Donnerstag, 1. Dezember 2016


Gedanken einmotten



Dies ist meine zahme Motte. Otto heißt sie, ein guter Freund, der wie ich in einer Glasglocke lebt. Abends stelle ich ihn in seinem Glas ins beleuchtete Fenster. Wir wollen Eulen anlocken oder Fledermäuse. Für ihn ist das ja wie Haitauchen, ein prickelnder Sport mit den Räubern der Natur. Ich finde es fast ein wenig zu aufregend.

Dennoch dauert Ottos Spiel oft bis in die tiefe Nacht hinein. Bis wir beide etwas müde werden. Erschöpft vom Tag und schlechten Gedanken, imaginär geführten Gesprächen mit Menschen, die man lange nicht mehr mag, oder den ebenfalls schwer gedanklich ausgeführten Übungen an irgendeinem sich vorgestellten Sportgerät, löschen wir dann die als Locksignal benutzte Kerze, schließen die Fenster und begeben uns hinter leise wehenden Vorhängen zur Nacht.

Otto sagt, es liegt ein Schlaf in allen Dingen. Nur finden muß man ihn. Ruhe, oft mißtrauisch beäugt durch längst schläfrige Lider, ist ein Zustand dem man sich auch hingeben muß. Ohne Scham. Auch international dem ein oder anderen bekannte Musikerinnen nehmen ganz leger auf dem Boden Platz, wenn sie mal wieder irgendwo gestrandet sind. Müde bin ich, geh zur Ruh'... Otto schwirrt mit seinen Flügeln dazu.

>>> Geräusch des Tages: Cocteau Twins: When Mama Was Moth