Sonntag, 28. Juli 2019
Weil ich diesmal irgendwie schlecht zu Fuß war und Wien in den Fängen der Heiligen Eismarie, war mir eher nach Innen und Sitzen. So daß ich dachte, als Buß- und Fürbittgang für innere und äußere Schwäche mache ich mal eine ausgeweitete Kirchentour. Also nicht immer nur Stefansdom, einmal in durch Menschenhände verkeimte Weihwasser tunken, sich an das katholische Erbe erinnern und innere Zwiesprache anzustimmen. Bekanntlich haben aber auch andere Kirchen schöne Opferkerzen, dazu allerlei Prunk und zur Schau gestellte Tafelkunst.
Im katholischen Wien herrscht kirchlich-beschaulich ein anderer Schnack als im protestantischen Hamburg, man sieht - für den reinigenden Schauer - leidende Heilige, durchbohrt, geköpft und verbrannt. Goldene Reliquienschreine, viele Füße, weitere verehrte Gebeine und Fetzen von diesem und jenem, Opferstöcke und Opferkerzen. Dazu gibt es Wlan mit teilweise ganz humorig benannten Routern, Stichwort "Tor zum Himmel" usw. Achtet mal drauf.
Ich habe gar nicht alle geschafft, zumeist aber gut in den Bänken gesessen. Meditiert, den Kopf gehoben und Deckengemälde betrachtet, Seitenflügel und Altararrangements, dazu Orgelproben gehört. Ein eigener Reiseführer würde sich lohnen, in dem der Sitzkomfort der Bänke bewertet wird und auch, ob es neben dem Beichtstuhl auch weitere stille Örtchen gibt. Dominikanerkirche, die üppige Franziskanerkirche, St. Peter, die Votiv-Kirche, ein paar andere kenne ich noch von früheren Besuchen, so wie die Kirche am Steinhof - noch nie aber war ich in der Karlskirche, weil mir das immer zu touristisch oder sonst gerade für den Terminplan nicht passend schien. Man sitzt dort aber, auch das wäre ein Punkt für meinen Reiseführer, sehr schön im Warmen auf den Stufen, wenn die Sonne scheint, und kann den Menschen auf dem Platz zuschauen.