Donnerstag, 16. November 2017
In der Zeitung stand der Artikel einer Soziologin über den heutigen Verhältnissen angeblich angemessene und schickliche und empfehlenswerte Kleidung, bei dem ich mich wunderte, daß sich diese Zeitung mit derart flach Gestricktem überhaupt einkleidete. Wie neulich schon beim Thema Mäntel, die andere tragen, bin ich ja der Meinung, ein jeder sollte sich so kleiden können, wie er oder in diesem Falle sie lustig ist.
Schon allein, weil Mode ja auch eine selbstbefreiende Kraft besitzt. Sie kann ein Schutzmantel sein oder Macht über andere ausüben - und natürlich auch ihre Tücken haben. P. J. Harvey - und die kann nun wirklich alles tragen - hat darüber selbstbewußt gekleidet gesungen. Jocelyn Moorhouse hat zum Thema Mode einen vergnüglich bissigen und wunderhübsch fotografierten Film gedreht.
The Dressmaker ist so eine Art Shakespeare in "Our little Town": eine brillant böse, bittersüße, witzige Rachegeschichte in den 50er-Jahren, mitsamt einem großartigem Ensemble (Kate Winslet, Judy Davis, Alyson White u.a.) und großartigen Kostümen. Und einer großartigen Regisseurin, die beschämenderweise viel zu wenig Filme (u. a. "Proof", "An American Quilt") machen konnte (aus Gründen) und hier beweist, welches Auge für Bilder sie hat und wie geschickt sie Figuren übers Schachfeld führen kann. Die Frauen in The Dressmaker leben zwar nicht an der soziologischen Fakultät von Bielefeld, sondern im Outback auf der anderen Seite der Welt. Demonstrieren aber, welche Macht sie durch schöne Kleider gewinnen. Und welche die hat, die schneidern kann. Kommt ja gleich nach Backen und Reifen wechseln.
>>> Geräusch des Tages: P. J. Harvey, Dress