Montag, 19. Juli 2010
Ein summendes Wochenende. Vor einiger Zeit lernte ich einen Engländer kennen, der sich als maritimer Nachbar entpuppte. Er wohnt fünf Minuten von hier auf einem Hausboot, wo ich ihn jetzt endlich mal besuchte. Bei ein paar Bieren auf dem Oberdeck und entspanntem Fugazi-Hören, hielt ich meine Beine in die Sonne und bewunderte die lebenskünstlerische Einrichtung mit eigenem Proberaum und Panoramafenstern Richtung Abendrot. Ich bin begeistert über diese zahlreichen versteckten kleinen Idylle in diesem Stadtteil, der immer mehr zur letzten Zuflucht wird. Neulich bereits die Überraschung, als das halbe Treppenhaus vollstand mit jungen Leuten, nur weil im dritten Stock eine Wohnung zu vermieten war. Der japanischen Studentin in der Schlange der Wartenden flüsterte ich zu: "Nimm die!" (den Satz, Oben gibt es Reis, Baby! unterdrückend). Jetzt heißt es abwarten.
Der Bürgermeister summte aus und mit ihm auch die Kultursenatorin, die zuletzt vor allem vom nach Berlin entflohenen Daniel Richter scharf angegriffen wurde. Ihr blieb nur plumpes Nachtreten (wo selbst ich souverän geblieben wäre) und nun der Rücktritt, bitte, danke. Falls den Posten keiner will - meine Mailadresse steht da links.
Aber so ist das immer im Leben. Die Bienen verschwinden auf geheimnisvolle Art und immer so plötzlich, dafür kommen die Wespen. Und immer so plötzlich. Der Besuch gestern im Leuchtturm meldete freudestrahlend fürs Logbuch: "Käpt'n, Sie haben Wespen im Dach!" - Und tatsächlich, ich habe Wespen im Dach. Eine kleine Flugschau von Gelbgeringelten schickt sich mit herbeigeschafftem Baumaterial am Leib daran, unter die Dachziegel zu verschwinden. Bericht von den Marmorklippen: Beim Versuch, die Bleischürze, unter die sie kriechen, mit einem Gummihammer fester auf den Dachziegeln zu verdengeln, von einer kleinen Einheit Kamikazeflieger angegriffen worden. Mein Daumen ist jetzt ein Tischtennisball, aber der Gegner hat auch Verluste zu beklagen. Es bleibt jetzt also wie es ist, im späten Herbst sind die eh alle tot. Darauf einen Erdbeerwein im Abendrot.
Den Sonntag am Wasser verbracht. Den Booten nachgeschaut, den Picknickkorb geplündert, die Füße eingetaucht, die Wolken studiert. It's a mad world gesummt, noch mal den Booten nachgeschaut, über Lilien-Porzellan geredet, solche Dinge. Wie man am Ende immer alles begraben muß. Am besten, man fängt mit der Hoffnung an.