Mittwoch, 13. Mai 2020
Pandemiepusteblumenfrisurvergleich (Beweisfoto 1)
Hinter dem Schlafraum hatte Man Ray sein Fotolabor eingerichtet, das so eng war, dass nur er allein Platz darin fand. Dort standen auf einer roh gezimmerten Ablage ein altertümliches Vergrößerungsgerät und auf den Regalen an den Wänden diverse Flaschen und Entwicklerschalen sowie ein Stapel sauber beschrifteter Schachteln mit Negativen und Kontaktkopien. Das Durcheinander auf dem Arbeitstisch und der auf den den Dingen liegende Staub verrieten, dass der Künstler in diesem Labor schon lange nicht mehr gearbeitet hatte. (Herbert Molderings, Atelier Man Ray, S. 6.)
Manchmal ist man den großen Vorbildern so nah. Beim Umräumen in den letzten Tagen, während ich zwischendurch immer wieder mal meinen neuen Akkuschrauber kurz anlaufen ließ, ein wohlig schnurrendes Duett gaben wir da beide, stieß auch ich in tieferen Grabungsschichten auf meine Dunkelkammer. Und siehe da: nicht nur verriet der auf den Dingen liegende Staub, daß der Künstler hier schon länger nicht mehr gearbeitet hatte, es fanden sich auch allerlei Entwicklerschalen und Flaschen, sauber beschriftete Kartons mit Negativen und Kontaktabzügen sowie ein als "altertümlich" bezeichenbarer Vergrößerer darin. Fast hätte ich erwartet, daß Herbert Molderings klingelt, der in zeitgenössischen Latzhosen gekleidet Man Ray und dessen Wohnatelier in den 70er-Jahren in Paris besucht, alles durchfotografiert hatte und später ein Buch dazu veröffentlichte.
Das neue Regal strahlt nun Arbeit & Struktur aus, die Arbeit über Kopf hat neuentdeckte Muskelgruppen aktiviert, und meine vom Sturz im frühen Jahr lädierten Hände schmerzen wieder ganz ordentlich, es ist also noch Leben darin. Oder ein Trümmerbruch. Bin also bereit, wenn sich in Hamburg alles wieder öffnet, mich in dunkle Kammern zurückzuziehen oder besser gesagt, den heimischen Rotlichtbezirk. Allzeit bereit!
Derweil beobachte ich fasziniert wie ein moderner Robert Anton Wilson das Summen von Verschwörungstheorien. Ich habe auch eine neue Erkenntnis gewonnen: Covid-19 verwandelt Köpfe in Pusteblumen! (s. Beweisfoto 1) Ob der von Pathologien besessene Hamburger Pathologieprofessor dies wohl bestätigen kann? Morbus Löwenzahn nennt der Pschyrembel dieses Phänomen. Eine der nächsten Auflagen wird dies bestätigen. Weht mir erst der Wind durchs Haar, verstreue ich mich in alle Welt. In tausend kleinen Strahlen.