Sonntag, 26. Februar 2012


Wackelkandidaten



Herrlicher Sonnenschein heute, da will man nicht unter der mit schwarzer, viktorianischer Spitze versehenen Marquise Markise liegen, sondern raus, raus, raus. Im experimentellen Selbstversuch, wie sich die allgemeine Wackligkeit und Visuseinschränkung auf dem Rad auswirkt, habe ich mein treues Gefährt ächzend aus dem Winterschlaf geweckt, aufgepumpt und notdürftig saubergewischt. Dabei eine beklemmend-interessante Entdeckung im Radkeller gemacht: Dort, wo bislang nur Baumarkt- und Gerümpelräder standen, hat sich nun ein Raleigh mit Brookssattel dazugesellt. Gentrifizierung allerorten, sie rücken immer näher. Nun, vielleicht sind es ja nette Leute. Vorsichtshalber habe ich mich heute aber mit Helm auf meinen eigenen Brookssattel geschwungen, nicht wegen der neuen Leute, mehr der Situation geschuldet, von der der Konditionseinbruch durch Winterpause und Flachliegen nur bescheidener Teil sind.

Dementsprechend langsam ging es voran, und mächtig verschwitzt, die kleine Runde runter an die Elbe, viel Betrieb bereits am neuen Café, im Frühjahr wird dort kein Durchkommen sein. Mein Tablett, das mal am Rande erwähnt, kann übrigens auch GPS. Ich weiß, ihr habt alle Smartphone oder wie das heißt und kennt das schon lange, ich aber war jetzt doch erstaunt, ein rotes Kreuz (nicht der Sanitätsdienst) auf der Straßenkarte zu entdecken, nur zehn Meter von meinem tatsächlichen Standort entfernt. Was es alles gibt. Und was die jetzt alles über mich wissen! Fast so viel wie ihr.