philosophieren dabei über ihr leicht leerlaufendes Leben, falsche Entscheidungen, den Traum vom großen Schatzfund und erwehren sich ihrer Sondelclub-Kollegen freundlicher und feindlicher Natur. Arte, der Sender unseres Vertrauens, zeigte alle drei Staffeln (die Folgen sind möglicherweise noch in der Mediathek). Keine ganz große - Achtung! - Ausgrabung, man merkt wie das Skript in Staffel zwei ein wenig schwächelt, aber sehr charmant mit vielen skurrilen Nebenfiguren und unter anderem Tobey Jones besetzt. Den kennt man als Truman Capote in Infamous und vielleicht auch aus Berberian Sound Studio. Und natürlich einem Dutzend anderer Filme. Diana "Emma Peel" Rigg spielt dort eine ihrer letzten Rollen. So charmant ist das alles.

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Trailer

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Seither sind meine Suchergebnisse gepflastert mit der offenbar berühmten (ich kannte sie nicht) Ausgrabungsstätte Sutton Hoo in Suffolk. 1939 fand ein englischer Archäologe dort ein angelsächsisches Schiffsgrab, in Detectorists wird darauf angespielt. (Der Stoff wurde gerade mit Ralph Fiennes verfilmt.) Sondeln bringt also was, ist aber leider auch in Deutschland streng reglementiert. Sonst wäre es die perfekte Freizeitbeschäftigung in Pandemiezeiten. Allein im Wald mit ein paar Ersatzbatterien und einer Metallsonde, man kann verlorene Hufeisen finden oder eine verrostete Liebe, abgerissene Uniformknöpfe und verlorende Thermosflaschen. Aber eben auch historisch bedeutsame Schiffsgräber, weshalb die Reglementierung sinnvoll ist.

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In einer Stadt am Fluß oder an der Meeresküste kann man auch "Mudlarking" betreiben. Was bei anderen Leuten die Katzen ranschleppen, machen nämlich auch Ebbe und Flut. Zeug, Krempel, Knochen, Weltkriegsgranaten, fette Beute. Die Britin Nicola White ist Schlickforscherin an der Themse und zieht immer wieder hochinteressante Dinge aus dem Schlamm und zeigt sie auf Youtube. Goldgräberstimmung am Uferrandgebiet, aber bitte immer die Flut im Auge behalten.

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Hab in einem schönen Urlaub in der Bretagne, man darf ja mal nostalgisch werden, fast einen Schuh verloren, weil ich bummelig und barfuß auf einem großen Stein am Ufer saß und meine Schuhe auf einem kleineren daneben und die dann von einer Minute auf die andere an mir vorbeischwammen, weil hopplahopp die Flut auflief. Seither beziehe ich immer nur Wohnungen unterm Dach, denn zweimal passiert mir das nicht.

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Ich habe selbst viele falsche Entscheidungen getroffen. Aber eben auch ein paar richtige.

MerzBow | von kid37 um 03:20h | 2 mal Zuspruch | Kondolieren | Link