Dienstag, 30. August 2011
Zuletzt kehrte ja so etwas wie Totenruhe ein in der ansonsten so ausgelassen und munter synkopierten Reiehe Mit toten Tieren durch das Jahr, so daß ich mich genötig sehe, wenigstens ein paar Eindrücke und Schätze zu teilen, deren ich in letzter Zeit habhaft werden konnte. Die beiden Bildbände Die präparierte Welt und Animalia eint eine der Zeit enthobene, nostalgische Ästhetik, die an sepiagetönte Plattenkameraufnahmen erinnert. Geringe Tiefenschärfe und ein Schwerpunkt auf Details führen den Blick ins Imaginäre, in die Schattenzonen, den unwirklichen Zwischenbereichen, bei denen man unsicher ist, ob wir uns noch im Diesseits oder Jenseits befinden. Im Fall von Die präparierte Welt fällt die Entscheidung noch leicht, die Fotos von Philippe Bréson sind im Naturhistorischen Museum in Wien entstanden. Diese Tiere sind ganz sicher tot, wirken aber oftmals wie lebendig.
Anders bei Henry Horenstein. Seine Fotos sind in Zoos und Aquarien aufgenommen worden, und doch sehen die porträtierten Tiere oft starr und unwirklich aus, wie in einem schweren Traum erstarrt, daß man meint, sie seien Präparate. Horenstein, der sich einen Namen als (Country-)Musikfotograf gemacht hat, läßt eine auffällige Ruhe in seine Tierfotografien einfließen, so als hätte er bei der Arbeit hundert Jahre Zeit gehabt und verlange dies nun auch von uns. Ein kontemplativer Zoobesuch, wie man ihn sonst nur in den Sälen der letzten Dinge im Wiener Prachtbau der Naturhistorie erlebt. Schöne Ergänzungen also, am besten zur beginnenden Nacht betrachtet.
Henry Horenstein. Animalia. Rom: Contrasto, 2008.
Philippe Bréson. Die präparierte Welt. Wien: Brandstätter, 1994.