Samstag, 9. April 2016


Und jetzt eine Rakete!



Eine Raketenstation! Also wenn es darum geht, eine Rakete zu zünden, dann bin ich doch wohl gleich dabei. Schon allein wegen des konfettigetränkten Vergnügens, mehr aber noch wegen der Sozialhygiene. Wen man da alles reinpacken könnte!



Leute, die einem ungebeten angelesene Ratschläge geben, zum Beispiel. Dinge, von denen sie selber keine Ahnung haben, die ihnen aber just irgendsoeine breitbeinig aufgestellte Type gewichtig erklärt hat. Ab in die Rakete und fuiiiiiiiiiii! Leute mit imposant vorgetragenen, monstranzhaft zur Schau gestellten Haltungen und Meinungen, die sie selber gar nicht leben. Ab in die Rakete und fuiiiiiiiii! Leute, denen nach Jahren plötzlich einfällt, daß sie einen oder die Dinge, die man macht, eh noch nie und sowieso nicht leiden konnten. Ab in die Rakete und fuiiiiiiiii! Und all die Leute, die einem morgens auf dem Weg zur S-Bahn im Wege stehen sollen auch die Rakete nehmen. Fuiiiiiiiiiiii!



Aber dann wird einem erläutert, daß es dort gar keine Raketenabschußbasis gibt und auch keine heimlich gemunkelten und noch heimlicher verschwiegenen Verbindungstunnel. Nur Kunst läge da rum, kleine Gebäude und Objekte und Ateliers. Und natürlich das Thomas-Kling-Archiv. Einer, der noch Raketen mit der deutschen Sprache gezündet hat. Fuiiiiiiiiiiiii!



Also wandert man nur so herum, wild deklamierend, gestikulierend oder still verzückt. Schaut Weidenkätzchen an Brutalbeton oder sich sonnende Dachhasen mit Mißmutblick. Nimmt sich einen Stuhl, schaut wie ein Fisch aus dem Aquarium.



Tankt Rost, denn auch das ist Kunst, wie ein Hinweis versichert. Darf man sogar streicheln, ganz anders als im Museum. Das fördert die Oxydation und das Begreifen. Hört den Wind pfeifen und pfeift ein Lied dazu, singt im Echoraum und lauscht dem Atmen der Steine.



Immer schön weitermachen, heißt es. Bögen ziehen, Kreise schließen, Vergangenes nicht schmähen, wenn man den Blick nach vorne hält. "Ich bin entspannt", sage ich. Bestimmt dreimal am Tag.