Donnerstag, 5. Mai 2016


Paraphernalia



Ich bin jetzt in dem Alter, wo mich vorzugsweise junge weibliche Verkaufsangestellte ganz putzig finden. Ich stehe dann etwas tatterig vor denen, irgendwelche hochpreisigeren Tand- und Altmannbeschmückungsgegenstände oder Sammlerkram auf der Theke, wie diese sehr hübsch aufgemachte Box Die große Untergangsshow zum Festival der "Genialen Dilletanten" im Berliner Tempodrom 1981, krame umständlich nach so einer Elektrogeldkarte und warte dann lange auf die ersten Synapsenergebnisse meine Geheimzahl betreffend. Manchmal sehr lange. Früher®, doziere ich dann, wäre man ja mit dem Krempel unter dem Arm stilecht abgehauen, was ihr aber angesichts des Gesamtzustands® nur ein müdes, mit einem leisen Anflug von Nachsicht untermaltes Lächeln entlockt.

"Noch lachen Sie", lege ich freundlich nach und erkläre jovial und mit nicht nur einem Hauch von Grandezza widerlicher Großspurigkeit, daß im Alter immerhin das Konto gedeckt sei, während das Maschinchen freudig zu piepsen und kein bißchen rabattig zu rattern beginnt. "Am Monatsanfang vielleicht schon", gibt sie sich nicht geschlagen, und beide singen wir den Seufzergesang.

Früher haste organisisiert, heute wird nur musealisiert. Auch ein wenig zwiespältig, liegt darin auch immer eine Art Grablegung. Die kunsthistorische Festschreibung in einen Kanon, Schilder wie "Bitte nicht berühren", "Die Wiese nicht betreten", "Musik nach zehn bitte nicht so laut". Wobei ich letzteres sehr unterstütze, seit feierfreudige Nachbarn zu allen Uhrzeiten ihren mainstreamscheißgequirlten R&B-Mist vom Balkon rüberdudeln. Wird Zeit vielleicht für die Altmann-Resistance. Ein Panik-Orchester.

Radau | von kid37 um 19:20h | 4 mal Zuspruch | Kondolieren | Link