Mittwoch, 7. Dezember 2011


Liebe Werbepsychologen, 8

Eigentlich wollte ich bloß einen CD-Player kaufen für die Küche. So was mit CD. Und Radio. Und CD. Und bitte nichts, was aussieht, wie ein Designverbrechen wahnsinnig gewordenes, mutiertes Insekt, das aus den Weiten des Weltraums zu uns gefunden hat. Gibt es natürlich alles nicht für die Küche. Also mit CD. Und Radio. Und CD.

Dann dachte ich, egal, bevor nur noch die Dinge im Kühlschrank zu dir singen, nimm einfach was modernes, sei spontan, Hauptsache CD. Und Radio. Und CD. Dann las ich die Beschreibung, die es verdient, hier in breiterer Länge zitiert zu werden:

Reiselustiges CD-Radio mit MP3-fähigem USB-Eingang, AUX-Eingang und integrierter Uhr mit Weckfunktion.

Die xxx ist eine nomadische Stereoanlage, deren pfiffiges
Produktdesign den Kassettenrekorder für das Hier und Jetzt übersetzt.

Seinen Gegenwartsbezug stellt das quirlige Gerät zuvorderst über Anlaufstellen für mobiles Audioequipment her. Der AUX-Eingang der xxx sorgt für den kulturellen Austausch mit externen Audiokomponenten wie CD- und MP3-Playern. Das namensgebende Kassettendeck des Kassettenrekorders ersetzt die Stereoanlage durch einen MP3-fähigen CD-Player. Abgerundet wird das Funktionsangebot des Gerätes durch einen integrierten Radioempfänger.

Eine sinnvolle Zusatz-Funktion des xxx ist die integrierte Uhr mit Weckfunktion, die die Kompaktanlage zu verantwortungsvollen Weckarbeiten im Schlafbereich und anderen Koordinationsaufgaben qualifiziert.

Die Raumforderung des CD-Radios ist im direkten Vergleich zu anderen Stereoanlagen höchst übersichtlich, sodass selbst gut befüllte Schreib- und Nachttische als Aufstellort in Frage kommen. Gleichgültig, ob im sesshaften oder im nomadischen Betrieb erfreut das xxx mit seinem breit grinsenden, jugendlichen Design.


Ich meine, "verantwortungsvolle Weckarbeiten im Schlafbereich". Da muß man doch mit erschöpft dreckiger Lache einräumen: Diese Übersetzungstrafos dichten besser als ich so mancher, der es absichtlich versucht. Und der "Kulturaustausch zu den anderen Komponenten". Seßhaft oder nomadisch, ganz egal, dieser jugendlich breite Grinser macht alles mit! Unheimlich. Der wird noch wie ein Automatenmensch aus der Romantik durch meine Wohnung wandern, Nomadenzelte vor den Heizkörpern aufschlagen oder unter meinem Schlaflager verantwortungsvolle, aber möglicherweise geräuschentwickelnde Arbeiten ausführen. Ich glaube, ich mache vorerst einfach weiter Karaoke zu den Geräuschen des Kühlaggregats.

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