Montag, 17. Januar 2011
Einer reichlich entglitzerten Woche den frühen Freitag abgerungen, stille Freude auf eine Heimkehr noch vor der Tagesschau (früher: ...till the cows come home). Mit den letzten Seiten des Stadlers in der U-Bahn bequem gemacht, bis zum vorzeitigen Zugstillstand, Feuerwehreinsatz am Berliner Tor, Umwege also mit der S-Bahn, deren eine Linie zuerst ausfällt (Zugschaden), dann aber doch noch fährt. An der Station geht der Einsatz gerade zu Ende, Transportwege werden freigeräumt, Menschen in orangefarbenen Westen drängen hektisch, man spürt schon, das sind zu viele, das sieht nicht so gut aus, als schon die Rolltrage vorbeieilt und dazu Bilder, die ich auch nicht hätte sehen müssen, unablässig pumpende Hände, denen man wünscht, daß ihnen die Kraft nicht versagt, der aufgeblähte Bauch, der wie ein bleicher Walfisch auf den Strand geworfen unter den rhythmischen Stößen hilflos hin- und herwogt.
Die Kinks singen and the kitchen sink is leaking, auch das ist wie aus dunklen Tiefe einer anderen Epoche gehoben, ich betrachte die tintenfleckigen Finger, denke an die eigene frivole Buchhaltung dieser Woche: die schicksalstaggeplagte Frau, immer Zigarette rauchend, zwei Kinder und ein totgeglaubter Mann, dabei innerlich immer aufrecht, immer widerborstig, eingeklebt in eine heimatmuseal nachgestaltete, nostalgische Vergangenheitsbebilderung, Sepia-Resistance wie die großen Produktionsfirmen sie sich vorstellen.
Wie manche immer unzufrieden sind, ihnen nie etwas gut genug ist. Immer just das falsche Restaurant, die guten Plätze immer zu weit hinten, die Möbel immer zentimeterweit am falschen Platz. Und das sind nur die banalen Dinge, die lächerlichen, aber an so einem Freitag, wenn die Bäuche pumpen und wir nur Alkohol im Regen am Büdchen trinken, nehmen, was da ist, während wir auf den Ersatzbus warten, denke ich, mein eigner Ein-Mann-Widerstand, schön nostalgisch in ein heimatmuseales Erinnerungsbuch verpackt, ganz so, als wäre es von TeamWorx ausgestattet, fick dich einfach.