Freitag, 29. November 2013


Der schwarze Blitz

Bleiben wir gedanklich im schönen Österreich. Der Winter naht, schon manche Zeit hat man das Gefühl, Eissplitter lägen senkrecht in der Luft, ein Geruch stellt sich ein von erstem Schnee und bäckchenfrischem Frost.

Und Wintersport. "Zum Skifahren fahre ich sowieso ohne dich", verkündete mir, Jahre ist es her, einst unbekümmert eine Freundin. Na Servus, Gruezi und Hallo, dachte ich erstaunt. Das ist ja mal ein starkes Stück. Konnte besagte herzerfrischt vor sich hincharmierende Dame doch gar nichts ahnen über meine Stand- und Schußqualitäten auf den Brettern, die vielen eine eisige Welt bedeuten. Dabei sind Kinder aus dem Bergischen, die sozusagen nur zwei Zugstationen von Winterberg und dem Kahlen Asten aufgewachsen sind, geborene Lords of the Boards. Als König der auch zur inneren Bindung allzeit Bereiten bin ich ein wahrer Wunderwedler, ein Pistenpflug, ein Skihaserlschreck und Salonslalomlöwe. Ein Hansi Hinterseer der Blogger-Loipe.

Und einmal, das ist auch nur wenigen bekannt, bin ich eine Olympia-Bobbahn zu Fuß und fröhlich pfeifend hochspaziert. In Berchtesgarden war das. Gut, und es war Sommer. Und möglicherweise nicht erlaubt. Sowieso: Genau genommen weiß ich alles, was ich über das Skifahren weiß, vom "schwarzen Blitz". Dem Sailer Toni nämlich, ein g'sund schauender Wirbelwind auf zwei Brettern, der in kühner Rasanz die Filmleinwand entlanggerauscht kam und mit einer kecken Kehre und weißbezahntem Lächeln vor einem feschen Hüttenmadl zum Stehen kam, um eine Limonade zu erbitten. Im November geboren, wußte er, daß nur das Herz einer Frau im Winter wärmen kann. Aber welche wählen, wenn es heißt Zwölf Frauen und ein Mann - und nur zwei eine dabei Ringelstrümpfe trägt? Man versteht mich selbst hoffentlich besser.

Ein Mensch, der Toni jetzt, ehrlich und heimatverbunden, die Ferne konnte ihn nicht locken, das hatte er probiert. Aber danach wußte er: Am Fujijama blüht kein Edelweiß. Nur manchmal, an Sonntagnachmittagen, kam er auch zu uns in unser Fernsehgerät, um mich zur Skigymnastik zu ermuntern. Da sah man, daß er auch ein Musikant war, so wie ich. Und er sauste durch den Schnee, fröhliche Menschen hinter ihm drein, als seien es Twitter-Follower. Und dabei spielte er, ganz glückberauscht, auf seinem Bandoneon. Wie hier, als Schwarzer Blitz. Und die Resi hat ihn zum Skifahren nicht sitzen lassen. Die fuhren quasi Hand in Hand.

Ist aber auch schon tot. Der Toni.